Gold- und Silberpreise sprangen in die Höhe, doch Analysten warnen vor Nachfragesituation
Gold, gemessen in Dollar, erreichte ein neues 5-Wochenhoch am Donnerstag, als der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, die Finanzwelt mit der gewählten Geldpolitik enttäuschte. Besonders aus Deutschland erntete er heftige Kritik.
Silber sprang am dritten Tag in Folge um mehr als 2% in die Höhe und berührte sowohl in Dollar als auch in Euro kurzzeitig ein 11-Monatshoch, während es gleichzeitig auf den europäischen und amerikanischen Aktienmärkten bergab ging.
Allerdings fielen kurz darauf die Preise für Gold und Silber wieder stark ab und verloren dabei die 1,8 beziehungsweise 4,3-prozentigen Gewinne, welche die Edelmetalle zuvor am Tag erzielten.
„Insgesamt sind wir der Ansicht, dass die Fundamentaldaten für Gold stabil sind“, kommentiert das Edelmetall-Team der Schweizer Bankengruppe UBS, das an seiner Prognose für den durchschnittlichen Goldpreis in 2016 von 1225 USD festhält. Das wieder erstarkte Interesse an Gold sei „aufgrund der Makrorisiken gerechtfertigt“, allerdings gehen die Experten nicht von einem extremen Aufschwung aus.
Laut neuer Handelsdaten aus der Schweiz wurden im vergangenen Monat 44 Tonnen Gold nach London rückimportiert, was Berichte aus der Industrie bestätigt, dass in Asien die Nachfrage nach den dort beliebten 1-Kilo-Barren zurückging, weswegen viele große Metallveredler das Edelmetall wieder einschmelzen und zu den auf dem Anlagemarkt üblichen großen Goldbarren zu je 400 Feinunzen umarbeiten möchten.
Mit Hinsicht auf Silber schreibt Bernard Dahdah von der französischen Investmentbank Natixis, dass „trotz der ermutigenden Zahlen auf dem chinesischen Markt der jüngste Preisanstieg nicht durch eine starke Nachfragesituation, die solch hohe Preise rechtfertigen würden, gedeckt sei“.
Tatsächlich fiel der US-Vertrieb von elektronischen Produkten, die einen der größten industriellen Verbraucher von Silber darstellen, im März zum zwölften Mal in Folge – diesmal um 2%. Exporte aus Singapur gingen im selben Monat sogar um 9% zurück.
Dahdah gewann die 2015er LBMA-Preisvorhersage für Gold, prognostizierte allerdings für Anfang dieses Jahres, dass der Goldpreis unter die Marke von 1000 USD je Feinunze abstürzen würde.
Stattdessen verzeichnete Gold den stärksten vierteljährlichen Anstieg der letzten 30 Jahre.
Unterdessen verkündete die Europäische Zentralbank heute, für die 335 Millionen Bewohner der Eurozone an dem Anleihenkaufprogramm in Höhe von 80 Milliarden Euro pro Monat, das im März beschlossen wurde, festzuhalten. Ebenso bleibt es bei dem 0,4-prozentigen Strafzins für Banken, die Geld über Nacht bei der EZB parken.