Goldpreis fällt unter die Kosten für die Förderung
Für viele Minenunternehmer lohnt sich das Geschäft aktuell nicht mehr: Etliche Produzenten verdienen mit Gold weniger, als sie für die Verarbeitung aufwenden müssen. Investoren hören solche Nachrichten nicht gerne.
Der jüngste Rückgang beim Goldpreis sorgt bei Produzenten mit höheren Kosten für Verluste bei jeder geförderten Unze. Andere Firmen stehen davor, ebenfalls in die roten Zahlen abzurutschen.
Gold war am Mittwoch dieser Woche auf 1137,10 Dollar je Unze und damit auf den tiefsten Wert seit vier Jahren gefallen. Das liegt unterhalb der Produktionskosten von sieben der insgesamt 19 Abbauunternehmen, die von Bloomberg Intelligence beobachtet werden. Zu den bereits betroffenen Firmen zählen unter anderem Harmony Gold Mining Co., Südafrikas drittgrößter Produzent, und Primero Mining Corp. Zwei weitere Unternehmen sind weniger als 50 Dollar von der Schwelle entfernt.
„Was sich gerade entwickelt ist nahezu so etwas wie ein Zwei-Klassen-Markt”, sagt John Ing, Vorstandschef des Brokers Maison Placements Canada Inc., in einem Telefon-Interview mit Bloomberg News. In der einen Gruppe befänden sich Unternehmen mit guten Aktiva und geringeren Kosten. Die andere enthalte Produzenten, “die es mit Hochkostengeschäften” und angespannten Bilanzen zu tun haben. Investoren halten Ing zufolge an der Top-Klasse fest, während sie sich von den Unternehmen aus der zweiten Reihe trennen.
Als der Goldpreis vergangene Woche um 4,7 Prozent fiel, brach der Standard & Poor's/TSX Global Gold Sector Index mit 40 Unternehmen um 16 Prozent ein.
Ihren Ursprung hat die Misere in dem zwölf Jahre währenden Bullenmarkt für Gold, als der Goldpreis in New York im Jahr 2011 bis auf 1923,70 Dollar angestiegen war. In dieser Zeit wurde es möglich, dass die Abbau-Kosten “außer Kontrolle” gerieten, und Minen wurden unter der Annahme hoher Preise angelegt, sagt Mike Schroder von Old Mutual Investment Group in Kapstadt. Die Produzenten hätten “mehr nach Volumen als nach Wert gestrebt, als die Zeiten gut waren”, meint Schroder. „Jetzt zahlen sie dafür.”
Gold leidet unter sinkender Angst der Anleger.
Der Goldpreis ist laut Guido Barthels, Investmentchef bei Ethenea Independent Investors SA in Luxemburg, eine „Währung der Angst. Und die Angst im Markt scheint derzeit abzunehmen -ob nun berechtigt oder nicht.”
Zwar versuchten die Produzenten, die Kosten zu senken, doch das Schicksal des Goldmarkts liege größtenteils nicht in ihren Händen, meint Analyst Garrett Nelson von BB&T Capital Markets. Er hat seine Empfehlung für Newmont Mining Corp. zurückgenommen. Das US-Unternehmen habe zwar gute Fortschritte bei der Senkung der Kosten, beim Verkauf von Assets und bei der „Kontrolle von dem, was es kontrollieren kann” gemacht; jedoch: „Es gab zuletzt einen Gegenwind nach dem anderen für Gold. Und wir haben uns entschieden, an den Spielfeldrand zu gehen.”
Sollte der Goldpreis auf 1100 Dollar fallen, könnte das laut Analyst Stephen D. Walker von RBC Capital Markets in Toronto bedeuten, dass einigen Unternehmen die Kreditlinien gestrichen werden. „Und neue Projekte werden zudem wahrscheinlich keine Board-Zustimmung erhalten”, schrieb er in einer Notiz.
Es gibt aber durchaus Produzenten, die bei den derzeitigen Goldpreisen noch Geld verdienen. Goldcorp, Randgold Resources Ltd. und Eldorado Gold Corp. gehörten zu den „elastischen” Produzenten mit flexiblen Geschäftsplänen und starken Bilanzen, meint Walker.
Ähnlich sieht das auch Joe Wickwire, der das Fidelity Select Gold Portfolio verwaltet. Es sei ein Fehler, alle Firmen über einen Kamm zu scheren. Auch wenn der Markt der Branche weiterhin sehr skeptisch gegenüberstehe, sei der Pessimismus mit Blick auf einige der besser positionierten Unternehmen doch übertrieben.