Eine wichtige Quelle für die Silbernachfrage versiegt
Welche Auswirkungen hatte das Ende der analogen Fotografie auf den Silbermarkt?
Früher war es der Traum eines jeden Silberhändlers, einen Foto-Hersteller als Kunden an Land zu ziehen, sagt Miguel Perez-Santalla von BullionVault.
Auf deren Wunschlisten befanden sich Firmen wie Polaroid, Kodak und Fuji. Dieser Industriezweig stellte auf dem Silbermarkt eine enorme Größe dar.
Genau genommen war Kodak auch im Silber-Veredlungs-Geschäft tätig. So hatte Kodak Techniken entwickelt, mit denen es auch Altsilber verwenden konnte, um seine Produktionskosten für Fotofilme zu senken. In der Tat entstand bei einer der Firmen-Neuorganisationen das Spin-Off Rochester Silver Works in New York State. Und es wurden zahlreiche weitere Produktionsstätte in der Nähe gegründet. Ich bin mir sicher, dass dies auch auf deren Konkurrenz zutraf.
Im Hinblick auf die Silberproduktion hatte der Fotomarkt in 1999 seinen Höhepunkt erreicht. Laut US Geological Survey verbrauchte diese Industrie damals alleine in den USA rund 93 Millionen Feinunzen Silber. Es wurde davon ausgegangen, dass sich der Verbrauch weltweit auf 267 Millionen Feinunzen belief. Für die Silberindustrie stellte dies eine reale Kaufkraft dar. Allerdings war das auch der Anfang vom Ende...
Seit dieser Zeit ist die Silber-Nachfrage um fast 70% gesunken. Ich denke, dass der Grund für jeden auf der Hand liegt – zumindest für jeden, der älter als etwa 23 Jahre ist. In anderen Worten: Falls Sie in 1999 mindestens zehn Jahre alt waren, können Sie sich sicherlich an die Popularität von fotografischen Filmen erinnern. Auch wissen Sie sicherlich noch, wie in den darauffolgenden Jahren die Fotografie immer mehr durch den elektronischen Markt dominiert wurde. Auf den Punkt gebracht: Die Verwendung von Digitalkameras stellte das Ende des Silberverbrauchs in dieser Industrie dar.
In letzter Zeit erschienen Statistiken, wonach die Nachfrage nach Digitalkameras wieder zurückging. Doch bedeutet dies nicht, dass mehr Menschen wieder zu ihren alten, analogen Fotoapparaten greifen, sondern ist der Grund vielmehr, dass heutzutage immer häufiger die Kameras verwendet werden, die in Smartphones installiert sind.
Dennoch stellt die Fotofilm-Industrie auch heute noch einen Silber-Verbraucher dar. So werden beispielsweise im Medizinbereich nach wie vor Fotofilme verwendet, vor allem für Röntgenaufnahmen. Aber hoffen Sie deswegen jetzt nicht auf eine Wiederauferstehung der alten Industrie. Da die neuen Technologien immer günstiger werden, rüsten auch immer mehr Krankenhäuser und andere Nutzer von Röntgenaufnahmen auf die digitalen Alternativen um.
Also was lernen wir daraus? Der Silberverbrauch auf dem Fotomarkt, der zu Spitzenzeiten mehr als 25% des Gesamtverbrauches ausmachte, ist weiterhin rückläufig. In den letzten zehn Jahren war ein jährlicher Rückgang von rund 12-15% zu beobachten. CPM Group prognostiziert für dieses Jahr eine weltweite Nachfrage von lediglich 81,8 Millionen Feinunzen.
In 2003 betrug der Anteil der Fotoindustrie am weltweiten Verbrauch etwas mehr als 32%. Heutzutage sind es nur noch 9%. Die Nachfrage aus der Industrie an der jährlichen Silber-Gesamtproduktion beträgt momentan 81%. Die verbleibenden 19% fallen auf Investitionen. Auf der anderen Seite stieg zwischen 2003 und 2013 die jährliche Silber-Produktion um 23%.
Wird ein weiterer Rückgang der Nachfrage aus der Fotoindustrie - oder gegebenenfalls sogar das völlige Verschwinden dieses einstigen Verbraucher-Giganten - einen großen Einfluss auf den Silberpreis haben? Ich wage dies zu bezweifeln. Aber die Daten sprechen für sich. Und um besser zu verstehen, was den Silberpreis bislang trotz der rückläufigen Nachfrage durch den Fotomarkt rettete, müssen wir uns näher mit den neuen Industrien befassen, durch die seitdem die entstandene Lücke geschlossen wird.
Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.