Gold bewegt sich seitwärts vor Veröffentlichung des FOMC-Sitzungsprotokolls
Die Goldpreise verharrten am Mittwochvormittag in London unterhalb der 1300 USD-Marke, da sowohl die starken Immobiliendaten als auch die amerikanischen Aktienmärkte die US-Wirtschaft stärkten. Um 10:45 Uhr notierte der Spotpreis für Gold 1.294 USD je Feinunze.
Ein derzeit starker US-Dollar belastete ebenfalls den Goldpreis.
Silber bewegte sich nahe dem 2-Monatstief, auf das es gestern fiel, und wurde am Mittwochvormittag zu 19,47 USD je Feinunze gehandelt. Andere Edelmetalle gerieten ebenfalls unter Druck, so dass Platin 1.430 USD und Palladium 877 USD je Feinunze verzeichneten.
Während die US-Aktienmärkte leicht zulegten, kam die Rallye, welche die europäischen Indizes in den vergangenen Tagen hinlegten, zu einem jähen Ende. So rutschte der deutsche DAX um -0,41%, der britische FTSE um -0,29% und der französische CAC 40 um -0,45%.
Sowohl Silber- als auch Gold-ETFs stockten in dieser Woche ihre Bestände auf. Der weltweit größte mit Gold unterlegte börsennotierte Fonds, der SPDR Gold Trust (NYSE Arca: GLD), wuchs um 0,19% und besitzt nun 799,19 Tonnen Gold. Der SPDR Gold Trust gehört zu den zehn größten Gold-Inhabern weltweit, und renommierte Hedgefonds-Manager wie George Soros und John Paulson halten Anteile daran.
Die Goldpreise gerieten am Dienstag ins Rutschen, nachdem die US-amerikanische Statistikbehörde verkündete, dass die amerikanischen Neubaubeginne und Baugenehmigungen besser als erwartet ausfielen. Die Zahl der im Juli begonnenen Neubauten stieg gegenüber Juni um 15,7%. Dieser Anstieg deutet darauf hin, dass sich der Immobilienmarkt erholen konnte, nachdem er in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres ins Stocken geriet. Ferner geht aus dem US-Immobilienmarkt-Index, den die National Association of Home Builders (NAHB) am Montag veröffentlichte, ebenfalls hervor, dass die Stimmung am US-Immobilienmarkt auf einen Wert von 55 stieg, ein Zuwachs von 2 Punkten im Vergleich zum Vormonat.
Unterdessen warten Investoren auf die Veröffentlichung des FOMC-Protokolls, das im Laufe des heutigen Spätnachmittags veröffentlicht werden soll. Das FOMC-Meeting ist die Sitzung des Offenmarktausschusses, das die geplante Geldpolitik der US-Notenbank widerspiegelt und auch auf die Entwicklung der Zinssätze schließen lässt. Von daher wird es von einigen Analysten als möglicher Entscheidungsfaktor für Gold betrachtet. Des Weiteren beginnt am Donnerstag das Symposium der Notenbanker in der amerikanischen Kleinstadt Jackson Hole, wo die Fed-Chefin Janet Yellen ebenso erwartet wird wie ihr europäischer Amtskollege Mario Draghi.
„Das Ereignisrisiko und die Preise deuten auf einen eher ‘falkenartigen‘ Bericht hin“, erklärt Walter de Wet von der Standard Bank. [Bei einer falkenartigen (engl. hawkish) Haltung sorgt sich die Zentralbank um die Inflation und entscheidet sich tendenziell für einen höheren Zinssatz.] „Dies wirkt sich im Allgemeinen negativ auf Edelmetall aus.“
Unterdessen einigten sich Vladimir Putin und der ukrainische Präsident Petro Poroschenko auf ein gemeinsames Gespräch im Rahmen eines Gipfeltreffens in Minsk. Dies wäre das erste Treffen beider Präsidenten seit dem kurzen Gespräch, das sie Anfang Juni anlässlich des Jahrestages zur Landung der Alliierten in der Normandie führten. Erst gestern kam es noch zu einem Feuergefecht im Zentrum der von Rebellen gehaltenen Stadt Donezk in der Ukraine.
Aus Syrien meldete die extremistische Terrororganisation „Islamischer Staat“, einen als James Foley identifizierten amerikanischen Fotojournalisten hingerichtet zu haben. Der britische Außenminister Philip Hammond ist inzwischen von der Echtheit des Videos überzeugt.
Auch die Erholung von Europas größter Volkswirtschaft, die im zweiten Quartal etwas schrumpfte, ist durch die internationalen geopolitischen Spannungen bedroht. „Deutschlands Konjunkturaussichten haben sich in der Jahresmitte aufgrund der zunehmenden Störungen aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld getrübt“, schrieben die Ökonome der Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde.
Von Steffen Grosshauser