Gold glänzt wie selten
Das Edelmetall erfüllt in diesen Tagen seine Funktion als sicherer Hafen und Krisenwährung aus Sicht vieler Anleger bravourös. Dazu kommen auch noch charttechnische Erwägungen.
Ein Blick auf den Kursverlauf sagt mehr als tausend Worte: Der Goldpreis in Dollar zuckte in den vergangenen Tagen deutlich aus dem längerfristigen Abwärtstrend. Seit den Tiefs des vergangenen Novembers bei 1.138 Euro hat der Preis bereits 165 Dollar gut gemacht.
Aus technischer Sicht scheint der Weg nach oben nach Meinung vieler technischer Analysten frei. Wenn er die Marke von 1.300 Dollar schaffe, "kann er schnell noch weiter steigen", hatten die Experten der Metzler Bank bereits zu Wochenbeginn geweisagt. Die runde Hundertermarke hat der Goldpreis bereits am frühen Mittwochmorgen geschafft: Mit 1.303,50 Dollar wurde der höchste Preis seit August 2014 erreicht.
Große Goldfonds sammeln Geld ein
Angetrieben wird der jüngste Anstieg von kleinen und großen Investoren. Die großen börsengehandelten Goldfonds (ETF), die ein genaues Bild der Positionierung von großen Playern am Goldmarkt geben, haben zuletzt wieder hohe Zuflüsse erfahren. Der wichtigste von ihnen, der SPDR Gold Trust verzeichnete bereits am vergangenen Freitag die höchsten Tages-Zuflüsse seit mehr als drei Jahren.
Eine Reihe von Faktoren haben die Stimmung für Gold aufgehellt: Vor allem die anstehende EZB-Sitzung am Donnerstag sorgt für Zulauf in den "sicheren Hafen" Gold. Verunsicherung besteht darüber, wie und in welchem Ausmaß die Währungshüter Anleihenkäufe beschließen werden. In jedem Fall dürften am Donnerstag starke Turbulenzen an den Aktien- und Devisenmärkten zu erwarten sein. Die weitere Geldflut könnte vor allem den Euro weiter unter Druck setzen.
Krisenwährung mit Inflationsschutz?
Das Vertrauen vieler Marktteilnehmer in die Notenbanken ist auch wegen der überraschenden Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizer SNB am vergangenen Donnerstag gesunken. Zinsen auf Dauerniedrigstniveau machen Gold als zinslosem Investment generell attraktiver. Die Erwartung, dass die Öffnung der Geldschleusen durch die Notenbank die Inflation auf längere Sicht kräftig antreiben wird, ist ein weiteres Argument der Goldfans. Gold gilt traditionell als Inflationsschutz.
Und nicht zuletzt, wer dem gesamten "Geldsystem" misstraut, das er kurz vor dem Zusammenbruch wähnt, dürfte sich in der "Krisenwährung" Gold derzeit so sicher wie lange nicht fühlen.