Vergessen Sie Putin. Was ist mit der Geduld?
Vergessen Sie das Geheimnis darum, wo sich Putin in den letzten zehn Tagen aufhielt...
Die Frage, die selbst sogenannte Kremlinologen heutzutage mehr beschäftigt, ist, was mit der Geduld passiert.
Mit dem Wort „Geduld“ wies die US-Notenbank darauf hin, dass sie es nicht überstürzen wolle, die Zinsen von ihrem Tief von 0% anzuheben, auf dem sie sich seit rund 6 Jahren befinden. Obgleich dieser Begriff lediglich in den letzten beiden Statements zu ihrer Geldpolitik verwendet wurde. Mit dieser Formulierung wurde nämlich das vorherige Zinsversprechen der Federal Reserve abgelöst, die Zinsen „nicht zu früh“ zu erhöhen.
Zahlreiche Analysten, Experten und sogenannte „enge Vertraute“ sind nun der Ansicht, dass die Notenbanker beim nächsten Treffen des Offenmarktausschusses an diesem Mittwoch beschließen werden, dass es mit der „Geduld“ bald am Ende sei… oder diese zumindest aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden soll.
Die bloße Vorstellung, dass die Fed ihre Geduld verlieren und bereits im Juni die Zinsen anheben könnte, wird auch für den Einbruch der US-Aktienmärkte in der vergangenen Woche verantwortlich gemacht.
Und nach Meinung von Analysten könnte dies selbst in weit entfernten Ländern wie Indien einen Börseneinbruch auslösen.
Auch was die Wetten auf die Silber- und Goldpreise betrifft, sind Trader um einiges bärischer geworden. Betrachtet man US-Futures und Optionen, so fielen in der vergangenen Woche die Wetten auf einen Anstieg der Goldpreise auf ihr niedrigstes Niveau seit November 2014, als Gold auf ein 5-Jahrestief einbrach.
Nun gut. Immerhin erhält man bei solch seltenem Hartgeld wie Gold und Silber auch keine Zinsen. Von daher sind dies auch die Anlagen, die am sensibelsten auf Zinsveränderungen reagieren… und ebenso auf Stimmungsveränderungen auf dem Markt, was wohl mit den Zinsen passieren wird.
Falls die Fed am Mittwoch also tatsächlich ihre Geduld aufgibt, wird dies sicherlich für größere Kursschwankungen sorgen. Allein schon deswegen, weil sämtliche Analysten, Trader und selbsternannte Experten wieder herausfinden möchten, wer von ihnen der beste Kremlinologe ist.
Sollte uns das kümmern? Nun, als die US-Notenbank das letzte Mal um den Jahreswechsel herum ihre Formulierung von „nicht zu früh“ auf „geduldig“ änderte, fiel dies zeitlich mit dem Anstieg des Goldpreises in US-Dollar auf den höchsten Stand seit mehreren Monaten zusammen.
Und davor langte die Vorahnung einer Veränderung Mitte Dezember für eine Bewegung der Edelmetallpreise.
Allerdings schwächeln derzeit die US-Aktienmärkte etwas, die Unternehmensgewinne nehmen in raschem Tempo ab und die US-Inflationsrate fällt weiter unter die Zielmarke der Fed von 2,0% pro Jahr.
Was aber vermutlich eine noch größere Rolle spielt, ist, dass jeder – aber auch wirklich jeder – momentan der Meinung zu sein scheint, dass es mit dem US-Dollar weiter bergauf geht. Allerdings glaubt trotzdem niemand, dass es die Fed bereits in dieser Woche wagen wird, die Zinsen anzuheben.
Unterdessen haben wir in der restlichen Welt eine völlig andere Situation. Allein in diesem Jahr haben bereits 24 Zentralbanken ihre Kosten für Kreditaufnahmen gesenkt.
Gemessen in US-Dollar, nahm der Wert von Gold in diesem Jahr bislang ab. Aber in sämtlichen anderen Währungen gemessen, nahm er seit Beginn des Jahres zu. Das Gleiche gilt auch für Silber.
Doch anhand dessen exakte Prognosen für die Zukunft zu machen ist – ebenso wie der Versuch, mehr über den Verbleib Putins in letzter Zeit herauszufinden – pures Raten.