Platin sinkt auf neues 9-Monatstief
Montag, 9/13/2021 16:31
Gold & Silber geraten vor US-Inflationsdaten ins Stocken
Der Platinpreis fiel am Montag auf ein 9-Monatstief, nachdem Experten einen Angebotsüberschuss für das Industrie-Edelmetall im Jahr 2021 vorausgesagt hatten, während die Gold- und Silberpreise vor den morgigen US-Inflationsdaten gedämpft blieben.
Platin wird zu zwei Dritteln in der Industrie verwendet, vor allem als Katalysator in Dieselmotorensystemen. Das Metall fiel am Montagmorgen um 0,6% auf $955 pro Unze und damit auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2020.
Gold stieg unterdessen um 0,1% auf $1.789 je Unze, und Silber - wie Platin ebenfalls in erster Linie ein Industriemetall - gab um 0,2% auf $23,70 nach.
Am Dienstag werden die US-Verbraucherpreisdaten veröffentlicht, nachdem die US-Erzeugerpreise im August stark angestiegen waren, was zur stärksten jährlichen Inflation seit fast 11 Jahren führte.
"Wenn der Verbraucherpreisindex höher ausfällt als erwartet, könnte dies den Unterschied zwischen einer Ankündigung des Tapering im September oder einem Abwarten bis November ausmachen", meint ein Investmentmanager im Gespräch mit CNBC.
Dem jüngsten Bericht des World Platinum Investment Council (WPIC) zufolge, der letzte Woche veröffentlicht wurde, wird der weltweite Platinmarkt in diesem Jahr einen Überschuss aufweisen, da das Angebot aus Minenförderung ansteigt und die Investitionsnachfrage sinkt.
Laut WPIC wird der Markt mit einer Jahresproduktion von rund 8 Millionen Unzen im Jahr 2021 ein Überangebot von 190.000 Unzen aufweisen.
In seinem letzten Quartalsbericht vom Mai, wurde ein Defizit von 158.000 Unzen prognostiziert, was das dritte Jahr in Folge mit einem Versorgungsdefizit gewesen wäre.
"Es gab eine bemerkenswerte Schwäche bei den Platinmetallen, wobei Platin scheinbar glücklich unter der 1000-Dollarmarke liegt", hieß es zuvor in einem Kommentar des Schweizer Raffinerie- und Finanzkonzerns MKS Pamp.
"Es gibt keine oder nur eine sehr begrenzte Autonachfrage aufgrund der Chip-Knappheit, die eindeutig stärker ausfällt als von den Märkten erwartet", erklärte der Kommentar eine der wichtigen Entwicklungen, die die jüngsten Preisbewegungen antrieben.
Chinas Fahrzeugverkäufe gingen im August um 17,8% gegenüber dem Vorjahr zurück und fielen damit den vierten Monat in Folge, da der weltgrößte Automarkt von einer globalen Halbleiterknappheit hart getroffen wurde.
"Die China Association of Automobile Manufacturers erwartet nun für 2021 ein langsameres Wachstum als die zuvor prognostizierten 6,5%", so Chen Shihua, ein Beamter der CAAM, letzte Woche.
Platin wird vor allem in Autokatalysatoren für Dieselfahrzeuge verwendet, während Palladium hauptsächlich in Benzinfahrzeugen eingesetzt wird. Diese Verwendung verschiebt sich jedoch nach Ansicht einer wachsenden Zahl von Analysten, wobei Palladium durch Platin ersetzt wird, was auf anhaltende Palladiumdefizite und den hohen Palladiumpreis zurückzuführen ist.
Die Palladiumpreise fielen am Montag auf den niedrigsten Stand seit August 2020, nachdem sie in der vergangenen Woche eine wichtige Stützmarke bei $2.200 pro Unze durchbrochen hatten, die von einigen Händlern als solche bezeichnet wurde.
"Platin bleibt unserer Ansicht nach ein potenziell starker Erholungskandidat", so Ole Hansen, Rohstoffstratege bei der Derivateplattform Saxo Bank, "nicht nur wegen der Umstellung (von Palladium auf Platin in Katalysatoren), sondern auch da es im Vergleich zu Gold, das in der vergangenen Woche mit $820 ein 8-Monatshoch erreichte, relativ günstig ist."
In der Vergangenheit wies Platin stets einen Aufschlag gegenüber Gold auf, da es etwa 30 Mal so selten ist, aber im Jahr 2015, als der Volkswagen-Dieselskandal aufkam, wurde es mit einem Abschlag gehandelt.
Seitdem wird Platin mit einem Abschlag gegenüber Gold gehandelt und der 10-Jahresschnitt liegt bei $290 und der 5-Jahresschnitt bei $531.
"Wir haben zwar unsere Prognose auf einen leichten Überschuss im Jahr 2021 revidiert", sagt Paul Wilson, CEO von WPIC, "dies sollte jedoch im Zusammenhang mit dem beispiellosen und seismischen Wandel betrachtet werden, der durch die Pandemie verursacht wurde.
"Ein Wachstum der Nachfrage scheint aufgrund höherer Beladung und steigender Produktion von Schwerlastfahrzeugen, zunehmender Substitution von Palladium durch Platin, wachsender industrieller Nachfrage und zunehmendem Interesse von Investoren an der aufkeimenden Wasserstoffwirtschaft wahrscheinlich."
Der Dollar-Index - ein Maß für den Wert der US-Währung im Vergleich zu seinen wichtigsten Konkurrenten - konnte unterdessen seine erste Gewinnwoche seit drei Jahren ausbauen und stieg am Montagmittag in London um 0,2%.
Die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren stieg auf 1,33%, nachdem sie in der letzten Sitzung im Vorfeld der morgigen Inflationszahlen gestiegen war.
Konsensprognosen gehen davon aus, dass der Verbraucherpreisindex monatlich um 0,4% und jährlich um 5,3% steigen wird, was knapp unter dem 30-Jahresrekord vom Juni liegt.
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