Die falsche Euro-Identität von Gold
Ist der Euro wieder so gut wie Gold oder sind Gold-Investments nur so gut wie der Euro?
"Hedge-Fonds finden Wege, um das Euro-Elend zu handeln", sagt eine Reuters Schlagzeile. Ohne jegliche Ironie schliesst der Nachrichtendienst Gold in seine Liste mit ein, sagt Adrian Ash bei BullionVault.
"David Einhorn von Greenlight Capital sagte kürzlich, er sei bullisch auf Gold und Goldminen, zum Teil wegen der Sorge über die Folgen eines Eurozonen-Zusammenbruchs", so Reuters weiter. Und trotzdem hat die Krise in der Eurozone Gold-Investments bis heute nur als gescheiterter "sicherer Hafen" dargestellt, als Betrug, Scharlatan und weg vom Fenster.
Der Kursrückgang diese Woche zurück auf $1560 pro Unze kam genau als die Einheitswährung auf dem Devisenmarkt auf bis $1,24 sank. Ist also der Euro so gut wie Gold oder sind Goldanlagen in der Tat nur so "gut" wie der Euro?
Unsere Grafik zeigt den Goldpreis in Euro und davor in Deutscher Mark im Vergleich zum US-Dollar. Beide sind in einen Index umgewandelt, das bei 100 im Juni 1968 beginnt, als der Frankfurter Gold-Fix begann. Und wie Sie sehen können, war das gelbe Metall bereits viel volatiler in US-Dollar im Gegesantz zu seinem europäischen Wettbewerber. Doch ohne Zweifel freuten sich deutsche Investoren troztdem über den zehnfachen Kursgewinn der 1970er Jahre.
"Bis Gold die Barriere von €350 pro Unze durchbrach, unter dem es sich für vier Jahre gehalten hatte", schrieb John Hathaway von Tocqueville Asset Management Mitte 2006, "war die allgemeine Faustregel, dass die Währung ein überlegener Weg ist, um sich gegen die Dollar-Schwäche abzusichern, denn es brachte Rendite und Liquidität."
Hathaway nannte die Lockerung der Vorschriften des Stabilitätspaktes der Eurozone 2005 hinsichtlich Schulden und Defizite "eine gute Nachricht für Gold" und angesichts des klaren Aufwärtstrends von Gold über diese €350-Marke, sagte Hathaway Gold würde bereits eine andere "Identitätskrise" erleiden, als nur mit einem weiteren Rohstoff verwechselt zu werden, der mit der Flut der asiatischen Wachstumsmärkte steigt.
Schneller Vorlauf zu Mitte 2012 und Gold hat sich widerum deutlich von dieser Fassade losgelöst und der Preis hat sich hinsichtlich des CRB-Rohstoffindez seit Beginn der Finanzkrise verdoppelt. Und doch zermürbt es wieder die Investoren, und nicht nur die britischen und amerikanischen; nicht einmal Sparer in der Eurozone bevorzugen Goldanlagen gegenüber dem "sicheren Hafen" von Staatsanleihen. Das heißt natürlich, nur die Staatsanleihen von Deutschland, nicht die Staatsanleihen von Spanien oder Italien. Denn im Gegensatz zu Gold, sind nicht alle Euro-Schulden die gleichen - fungibel, unbestechlich und nicht zu zerstören oder zu erschaffen.
Dieser Mangel an Konsistenz ist in der Tat das große Problem und zwingt die Kosten der Schulden höher für Madrid und Rom, so wie es schon für Athen, Lissabon und Dublin getan hat. Denn inländische Banken, Pensionsfonds und Versicherungen sind gesetzlich verpflichtet, das Fremdwährungsrisiko zu vermeiden nur durch den Erwerb von Vermögenswerten in ihrer heimischen Währung. Doch heute, und dank des Euros, können spanische Banken bei dem Ansturm auf deutsche Bundesanleihen mitbieten und somit hat Madrid keinen gezwungenen Käufer, wie es zu Zeiten der Rezession geschehen ist.
In der Zwischenzeit liegt die eigentliche Identitätskrise nicht beim Goldmarkt, sondern sie liegt beim Euro - die entweder die Deutsche Mark oder die Drachme ist, aber nicht beides sein kann. Die Anwendung der Fiskalpolitik des ersteren, aber des monetären Stils des letzteren haben Europa zu dieser Lage gebracht.
Mal sehen, wie Gold performen wird, wenn die Krise Brüssel und Frankfurt entweder in die eine oder in die andere Richtung treiben wird - zusammen oder getrennt.