Gold News

Wem gehört eigentlich das Zentralbank-Gold?

Wenn man den offiziellen Zahlen glauben will, dann bunkern die Zentralbanken jede Mengen Gold. Warum? fragt Jürgen Fröhlich vom Goldreporter.de

Und wem gehören diese wertvollen Barren? Goldreporter bringt etwas Licht in das Dunkel der Goldreserve-Politik.

Gold war einst ein wichtiger Bestandteil des Weltwährungssystems. Und es hatte eine regulierende Wirkung auf die Geldpolitik. Neues Geld konnte nur dann ausgegeben werden, wenn es ausreichend mit Edelmetall gedeckt war. Das nannte man Goldstandard.

Ohne Disziplin
Anfang der 70er-Jahre entschied die US-Regierung, sich diesen Klotz vom Bein zu schlagen. Von einem Stapel glänzender Metallblöcke wollte man sich schließlich nicht die Höhe der Staatsausgaben diktieren lassen. Für den Vietnam-Konflikt und zuvor im Stellvertreterkrieg in  Korea brauchte man schließlich Unmengen an Geld. Das vorhandene Gold reichte schon lange nicht mehr aus, um den Staatshaushalt zu erhöhen. Mit dem Tod des Goldstandards endete schließlich auch die staatliche Ausgabendisziplin.

Gold als Währung hat heute keine Bedeutung mehr, sollte man meinen. Warum aber horten die Zentralbanken das Edelmetall so stark wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr? Und wem gehört das Gold überhaupt? Wie entstehen Währungsreserven, zu denen man auch die Goldbestände der Notenbanken zählen?

Exportierter Wohlstand
Fangen wir mit den Reserven an. Fremdes Geld kommt ins Land, wenn inländische Firmen etwas ins Ausland liefern. Was passiert damit? Die Firmen wechseln die erhaltenen Devisen in ihre Landeswährung. Oder der ausländische Warenkäufer besorgt sich zur Zahlung die Landeswährung des Exporteurs. So oder so: Am Ende landen Devisen bei der Zentralbank des Exporteurs, denn diese gibt das nationale Geld aus und häuft so auch die eingetauschten Devisen an. Umso mehr,  je stärker das eigene Land exportiert.

Die Funktion des Goldes
Kommen wir nun zum Gold. Es gilt als wertbeständig und eignet sich deshalb ideal als Vermögensspeicher. Leistungsfähige Exportländer – wie zum Beispiel Deutschland – sammeln reichlich Devisen ein. Um den Wert dieses Geldes zur erhalten und um die Ausgaben des Staates zu finanzieren, kauften Zentralbanken in den Zeiten des Goldstandards viel Gold. Je mehr Gold man hatte, desto mehr (gedecktes) Geld konnte man ausgeben. So gesehen führte der Goldstandard  in den großen Exportländern zu einer üppigen Wohlstandsmehrung.

Wofür brauchen Zentralbanken Gold?
Warum akkumulieren die Zentralbanken heute Gold, wenn es doch keine Geldfunktion mehr hat? Die aktuelle Krise deckt den Fehler im System immer deutlicher auf. Die massive und durch nichts gedeckte Staatsverschuldung kann von heute auf morgen zur Vernichtung allen Buchgeldes führen. Das wertbeständige Gold ist auch für die Banken eine Versicherung dagegen. Ein Land mit großen (tatsächlichen) Goldbeständen ist immer liquide, auch wenn der Wert der Devisenreserven gegen Null tendiert. Gold ist eben doch noch Geld!

Aber wem gehört das Gold nun eigentlich?
Genau genommen ist das Gold Volkseigentum. Schließlich wurde es akkumuliert, weil inländische Firmen Waren und Dienstleistungen produzierten, die das Ausland nachfragte. Hierzu war die Arbeitsleistung von vielen Menschen erforderlich. Das Gold wurde somit vom Volk regelrecht erarbeitet.

Böser Onkel Gold
Wer das Geschehen um die Goldreserven regelmäßig verfolgt, der weiß aber, wie viel Schweigen und wie wenig Transparenz auch hierzulande in dieser Beziehung herrscht. Das Gold scheint den Währungshütern und Regierungen mächtig wichtig zu sein. In jedem Fall wichtiger als man offen zugeben mag. Anders lässt sich nicht erklären, dass Goldtransaktionen immer wieder verschleiert werden. Das Gold wurde oft verliehen, verschoben und buchhalterisch mit anderen Reserveformen vermengt. Und im Grunde geht es in bei der Geheimnistuerei immer wieder darum, dem natürlichen Feind ungezügelt produzierten Papiergeldes (Gold) einen Knebel zu verpassen.

Gold, der  böse Onkel, über den man besser nicht spricht. Denn da Gold sich eben nicht beliebig vermehren lässt, ist sein frei gehandelter Preis die unbestechliche Referenz für manipulierte Werte. Wenn der Goldpreis in diesen Tagen steigt, dann hat dies nur mittelbar mit dem Edelmetall selbst zu tun. Die Kaufkraft des Goldes bleibt gleich – bis auf einen mehr oder weniger großen Spekulationsbonus. Der Wert dessen womit es gemessen wird (Papiergeld), fällt aber aufgrund der zunehmend maßlosen Verfügbarkeit.

Was lernen wir nun aus alldem?
Das Gold gehört dem Volk. Die Zentralbanken haben es mithilfe unserer Hände Arbeit angehäuft. Genauso, wie sie über die ausgegebene Menge den Wert unseres Geldes bestimmen, genauso unreguliert springen sie mit unserem Volksvermögen um. Es schadet nichts, sich diese Tatsachen immer wieder einmal vor Auge zu führen. Doch bevor Sie nun aufschreien: „Her mit unserem Gold“, bedenken Sie bitte eines. Auch dem Volk  fehlt weitgehend das Verständnis für Gold als Stabilitätsanker und Krisengeld. Gold ist das was bleibt, wenn der Staat bankrottgeht und der Wert seines Geldes (und damit das seiner Bürger) sich in Luft auflöst. Allzu schnell sind die deutschen Goldreserven nämlich verkauft und die Erlöse verschleudert, wenn es der Volksvertreter erst einmal in die Finger kriegt!

Jürgen Fröhlich ist Chefredakteur von "Goldreporter.de", ein deutsches Online-Portal mit aktuellen Informationen, Tipps und Analysen zum Goldmarkt, das über den Kauf von physichem Gold und Silber sowie zu den Themen Wirtschafts-, Finanz- und Geldpolitik informiert.

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