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Vollzieht Gold gerade einen grundlegenden Richtungswechsel?

Die Preise für Gold und Silber blieben in den letzten 24 Stunden wieder stabil bei rund 1380 USD beziehungsweise 23,50 USD je Feinunze. Handelt es sich dabei lediglich um ein vorübergehendes Tief oder stellt dies eher einen Felsvorsprung vor dem eigentlichen Abgrund dar? Nur die Zeit wird es zeigen…

Der extreme Rückgang des Goldpreises hat, wie man es erwarten kann, die Einstellung dem Edelmetall gegenüber polarisiert, zumindest laut der Meldungen, die momentan in den Medien kursieren. Auf der einen Seite stehen diejenigen, denen Gold noch nie geheuer war und die schon lange dessen Tod prophezeiten. Selbstgerecht veröffentlichen Sie gerade die Preis-Graphiken der vergangenen Tage und frönen dem vermeintlichen Untergang.

Auf der anderen Seite stehen die ewigen „Goldbullen“, die nun verkünden, dass dies eine einmalige Chance sei, so günstig Gold zu kaufen wie schon seit über zwei Jahren nicht mehr. Einige derer sind davon überzeugt, dass das Edelmetall nach einem kurzen Einbruch wieder zu neuen Rekordwerten aufsteigen wird.

Wir betrachten beide Reaktionen als unzureichend. Wie wir zu sagen pflegen, gibt es gute Zeiten, um in Gold zu investieren, aber es gibt auch schlechte. Doch niemand kann mit absoluter Sicherheit sagen, wie es mit der Entwicklung weitergeht. Und wir glauben weder an Kristallkugeln noch an Wünschelruten.

Die Zeitungen melden, dass Gold in den vergangenen Tagen den stärksten Einbruch seit 30 Jahren erlitt. Vor wenigen Wochen berichteten wir in einem Video, wie der Goldpreis zwischen Anfang 1975 und Mitte 1976 fast um die Hälfte seines Wertes verlor. Jedoch hat er sich mit Einzug der Inflation auf spektakuläre Art und Weise auch wieder erholt.
Doch gab es auch eine Phase in den 80ern, in der Gold schwächelte, und aus welcher das Edelmetall nicht unverzüglich wieder gestärkt hervorging.

Also was kann man aus der Vergangenheit lernen? Zumal wenn man bedenkt, dass die damaligen Voraussetzungen andere waren als diejenigen, denen wir gegenwärtig gegenüberstehen.
Selbst die Weltwirtschaftskrise setzte enorme deflationäre Kräfte frei. Damals stieg der Goldpreis von 20,67 USD auf 35 USD. Allerdings herrschte zu jener Zeit immer noch der Goldstandard vor. Und der Preis stieg nicht aufgrund der Marktmechanismen, sondern wurde vielmehr von Präsident Rooselvelt in Form einer Verfügung aufoktroyiert.

Ein Grund, der für gewöhnlich den Goldpreis in die Höhe treibt, ist die Annahme, dass die Zentralbanken einen Fehler im Kampf gegen die Deflation begehen, dadurch die Volkswirtschaft ihres Landes verzerren und die jeweilige Währung an Wert verliert.

Die Zentralbanken stellten in den vergangenen Jahren eine beträchtliche Gruppe von Netto-Goldkäufern dar, allen voran die der Schwellenländer. Aber die heutigen Berichte, dass Zypern tatsächlich vorhabe, einige ihrer Goldreserven zu verkaufen, haben in den Märkten für eine Denkpause gesorgt. Falls weitere größere europäische Goldeigentümer wie Italien oder Portugal ebenfalls ihre Bestände auf den Markt werfen, würde dies den Anteil der Zentralbanken an den Nettokäufern erheblich verringern.

Trotz des jüngsten Preissturzes ist es unserer Ansicht nach zu früh, Gold bereits für Tod zu erklären. Aber zweifellos hat sich die Marktsituation seit dem letzten Jahr grundlegend verändert.

Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.

Ben Traynor ist ehemaliger Redakteur von GoldNews, dem Analyse- und Forschungsportal für Investment des weltweit führenden Goldanbieters BullionVault. Zuvor war er Redakteur des Fleet Street Letter, Englands langjährigem Investment-Newsletter. Ben Traynor ist Cambridge-Absolvent der Volkswirtschaften und professioneller Autor und Redakteur mit Schwerpunkt Geldwirtschaft.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Sehen Sie hier alle Artikel von Ben Traynor                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         

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