Über Jeggings und Gold zu 350 Dollar
„Gold ist genauso unmodisch wie Schlaghosen“, meint ein Experte der französischen Investmentbank Societe Generale.
Interessanterweise versuchte ich kürzlich sogar, ein paar Schlaghosen zu finden. Einfach deswegen, um der Tyrannei der sogenannten „Jeggings“ zu entkommen, die seit mittlerweile mindestens fünf Jahren die Herrenmoden-Welt dominieren.
Allerdings blieb ich erfolglos beim Versuch, auch weiterhin die Blutzirkulation in meinem Körper aufrechtzuerhalten, indem ich meine Beine nicht in etwas zwänge, was mich persönlich eher an Thrombosestrümpfe als an eine Röhrenjeans erinnert.
Und genauso wie mein bescheidener Wunsch scheint mittlerweile auch der Kauf von Gold passé zu sein. „Keiner will es haben“, fügt ein Analyst der Societe Generale hinzu.
Dies ist sicherlich ein eingängiges Zitat. Nur trifft die Aussage nicht zu. Die Edelmetallbörse BullionVault verzeichnete im ersten Halbjahr 2015 sogar eine erhöhte Nachfrage nach Gold durch Privatanleger.
Laut der jüngsten Analyse des Beratungsunternehmens GFMS sind in Europa auch Goldmünzen und kleine Barren nach wie vor sehr gefragt. BullionVaults firmeninterne Daten zeigen, dass auch zahlreiche größere US-Investoren wieder zu physischem Gold zurückkehren. Und die Aufschläge auf Gold, das nach China geschickt wird, lassen vermuten, dass auch dort die Nachfrage wieder steigt - trotz der kurzzeitigen Sommerflaute - so dass der dort ortsübliche Preis mittlerweile wieder 2,70 USD je Feinunze über dem Londoner Tagespreis liegt.
Was hingegen mittlerweile offensichtlich in Mode ist, ist eine Art „Gold-Bashing“. Das Edelmetall niederzumachen ist so „trendy“ geworden, dass in dieser Woche mehrere Schlagzeilen zu lesen waren, in denen sogar von einem möglichen Kursrutsch auf unter 400 USD je Feinunze zu lesen war.
„Bereiten Sie sich auf Gold zu 350 USD vor“, lautet eine Schlagzeile von MarketWatch, in der ein Wissenschaftler zitiert wird, der in 2012 eine entsprechende Prognose erstellt haben soll.
So weit so gut. Der Haken daran ist nur, dass er das so nicht gesagt hat. Wenn man die Abhandlung liest, auf die sich MarketWatch bezieht, kann man sehen, was der Akademiker wirklich sagte, nämlich dass der Goldpreis eventuell fallen könnte… oder steigen.
Ein typischer „zweiseitiger Wirtschaftswissenschaftler“ also…
Vergleicht man die derzeitigen Preise mit dem Rekordhoch von 2011, so hat Gold in der Tat mittlerweile rund 40% seines Wertes eingebüßt. Zu sagen, dass es noch weiter nach unten gehen wird, ist wohl einfach… modisch.