Goldener Ausbruch: Faktoren, die Gold unterstützen
Ja, unser geliebtes Gold hat's wieder getan!, schreibt Miriam Kraus in ihrem Rohstoff-Daily des Investor Verlags.
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Es ist erneut, gemessen in so einer banalen Papiergeldwährung wie dem USD, aus seiner Range ausgebrochen und hat ein neues Allzeithoch aufs Parkett gelegt. In Euro erfolgte der Ausbruch ja schon vorher und Gold in Euro ist seitdem noch weiter gestiegen, hat gestern ebenfalls ein neues Allzeithoch bei über 1.145.
Sehen wir uns das an:
Gold in USD 30 Minuten
Quelle: CFX-Trader
Die Marke bei 1.600 USD hatte der Goldpreis schon geknackt und heute gab's dann das neue Rekordhoch bei fast 1.610 USD pro Feinunze.
Gold in EUR 30 Minuten
Quelle: CFX-Trader
Ist es nicht einfach nur schön anzusehen? Auch die Rücksetzer nach den Rekordhochs gefallen mir. Warum auch nicht?! Man kann sich doch schließlich darüber freuen, dass sich jemand ein paar Gewinnmitnahmen gegönnt hat. Dem langfristigen und intakten Aufwärtstrend schadet das jedenfalls nicht - im Gegenteil.
Denn schließlich bleiben die grundlegenden unterstützenden Faktoren für Gold erhalten:
- Ungelöste Schuldenproblematik
Heute hat die Kanzlerin die Erwartungen an das kommende EU-Gipfelkränzchen deutlich gedämpft - statt klarer Entscheidung, soll es weiteres Herumlavieren und (was die Kanzlerin besonders schätzt) Aussitzen geben. Na ja, so überraschend ist das nicht. Hatte tatsächlich jemand erwartet, dass die sich am Donnerstag schon die Gretchenfrage nach dem bedingungslosen Für oder Gegen die Eurozone antun? Ich würde das an deren Stelle auch nicht wollen, habe aber so meine Zweifel, dass die Ermüdungstaktik von Erfolg gekrönt sein wird.
Und auch im Westen gibt's nichts Neues - ist aber auch nicht so überraschend, denn, wenn die ihre verflixte Schuldenobergrenze noch anheben, dann sowieso erst kurz vor knapp.
Aber mal ganz abgesehen von den aktuellen Chaos-Spielchen um Umschuldung, Euro-Bonds und Transferunion in Euronen-Land oder Schuldenobergrenze und Sparpaket in Ami-Land, ist die Schuldenproblematik an sich ja generell ein langfristiges Problem. Oder glaubt tatsächlich noch irgendjemand, die Amis, die Italiener, die Franzosen, die Japaner oder auch wir (und mit Sicherheit die meisten anderen Staaten auch) könnten unseren Schuldenstand langfristig, also über die kommenden 40-50 Jahre, nachhaltig senken? Die Nettoschulden in den meisten Staaten werden wohl eher steigen, dafür spricht allein schon die demographische Entwicklung. Kommen dann auch noch systemische Probleme hinzu, wie ich sie insbesondere in den USA für auffällig halte... na ja, lassen wir das...ich hab mein Gold (und werde später sicher immer noch Freude daran haben) und ich hoffe, Sie auch.
- Schwindendes Vertrauen in die Staaten
Bei all dem ist es doch kein Wunder, dass das Vertrauen in die Staaten schwindet. Mein Vertrauen in die meisten Staaten ist schon seit langem und generell nicht das größte, aber wenn sich sogar schon Pimco, der größte Rentenfonds der Welt, von all seinen Ami-Anleihen trennt, dann dürften jetzt auch andere, die, mir unbegreiflicher Weise, lange gepriesene, absolute Risikolosigkeit von Staatsanleihen, zunehmend in Frage stellen.
- Schwindendes Vertrauen in die Notenbanken
Und im gleichen Maße schwindet auch das Vertrauen in die Bad Banks, äh ich meine natürlich die Notenbanken. Die FED, die EZB, die Bank of England...zusammen haben sie ihre Bilanzen seit 2007 um 4,5 Billionen US-Dollar ausgeweitet. Da ist schon eine starke Summe, sie entspricht in etwa 14% des jährlichen BIPs der USA und der EU27 zusammen. So erodieren die Notenbanken das Vertrauen in die Papiergeldwährungen, die sich gegenüber Gold immer weiter abwerten. Aber das ist ja noch nicht alles, die Zentralbanken unterstützen die Freude am Gold ja auch noch auf andere Weise.
