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Wer sind heutzutage die großen Silberkäufer?

Letzter Teil in unserer Reihe zum Thema Silberanlagen und Industrienachfragen…

Trotz des finanziellen Aspekts ist Silber nach wie vor in erster Linie ein Industriemetall, schreibt Miguel Perez-Santalla von BullionVault.

Die Industrie verbrauchte in 2012 knapp 466 Millionen Feinunzen an Silber. Wir sprachen bereits über Photovoltaik und ihre Auswirkung auf die Silbernachfrage sowie die Lücke, die durch den Wegfall der vordigitalen Fotografie entstand. Wer ist es also, der heutzutage Silber in großen Mengen kauft?

Nun, Silber wird verstärkt im Bereich der Elektronik und für Katalysatoren verwendet. Und eine schnell wachsende Branche, die ebenfalls viel Silber benötigt, ist die Herstellung von Ethylenoxid (ein farbloses Gas, das zu der chemischen Stoffgruppe der Epoxide gehört).

Ethylenoxid (EO) wird für die Herstellung von Frostschutzmitteln, Polyester, Wärmeträgerflüssigkeiten, Gastrocknungsanlagen und Lösungsmittel benötigt. Des Weiteren findet es Verwendung in den Bereichen der Kosmetik, Pharmazie, Schmiermittel, Seifen, Waschmittel, Gasreinigung, Emulgatoren und Dispersionsmittel. Aufgrund der vielseitigen Eigenschaften dieser reaktiven Chemikalie hat durch deren zunehmende Anwendung auch der Silbermarkt profitiert. Denn für die Herstellung von EO wird als Katalysator Silber verwendet.

Etwa 90% der Nachfrage nach Silber als Katalysator kommt aus der EO-Produktion. Laut Metals Focus Ltd wächst der EO-Markt seit 30 Jahren kontinuierlich. In 2002 benötigte diese Branche 100 Millionen Feinunzen Silber und wird Prognosen nach bis zum Jahr 2017 vermutlich 225 Millionen Feinunzen pro Jahr konsumieren. Dies würde dem historischen Höchststand aus der Fotoindustrie nahekommen. Allerdings wird der EO-Markt wohl nicht weiter in der jetzigen Geschwindigkeit wachsen, weil Verbraucher nun in der Lage sind, das Silber von dem Katalysator zurückzugewinnen. Von daher wird die Nachfrage wohl zu einem bestimmten Punkt anfangen zu stagnieren oder eventuell sogar zurückzugehen.

Geographisch betrachtet sind die Vereinigten Staaten der größte Verbraucher von Silber. Sie sind außerdem der größte Konsument von Silberschmuck. In den letzten Jahren hat sich die Nachfrage nach Silber für die Schmuckherstellung stabilisiert. Aufgrund der hohen Preise für Gold suchen viele Konsumenten nach einem Material, mit dem sie Gold ersetzen können. Jedoch ist denkbar, dass es durch den jüngsten Sturz des Goldpreises für Silber schwieriger wird, seinen Marktanteil zu behaupten.

Was ist mit dem anderen großen Verbraucher von Silber – dem Anlagebereich? Nun, Investitionen zählen nicht zu den Hauptnutzern. Denn es geht hierbei um Anleger, die je nach Marktlage jederzeit ihre Investition durch eine andere ersetzen können. Momentan hält der SLV (der größte börsengehandelte Silberfonds bzw. -ETF) 320 Millionen Feinunzen Silber. Laut Statistiken von 2012 repräsentiert diese Menge 31% des jährlichen Silberangebots weltweit.

Dies stellt einen bemerkenswerten Überhang dar, wenn die Menge auf den Markt zurückkommt. Silberanlagen sind insgesamt deutlich gestiegen, und zwar nicht nur auf dem ETF-Markt, sondern auch bei Münzen und Medaillen. Weltweit stieg der Verkauf von Münzen und Medaillen seit 2002 um nahezu 250%. Es stimmt, dass dies nur die Hälfte des Verbrauchs ist, den wir bei Schmuck sehen. Aber wenn man auch ETFs und physische Investmentprodukte hinzunimmt, so übersteigt die Menge deutlich die von Schmuck.

Welche Bedenken gibt es dann für Anleger? Und was passiert, falls das Silber auf den Markt zurückkommt, der sich schließlich in den Händen der Investoren befindet? Welche Auswirkungen hätte ein Preissturz? Und was passiert, wenn der Preis steigt?

Das Interessante an Silber ist, dass wenn der Preis sinkt, die Nachfrage aus der Industrie und der Schmuckbranche steigt, weswegen wieder mehr konsumiert wird. Dies kann zeitlich etwas versetzt geschehen, wird aber irgendwann eintreffen. Auf der anderen Seite wird bei niedrigen Preisen in den Minen weniger Silber gefördert, da dies dann nicht mehr so rentabel ist. Dadurch wird aufgrund der Marktgesetze der Preis letztendlich wieder nach oben getrieben.

Falls der Preis eine neue Höchstmarke erreicht, führt dies für gewöhnlich zu einer hohen Liquidation von Edelmetall, und zwar von Altsilber genauso wie Investments. Dadurch werden die Marktpreise automatisch auf einen Stand korrigiert, der das verfügbare Material unterstützt. Wenn Tafelsilber als Währung gelten würde, wäre natürlich alles möglich. Dann würde der Silberpreis wohl bislang ungeahnte Höhen erreichen.

Grundsätzlich bleibt Silber unentbehrlich. Es ist ein Metall, auf das heute nicht mehr verzichtet werden kann. Es wird immer Verwendungen dafür geben – und somit auch die Nachfrage danach. Seine Schönheit und Bedeutung als Wertaufbewahrungsmittel machen dieses Edelmetall ebenso zu einem wichtigen Bestandteil eines jeden Portfolios wie es seine physikalischen und chemischen Eigenschaften tun. Ebenso wie Gold bleibt auch Silber weiterhin als Besitz sinnvoll.

Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.

Miguel Perez-Santalla ist ehemaliger Vize-Präsident von BullionVault in den USA, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Er hat 30 Jahren Erfahrungen im Edelmetall-Geschäft, ist regelmäßiger Referent bei Branchenveranstaltungen und war zuvor unter anderem für das internationale Edelmetallunternehmen Heraeus tätig.    

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