Die Gold-Strategie
Neben Gold sollte man zur Vermögenssicherhung auch Silber in physischer Form besitzen, schreibt Jürgen Fröhlich vom Goldreporter.de
und erläutert, warum das so ist, in dem er die Vorzüge der beiden Edelmetalle auf Basis folgender Kriterien gegenüberstellt: Vergänglichkeit, Lagerung/Mobilität, Kosten, Wertsteigerungspotenzial, Besitzrisiken und Krisengeld-Funktion.
1. Vergänglichkeit
Gold
Gold ist praktisch unzerstörbar. Es rostet nicht und lässt sich nur mit einer speziellen Säuremischung zersetzen. Heute eingegraben, verbreitet es auch in 1.000 Jahren noch den gleichen erhabenen Glanz. Reines Gold ist jedoch sehr weich und somit empfindlich gegenüber Stößen und Abrieb. Es empfiehlt sich deshalb vor allem Münzen entsprechend schützen (z.B. Goldmünzen in Kapseln/Röhren aufbewahren).
Silber
Silber ist etwas härter als Gold und nutzt sich mechanisch weniger stark ab. Es wird in der Industrie aber regelrecht (unwiederbringlich) verbraucht. Silber kann nach einiger Zeit schwarz anlaufen, denn es bildet sich auf der Oberfläche nach einiger Zeit Silbersulfid. Das sieht zwar nicht schön aus, lässt sich aber entfernen. Deshalb sollte man Silber möglichst luftdicht lagern (Barren in Folie eingeschweißt lassen; Münzen in Tubes/Röhren). Denn so verringert man Verunreinigungen. Beim Wiederverkauf sollte das Silber möglichst makellos aussehen.
2. Mobilität/Lagerung
Gold
Mit Gold lassen sich größte Werte unproblematisch transportieren. Der Gegenwert von 30.000 Euro hat quasi Platz in einer Zigarettenschachtel.
Silber
Silber ist bei gleicher Anlagesumme rund 60-mal schwerer als Gold. In Sachen Lagerung und Mobilität ist das weiße Metall deshalb gegenüber Aurum klar im Nachteil. Mehr Lagerplatz und höheres Lagergewicht muss eingeplant werden.
3. Kosten
Gold
Auf Anlagegold entfällt beim Kauf keine Mehrwertsteuer. Goldbarren kann man somit zu Kosten erwerben die nur wenige Prozent (1% bis 2% bei größeren Barren) über dem reinen Materialwert liegen. Sein Geld kann man somit äußert günstig in Gold anlegen.
Silber
Hier zahlt man beim Kauf im Edelmetallhandel Mehrwertsteuer von 7 Prozent (Münzen, Münzbarren) oder 19 Prozent (Barren). Das heißt, der Wert des Silbers muss erst um diese Prozentzahlen steigen, damit man „Gewinn“ macht. Dieser Umstand ist aber nur bei kurzfristiger Anlagestrategie bedeutsam. Auf lange Sicht gibt es genügend Argumente, trotzdem in das „teurere“ Silber zu investieren.
4. Wertsteigerungspotenzial
Gold
Der nominale Wert des Goldes steigt bei Inflation. Seine Nachfrage steigt zudem, wenn Unsicherheiten über das Finanz- und Geldsystem zunehmen. Abgesehen davon, wird Gold vor allem in der Schmuckindustrie nachgefragt. Das Goldangebot aus Minenproduktion ist auf lange Sicht rückläufig. Dass der Goldpreis vor allem ein Indikator für die Entwertung des Papiergeldes ist, zeigt seine Entwicklung seit Mitte der 70er-Jahre. Seit dieser Zeit haben unsere Währungen kontinuierlich an realer Deckung verloren. Heute wird die Geldausgabe durch keinen real-wirtschaftlichen Faktor mehr begrenzt. Solange dies der Fall ist, wird der Goldkurs ausgedrückt in diesen Papierwährungen steigen, solange die Menge dieses Geldes weiter zügellos vermehrt wird.
Silber
Silber gilt gegenüber Gold als unterbewertet. Zu dieser Einschätzung kommt man über die Beurteilung der Preis-Relation der beiden Edelmetalle über die vergangenen Jahrhunderte hinweg. Im historischen Mittel der vergangenen Tausend Jahre kostete eine Unze Gold rund 17 Unzen Silber. Heute muss man für eine Unze Gold etwa 60 Unzen Silber bezahlen. Silber war früher ein bedeutendes Währungsmetall und wurde in den vergangenen Jahrhunderten systematisch demonetisiert. Man spricht von einer künstlichen Drückung des Silberpreises in der modernen Welt (daran haben Banken jahrzehntelang verdient - quasi als Geschäftsmodell) und einer zwangsweise Rückkehr zum früheren „Wechselkurs“, früher oder später. Weiterer Grund: Silber wird industriell verbraucht, Gold ist unvergänglich (quasi alles jemals geförderte Gold ist noch vorhanden). Silber wird gegenüber Gold also immer knapper.
5. Besitzrisiken
Gold
Skeptiker ziehen in Erwägung, dass der Goldbesitz irgendwann staatlich wieder reglementiert werden könnte, wie in den USA zwischen 1933 und 1972 (Zeit des Goldstandards). Gold war jahrhundertelang wichtiger Bestandteil von Währungssystemen. Auch wenn man es derzeit als unwahrscheinlich ansehen muss, der Einzug größerer Goldbestände gegen einen fixierten Unzenwert im Rahmen eines neuen Goldstandards ist theoretisch möglich – wenn auch zu weit höheren Preisen als derzeit.
Silber
Dieses Edelmetall gilt im Zusammenhang mit staatlichen Verboten als „sicherer“, da Silber deutlich stärker in der Industrie verwendet wird und somit kaum von einer solchen theoretischen Zwangsmaßnahme betroffen sein dürfte.
6. Krisengeld-Funktion
Gold
Gold kann in schweren Krisen (z.B. Krieg, Hyperinflation) sehr schnell, sehr hohe Werte annehmen. Die Konsequenz: Mini-Mengen zum Bestreiten des täglichen Lebens (0,1 Gramm Gold für ein Brot?) lassen sich nur schwer handeln. Gold eignet sich dann vor allem für größere Anschaffungen (Auto, Haus etc.). Hier kommt dem Edelmetall seine große Wertdichte zugute. Der 100-Gramm-Goldbarren lässt sich leicht und unbemerkt transportieren. Ganze Vermögen können so bequem von Ort zu Ort bewegt werden.
Silber
Silbermünzen dürfte sich im Zweifel als das Krisengeld Nummer 1 (Ersatzwährung) entpuppen. Deren Wert/Nominal eignet sich zur täglichen Grundversorgung. Silbermünzen werden mittlerweile in großen Stückzahlen hergestellt (Philharmoniker, Maple Leaf) und erfahren dadurch eine immer größere Verbreitung und Bekanntheit.
Fazit
Wie man den Argumenten entnehmen kann, ist es sinnvoll, sein Vermögen mit Gold und Silber gleichermaßen abzusichern. Von steigenden Systemrisiken profitiert der Goldpreis derzeit noch stärker. Das Gold-Image als sicherer Hafen ist weitreichend bekannt. Auf Silber kommt die breite Masse an Investoren vermutlich erst über den künftigen Preisanstieg und die wahrscheinliche Knappheit des Goldes in wirklichen Krisenzeiten („Gold Run“, „Silber als Gold des kleinen Mannes“). Wie schnell der Silberpreis aber gegenüber Gold aufholen kann, haben die letzten Wochen gezeigt.