Gold News

Die Gefahr von billigem Geld

Wenn Sie fürchten, dass nur noch eine Schlagzeile
fehlt, bevor Öl auf $100 steigt, dann hüten Sie sich vor den russischen
Energiereserven...

EIN RISIKOPLANUNGSBÜRO in Canary Wharf, das glänzende
Finanzzentrum in London, sendete uns (BullionVault)
eine E-Mail und fragte:

„Wir würden uns freuen, wenn es geht, Ihre
Meinung über die vor kurzem angeheizte Beziehung zwischen Grossbritannien und
Russland zu erfahren.“

„Ist es wahrscheinlich, dass dies russische Firmen
davon abhalten könnte, ihr Eigenkapital in London zu notieren? Wird sich die
City plötzlich wehren und eine strengere Regulierung verlangen? Oder wird das
Geschäft wie immer weiter laufen?"

Regelmässige Leser unserer GoldNews-Seite werden in der
Zwischenzeit wissen, dass wir keine Antworten haben. Sie könnten sich auch
wundern, warum zu Teufel man uns fragt. Aber sie wissen dann auch, dass wir
trotz dem versuchen werden, dieser Frage mit einer Antwort entgegenzukommen.

Wir können auch nicht anfangen zu raten, wie
sich die Londoner Börse oder die Finanzdienstleistungsbehörde fühlen würden,
wenn sie sich auf der Bühne der letzten Komödie der Irrungen der britischen
Regierung befinden sollten. Wenn man versuchen sollte, den russischen Spion zu
finden, der angeklagt wurde, Alexander Litwinenko
in einer Sushi-Bar im Londoner West End vergiftet zu haben, bräuchte man
sicherlich einen Auslieferungsvertrag – aber doch keine neue Regeln für die
Börse. So schrieb übrigens John Kampfner in der britischen Tageszeitung The Guardian:

„Sollten Grossbritannien und Russland einen Auslieferungsvertrag
haben, was wäre dann mit Boris Berezovsky, ein früherer Grosser des Kremls, der
Dissident wurde und den Putin als seinen Hauptfeind ansieht? Berezovsky und
andere Oligarchen leben heutzutage dank der absurd grosszügigen Steuergesetze hier
in London im Überfluss.“

Aber trotzt dem können wir uns nur noch
wundern: Haben es russische Firmen (v.a. die Erdgas-, Öl- und
Minengesellschaften die 80% des russischen Börsenmarktes entsprechen) wirklich
nötig, Geld über die Börsennotierungen im Westen zu sammeln?

Wenn Sie noch nicht Anteile von Gazprom
gekauft haben, könnten Sie es vielleicht nicht mehr schaffen, ein Stück
Russland in London zu kaufen. Marc Faber betrachtet, dass was am Ende der
1980er die Sowjetunion zerstört hat, nicht der Sieg des westlichen Kapitalismus
war, sondern viel mehr der Verfall der globalen Ölpreise bis zu $10 pro Barrel.
Nun steht Öl stark über $60, wenn nicht sogar $70, und „ es fehlt nur noch eine
Schlagzeile, bevor Öl auf $100 steigt“, Meint John Kilduff, ein Analyst in New
York für Man Financial.

Kein Wunder dass Präsident Putins Kriegslust
viel mehr als Angeberei eines Mannes aussieht, der nicht verlieren kann... so
lange Energie teuer bleibt. Zum heutigen Stand stehen die russischen
Forex-Reserven am dritten Platz nach China und Japan, und Europa braucht die
russische Energie viel mehr als Russland das europäische Geld braucht. So sieht
es wenigstens für die vorhersehbare Zukunft aus. Und was Gesellschaften aus dem
Westen betrifft, die direkt in russische Ressourcen investieren, der Shells
Verlust ihres Sakhalin Projekts.... die ständigen Probleme der ausländischen Goldbergbauer
mit den Lizenzen des Moskauer Umweltamts... und jetzt noch die Ausweisung des
britischen Wirtschaftsvertreter... das alles könnte bedeuten, dass der Investitionsaufwand
von Übersee ganz einfach nicht gewollt oder gebraucht wird.

