Die Saisonalität von Gold
Meiner Meinung nach hat sich an der Gesamtsituation nichts geändert, schreibt Miriam Kraus in Ihrem Rohstoff-Daily,
da sich an der fundamentalen Ausgangslage für Gold nichts geändert hat. Und so befindet sich der Goldpreis, gemessen in den verschiedenen Papiergeldwährungen, nach wie vor im stabilen langfristigen Aufwärtstrend.
Dennoch hätte ich nichts gegen eine zwischenzeitliche Konsolidierungsphase. Einer der Gründe, welche diese Überlegung unterstützt, ist die Saisonalität von Gold.
Saisonalität von Gold
Wie überall lassen sich auch bei Gold saisonale Trends erkennen.
Die folgende Chart gibt uns einen Überblick über die Saisonalität der Goldpreisentwicklung in den Jahren 1974 bis 2007:
Quelle: Moore Research Center, mrci.com
Die folgende Chart gibt uns einen Überblick über die Saisonalität der Goldpreisentwicklung in den Jahren 2005 bis 2009:
Quelle: equityclock.com
Wenn man beide Charts betrachten, kann man große Gemeinsamkeiten feststellen:
- Phase der Stärke ab September
Zum Ende eines Jahres gewinnt der Goldpreis traditionell an Unterstützung. Das lässt sich einfach erklären, denn ab September treten jährlich wiederkehrende Ereignisse auf, welche die Goldnachfrage unterstützen.
So zum Beispiel:
- die Hochzeitssaison in Indien beginnt
- in China beginnen ab dem 1.Oktober die eine Woche andauernden Feierlichkeiten zum National-Feiertag, später folgt das Chinesische Neujahrsfest Ende Januar/bis Ende Februar (abhängig vom Neumond)
- der Ramadan endet im September (wobei zum Ende des islamischen Fastenmonats traditionell ebenfalls Geschenke verteilt werden)
- in der westlichen Welt beginnt die Schmuckindustrie in Erwartung des Weihnachtsgeschäftes ihre Lagerbestände aufzustocken
Mit anderen Worten: je näher das Jahresende rückt, desto mehr Festlichkeiten finden rund um den Globus statt, bei denen traditionell teure Wertgegenstände (wie Gold-Schmuck) verschenkt werden.
- Schwächere Phase zu Beginn des Jahres und die Sommerflaute
Zu Beginn eines Jahres bzw. Ende Winter/Anfang Frühling gibt es traditionell eine etwas schwächere Phase, mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt.
Und ab Mai kommt es dann traditionell zu der Phase, die ich jetzt mal als Sommerflaute bezeichnen möchte, bevor dann zum Herbstbeginn wieder die oben genannten Faktoren einsetzen, welche die physische Nachfrage unterstützen.
Hier können Sie die Saisonalität noch besser sehen:
Quelle:australian-gold.com
Seit 1980 hat der September im Durchschnitt eine Goldpreis-Rendite von 2,5% erbracht. Betrachtet man allerdings die September-Rendite im Durchschnitt der letzten 8 Jahre, dann zeigt sich, dass diese seit Beginn des stetigen Aufwärtstrends von Gold sogar noch gewachsen ist. Seit 2001 liegt die durchschnittliche September-Rendite sogar bei 4%. Seit 1980 ist in 16 von 20 September-Monaten der Goldpreis gestiegen. Damit ist der September der erfolgreichste Gold-Monat, während die Sommermonate Juni und Juli traditionell zu den flauen Monaten gehören.
Fazit
Somit spricht die Saisonalität eigentlich auch für eine ruhige Sommerflaute und gerne auch für eine zwischenzeitliche Konsolidierungsphase. Allerdings ist der Blick in die Vergangenheit natürlich nicht zwangsläufig auch ein Blick in die Zukunft. Wenn Sie die zweite Chart aus der jüngeren Zeitspanne betrachten, fällt auf, dass zwar die Stärke zum Jahresende hin bestehen bleibt, die Sommerflaute sich aber auch in Grenzen halten kann. Das liegt daran, dass mittlerweile ein Faktor hinzugekommen ist, der weniger abhängig von einer bestimmten Saison ist: ich spreche von der Investment-Nachfrage.
Wie schon erwähnt, hätte ich nichts gegen eine zwischenzeitliche Konsolidierungsphase einzuwenden, bin aber auch nicht maßlos überrascht, wenn sie dann doch nicht so stark eintritt, weil es mal wieder irgendwo auf der Welt brennt.