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Abschied vom Londoner Silber-Fixing

Das Londoner Silber-Fixing soll nach 117 Jahren eingestellt werden, wie eben bekannt wurde…

Glückwunsch an alle Beteiligten! Die Profitmacher müssen mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden sein. Nun haben sie den Markt für physisches Silber ihres Referenzwertes beraubt, ohne für eine Alternative zu sorgen oder zumindest eine vorzuschlagen. Und das auf Kosten der hohen Liquidität, von der alle Marktteilnehmer profitierten.

Wenn man vom Zweiten Weltkrieg absieht, fand der Londoner Silber-Fix mindestens seit 1897 täglich statt (und mit großer Wahrscheinlichkeit bereits früher). Aber am 14. August dieses Jahres möchte die London Silver Market Fixing Limited diese Silberpreisfestlegung nun einstellen. Als Ergebnis müssen sowohl Käufer als auch Verkäufer mit höheren Preisen auf dem Großhandelsmarkt rechnen.

Die Deutsche Bank kündigte bereits im Januar an, ihren Platz beim Gold- und Silber-Fixing aufzugeben. Nun scheinen auch die beiden verbleibenden Banken, HSBC und die Bank of Nova Scotia, zu der Überzeugung gekommen zu sein, dass ein einziger Preis, zu dem das größte Auftragsvolumen abgewickelt wird, offensichtlich überholt sei und beschlossen, sich daraus zurückzuziehen. Was mit den Verträgen geschieht, die auf dem Silber Fix basieren, könne zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden.

Möglicherweise wissen wir es heutzutage tatsächlich besser als sämtliche Experten seit der viktorianischen Zeit. Vielleicht machten auch die Banken einfach nicht genug Geld mit diesem regelmäßig um 12 Uhr stattfindenden Vorgang. Und unter Umständen waren sie es auch einfach leid, ständig erneut erklären zu müssen, wie diese Preisfindung funktioniert. In jedem Fall haben sie es versäumt, öffentlich Stellung zu beziehen und den Prozess und den daraus resultierenden Bezugswert zu verteidigen. Rechtsstreitigkeiten und Diskussionen mit den Kontrollbehörden setzten ohne Frage ebenfalls dem zu, was einst lediglich als einfacher und kosteneffizienter Service galt. Auch kann man nicht gerade behaupten, dass es sich lohnt, einen Sitz beim Fixing zu haben. Von daher hat es auch die Deutsche Bank bislang nicht geschafft, einen Nachfolger zu finden, der ihr den Sitz abkaufen würde. Nicht einmal eine der Edelmetall-handelnden Großbanken Chinas war zur Übernahme bereit. Deutschlands größtes Kreditinstitut könnte die Suche auch genauso gut aufgeben.

Was das Gold-Fixing angeht, so ist davon auszugehen, dass es auch weiterhin bestehen bleibt. In jedem Fall trifft dies auf den Nachmittags-Fix um 15 Uhr zu, vielleicht aber auch auf die zweite Preisfindung um 10:30 Uhr. In letzter Zeit wurden auch Manipulationsvorwürfe gegenüber dem Gold-Fixing erhoben, die jedoch nicht bewiesen wurden. Und schließlich brauchen die weltweiten Regierungen und Zentralbanken auch einen Benchmark, um den Wert ihrer immensen Goldbestände einschätzen zu können. Ferner kontrollieren diese die Aufsichtsbehörden und könnten eingreifen und zum Umdenken aufrufen, sollte man tatsächlich auch die Abschaffung des Tagespreises von Gold in die Tat umsetzen wollen. 

Gold ist für den freien Markt von größerer Bedeutung, da seine täglich auf dem Londoner Edelmetallmarkt gehandelte Menge die von Silber um das Zehnfache übertrifft. Wiederum stimmt es, dass Silber für die Industrie das wichtigere Edelmetall ist (hier können Sie mehr Information über die Nachfrage und industrielle Verwendung von Silber erhalten). Aber auch die Bankmanager können erkennen, dass für eine hohe Liquidität diese Preisfindung unabdingbar ist und nicht mit dem Handel von physischem Edelmetall beziehungsweise den an den Börsen abgewickelten Terminkontrakten zwischen Kunden und Brokern verglichen werden kann.

Was auch immer bei dem Silber-Fixing des Großhandelsmarktes herauskommen sollte, so bleibt die Handelsplattform der weltweit größten Online-Edelmetallbörse BullionVault davon unberührt, wo Privatanleger auch weiterhin in einem offenen Wettbewerb untereinander physisches Gold und Silber handeln können, zu Preisen, die sie selbst notieren.

Aber sicherlich wird es auch beim Silber in absehbarer Zeit einen anderen Referenzwert geben. Die London Bullion Market Association ist bereit, sich darum zu kümmern. Deren Geschäftsführer berichtete am Mittwoch, dass man Rat einhole, um auf bestmögliche Art und Weise bald wieder einen Preismechanismus gewährleisten zu können. Eben veröffentlichte die LBMA auch auf ihrer Webseite, sich für entsprechende Beratungen mit Marktteilnehmern, Behörden sowie potentiellen Verwaltern zu treffen

Die britische Aufsichtsbehörde FCA verkündete im vergangenen Monat, dass die Gold- und Silber-Referenzwerte „zum Vorteil des Marktes wären“ und sie bereit seien „einzugreifen“, falls es zu wenige Banken gäbe, um täglich einen einzigen Market-Clearing-Preis zu ermitteln.

Unterdessen kamen bereits Gerüchte auf, dass auch ein Schweizer Handelshaus starkes Interesse am Silber-Fixing geäußert haben soll. Ebenso wie einige asiatische Banken. Falls diese die Lücke schließen möchten, die von den bisher beteiligten Banken zurückgelassen wurde, wäre es natürlich möglich, dass jedoch zukünftig dieser Vorgang nicht mehr von Aufsichtsbehörden in Großbritannien, den USA oder Deutschland reguliert werden könnte.

Eine wirklich großartige Leistung, zu der man nur gratulieren kann!

Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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