Ausländische Investitionen in Dollar werden
verachtet – und trotz dem wollen sie Britische Firmen! Werden sie jemals daraus
lernen? „Letzten Monat, nach Monate langem Druck der russischen Behörden, wurde
das zum 50% im BP Besitz befindende Joint Venture TNK-BP gezwungen, ihren Anteil
in dem Gasfeld Kovykta an Gazprom, die von der [russischen] Regierung
kontrollierten Erdgasgesellschaft, zu einem Schnäppchenpreis zu verkaufen“
schreibt Ed Crooks in The Financial Times.
„Aber BP sieht immer noch ein grosses Potential in Russland und hofft, weitere
gemeinsame Unternehmen mit Gazprom und anderen russischen Gesellschaften zu
entwickeln.“

Letzte Woche hat BP einen Fall von 16% der
Einnahmen zwischen April und Juni bekannt gemacht. Ihr grösster Konkurrent für
die Gelder auf der britischen Börse, Shell Plc, hat vor wenigen Tagen gesagt,
dass ihre Einnahmen in der gleichen Periode um 18% gewachsen sind. Kein Wunder,
dass sich also BP mit jedem zufriedenstellen muss - und anscheinend zu jedem
Preis im Sinne von Risiko –, um nachzuholen.

„Als Teil des Kovykta-Abkommen“, führt Crooks
im Financial Times fort, „haben BP,
TNK-BP und Gazprom vereinbart, ein globales Gemeinschaftsunternehmen zu
starten, das mindestens $3 Milliarden Wert ist, das sowohl in Russland als auch
anderswo Projekte entwickeln könnte. Tony Hayward, der neue
Vorstandsvorsitzende bei BP, hat über das gesprochen, was er als Wachstum der
Reziprozität bezeichnete, und das sei „die Entwicklung nicht nur von
ausländische Investitionen in Russland sondern auch Investitionen von russischen
Gesellschaften im Ausland.“

In anderen Worten sind russische
Gesellschaften nicht nur bereit, zu Schnäppchenpreisen die Kontrolle über das
sich in Russland befindende Kapital in den Händen von westlichen Firmen zu
übernehmen, das von russischen Gerichten bestimmt wird. Sie sind auch bereit, ihre
eigenen Gelder in die Entwicklung von Gemeinschaftsunternehmen von Projekten
für Erdöl und Gas ausserhalb von Russland zu investieren. In anderen Worten
könnte der Kauf von BP Plc. die ganze Welt den russischen
Geschäftsgepflogenheiten unterstellen.

„Verhandlungen mit Russland könnten bedeuten,
dass Gazprom Teile von den BP-Gelder auf der ganzen Welt erwirbt, inklusive
Projekte für flüssiges Erdgas", schreibt Crooks, "welche eine der Entwicklungsambitionen
der russischen Gesellschaft sind."

Sollten mehr russische Gesellschaften das
Beispiel Gazproms folgen und auf der Börse in London notiert werden, könnten
wenigstens die britischen Investoren hoffen, etwas von dem nationalen
Rechtschutz abzubekommen. Aber warum sollte der nationalistische und
rückfällige Kreml das unterstützen wollen? Wenn man sich das von russischen
Bodenschätzen erzeugte Vermögen entgehen liesse, könnte das leicht von der von
Putin unterstützten Naschi- Jugendorganisation als „Räuberkapitalismus - Teil 2“
betrachtet werden. Die profitabelste
Aktion, und die politisch Nützlichste, wäre eigentlich neue Energiereserven in
Besitz zu nehmen. Sagen wir mal den Polarkreis...

„Moskau hat ein U-Boot unter den Nordpool
geschickt, das am Sonntag erwartet wird, Um die Titanfahne auf dem Seebad zu errichten“
schreibt die australianische Zeitung Herald
Sun
. „Die Mission ist Teil des Rennens nach Vermögensrechte in diesem
Gebiet, das reich an Energiereserven ist.“

Und dann kommen noch die zwei Tu95 „Bear“
Langstreckenbomber, die es letzte Woche gewagt haben, sich dem britischen
Luftraum zu nähern.... und die Suspendierung der Visa zwei britischer Bürger...
und die Genehmigung an Gazprom seitens des Kremls, eine private
Sicherheitsarmee aufzubauen... und die Kommentare in The Poeple’s China, die führende chinesische Tageszeitung,
„Grossbritannien und China befänden sich in einer „kontrollierten“ Krise.“

Der Preis von Rohöl ist wieder gestiegen und
hat einen 11-Monat-Hoch erreicht. Durchaus im Juli über $70 – das scheint für
die britische Diplomatie schrecklich teuer zu werden... und für Investoren und
Konsumenten um so mehr.

Aus dem Englischen übersetzt von Sonia Franchini.

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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