- Liquiditätsschwemme
Ja, der gute Ben von der FED, hat sich letztens verplappert. Zuerst stellte er ein QE3 (möglicherweise) in Aussicht, dann nahm er das kurzerhand wieder zurück und erklärte sich missverstanden. Sie wissen ja, dass ich schon lange der Meinung bin, dass dem armen missverstandenen Ben, am Ende gar nichts anderes übrig bleiben wird, als ein QE3 auf den Weg zu bringen. Schließlich kann Ben dem Markt nicht einfach so sein Rauschmittel weg nehmen, sonst ist die Party zu Ende. Schade nur, dass Ben nicht kontrollieren kann, wohin das Rauschmittel fließt. Denn das fließt immer noch keineswegs in den Aufbau der Wirtschaft, sondern einfach irgendwo anders hin, eben auch ins Gold.
- Negative Realzinsen
Und auch das ist ein ganz wichtiger Faktor. Wenn einem die Inflation die Zinsen auffrisst, dann sucht man nach etwas das Stabilität, Sicherheit und Werterhaltung bietet. Was bietet sich da besser an als Gold, der ultimative Safe Haven? Übrigens: in den meisten Ländern weltweit ist das Realzinsniveau negativ, bis auf ein paar Ausnahmen, wie Norwegen und Australien, aber auch Brasilien, Südafrika, Mexiko und die Türkei.
All die oben genannten Faktoren gelten insbesondere für Investoren, aber eigentlich für uns alle, die wir uns gegen Inflation und negative Realzinsen, gegen das schwindende Vertrauen in Staaten und Notenbanken absichern wollen und für alle die das Gesamtrisiko ihres Portfolios verringern wollen. Das gilt natürlich auch für asiatische Investoren.
- Die asiatische Mittelschicht
Und die Nachfrage der asiatischen Investoren nimmt zu. Nehmen wir zum Beispiel China. Dort wollen sich die Investoren ebenfalls gegen die hohe Inflation absichern und haben im letzten Quartal, mit 91 Tonnen, mehr als doppelt so viele Goldbarren- und Münzen nachgefragt, wie im vergangenen Jahr. Damit erreicht China Platz 1 der weltweiten Investment-Nachfrage nach Gold. Und die Nachfrage wird weiter steigen, je mehr der Goldmarkt für die Chinesen geöffnet wird, je mehr der Wohlstand der Chinesen wächst und je stärker die Mittelschicht wird. Allein von 2007 bis 2010 ist die chinesische Gold-Investment-Nachfrage schon um 68% gestiegen.
Doch wir müssen nicht unbedingt nur auf China blicken und wir müssen uns auch nicht nur auf die Investment-Nachfrage beschränken. Sie wissen ja, dass der Großteil des weltweiten Goldangebots nach wie vor von der Schmuckindustrie abgenommen wird. Und sie wissen, dass vor allem die Inder Goldschmuck lieben. Doch die Chinesen stehen ihnen mittlerweile in nichts mehr nach. Zusammen stehen diese beiden Länder für 67% der gesamten weltweiten Goldschmucknachfrage.
Und um die Dynamik noch ein bisschen besser deutlich zu machen: im vergangenen Quartal hat China insgesamt mehr Gold nachgefragt, als alle westlichen Industrienationen zusammen. Und das trotz des deutlichen Nachfragewachstums in Deutschland, der Schweiz und Frankreich.
Schlussfolgerung: Das Vertrauen in Staaten mag schwinden, das Vertrauen in inflationierte Währungen (das zeigt schon die jahrtausendealte Geschichte der Menschheit) schwindet sowieso irgendwann. Doch das Vertrauen in die Währung Gold (das zeigt die jahrtausendealte Geschichte der Menschheit ebenfalls), das schwindet nie. Denn Staaten können pleite gehen, Papiergeldwährungen in der Hyperinflation verbrennen, Zinsen nicht vorhanden sein, doch Gold wird (neben ein paar anderen realen Assets) immer einen Wert haben. Glücklicherweise hat sich die Menschheit irgendwann vor langer Zeit einmal genau darauf verständigt und lernt es heute wieder.