Der deutsche Silbermarkt
Der aktuelle Jahresbericht zur Silbernachfrage wurde veröffentlicht, der auch Importe, Exporte und Verbraucherstimmung auf dem deutschen Silbermarkt beleuchtet…
Die Nachfrage nach Silberbarren fiel in 2013 in Europa sehr unterschiedlich aus. Eine im Allgemeinen schwächere Wirtschaft sowie starke Preisrückgänge untergruben die Investitionen in Silber im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres. Danach kam es zum „Schnäppchenkauf“, wobei zahlreiche Kleinanleger die Gelegenheit ergriffen, zu günstigen Preisen in Silber zu investieren. Dies geht aus dem aktuellen World Silver Survey 2014 hervor, dem Jahresbericht, den das Analysehaus Thomson Reuters GFMS für das Silver Institute in Washington erstellte.
Der Markt litt auch darunter, dass in Deutschland zum 1. Januar 2014 die Mehrwertsteuer auf Silbermünzen von ehemals 7% auf 19% angehoben wurde. Aufgrund des Gesetzes zur „Mehrwertsteuer für den Kunsthandel“, unter das auch Silbermünzen fallen, müssen diese nun ebenso wie Silberbarren versteuert werden. Somit steht die Besteuerung auf Silber in Europas größter Volkswirtschaft ungefähr auf gleichem Niveau wie in anderen wichtigen Industrienationen, mit einem Mehrwertsteuersatz von rund 20%.
Selbst Estland, das letzte Land in der EU, in dem bis vor kurzem Münzen noch steuerfrei waren, hatte vor kurzem darauf eine Mehrwertsteuer erhoben. Insgesamt sind in Europa in 2013 die Investitionen in Barren um 11% gestiegen. Dennoch ist dies immer noch über 20% unter dem Niveau von 2010.
Die Herstellung von Silbermünzen verzeichnete in Deutschland starke Einbußen. Deutschland war lange Zeit der zweitgrößte Silbermünzen-Produzent in Europa. Noch vor 10 Jahren wurden 9,7 Mio. Feinunzen für die Münzproduktion verwendet. In 2013 betrug die Menge lediglich 0,6 Mio. Feinunzen. Einer der Hauptgründe liegt im Preismodell der deutschen Regierung, das vorschreibt, dass die Kosten des Silbergehalts dem Nennwert der Gedenkmünzen entsprechen müssen.
Um dies zu erreichen, wurde die Reinheit des Silbers, das für Münzen verwendet wird, von 92,5% in 2011 auf nun 62,5% reduziert. Dadurch reduzierte sich die für die Münzherstellung verwendete Silbermenge trotz gleichbleibender Auflagen von Münzprägungen. Aufgrund dieser Richtlinien wird damit gerechnet, dass auch in nächster Zeit in Deutschland die Verbreitung von Silber flau bleibt. Des Weiteren wird die Nachfrage nach Silbermünzen als Investition wohl auch durch die zuvor genannte Steuererhöhung gedrückt. Diese Maßnahmen sorgten dafür, dass Deutschland von dem 2. Platz soweit abgerutscht ist, dass es sich nun nicht einmal mehr in den Top 10 der europäischen Silbermünzen–Produzenten befindet.
Offizielle Daten zeigen, dass in 2013 die Importe von physischem Silber um mehr als 30% auf 17,3 Mio. Feinunzen (539 Tonnen) anstiegen. Am meisten Silber importierte Deutschland aus Schweden, das für rund 25% der gesamten Einfuhr aufkam. Lieferungen aus der Türkei, Österreich, Großbritannien, Polen und Tschechien stiegen ebenfalls erheblich, wohingegen die Einfuhrmenge aus der Schweiz um 16% zurückgegangen ist. Die deutliche Zunahme der Silberimporte fiel mit Deutschlands starker Ausfuhr an Silberschmuck zusammen, von dem rund die Hälfte nach Großbritannien, Italien und Frankreich ging.
Deutschland ist Europas drittgrößter Silberschmuck-Hersteller. Dennoch fiel in 2013 die Produktionsmenge mit 3,4 Mio. Feinunzen (104 Tonnen) um 7% geringer aus. Das Preisbewusstsein der meisten deutschen Schmuckkäufer hat in den letzten Jahren zugenommen und somit auch der Trend zu weniger hochwertigen Schmuckartikeln. Dies ist besonders auch auf dem Goldschmuck-Markt zu beobachten, was in gewisser Weise zu der Beliebtheit von Silberschmuck beitrug, vor allem bei jüngeren Käufern, die zwar ein Interesse an Schmuck hegen, jedoch nicht das entsprechende Kapital zum Kauf aufbringen können. Handelsdaten bestätigen die schwache inländische Konsumstimmung. Die starke Produktion erhöhte die Exporte im vergangenen Jahr um 30%, wohingegen die Einfuhr von Silberschmuck einen leichten Rückgang von 1% verzeichnete.
Abgesehen von der Ausfuhr von Schmuck ist laut aktuellen Exportdaten der allgemeine Silberexport Deutschlands in 2013 um 23% auf 41,6 Mio. Feinunzen (1,294 Tonnen) zurückgegangen. Wenn man allerdings die Menge dazurechnet, die an neue Bestimmungsorte ging, die in der letzten Erhebung noch fehlten, betrug die wirkliche Exportmenge 56,5 Mio. Feinunzen (1,756 Tonnen) und somit lediglich 3% weniger als im Vorjahr. Mehr als zwei Drittel der gesamten Silberexporte gingen nach Italien, Österreich und Großbritannien. Dennoch fiel die Ausfuhrmenge nach Großbritannien um 67%. Auch in die Schweiz wurde 60% weniger als noch im Vorjahr exportiert, was ebenso zu dem Rückgang der Ausfuhren beitrug.
Von Steffen Grosshauser