Goldanlagen steigen im Juni stark an
Die Stimmung gegenüber Goldinvestments steigt auf den höchsten Stand seit zwei Jahren. Besitzer halten während der Griechenland-Krise an ihrem Gold fest…
Die Stimmung unter Privatanlegern gegenüber physischem Gold erreichte im Juni ihren Höchststand der letzten zwei Jahre, schreibt Adrian Ash von BullionVault.
Dies geht aus dem jüngsten Gold-Investor-Index hervor. Der Index misst das Verhältnis zwischen denjenigen Investoren, die auf der weltweit größten Onlinebörse für physisches Edelmetall, BullionVault, entweder neu in Goldanlagen einstiegen oder ihre bereits existierenden Bestände aufstockten und solchen, die ihre Edelmetallmenge reduzierten.
Beinahe 90% der BullionVault-Benutzer leben in Westeuropa oder Nordamerika. Zehn Jahre nachdem das Unternehmen von Paul Tustain ins Leben gerufen wurde, wurde im vergangenen Jahr der Service zum Handel von physischem Gold und Silber im Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar genutzt.
Aktuell halten BullionVaults Benutzer zusammen Gold im Wert von 1,1 Mrd. EUR und weitere 230 Mio. EUR an Silber. Somit verwaltet BullionVault für seine 56.000 Benutzer mehr Gold als die meisten Zentralbanken dieser Welt.
Im vergangenen Monat stieg die Anzahl der Goldkäufer am schnellsten innerhalb der letzten 18 Monate an, wohingegen die Anzahl der existierenden Anleger, die über die Handelsplattform ihr Edelmetall verkauften, um 30% gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate fiel.
Als Ergebnis davon stieg der Gold-Investor-Index im Juni auf 54,6. Dies übersteigt selbst den Wert von Februar, als sich der Index von dem Stand in der Nähe eines 5-Jahres-Tiefs erholte. Somit ist der aktuelle Wert der höchste seit der Spitze im April 2013.
Ein Messwert von 50 würde bedeuten, dass in dem Monat die Anzahl von Käufern und Verkäufern identisch war.
Eine Lesung über 50,0 signalisiert, dass mehr Goldbesitzer hinzukommen oder die Existierenden ihre Bestände ausbauen. Der Höchststand wurde mit 71,7 im September 2011 erreicht.
Das letzte Mal, als Goldanlagen dermaßen gefragt waren – im April 2013 - ging der Nachfrage ein 10-prozentiger Preiscrash voraus. Dieser hohe Bedarf verringerte sich allerdings ebenso schnell wieder wie er entstand, nachdem die Schnäppchenjagd ausgeschöpft war.
Hingegen verzeichneten in 2015 sowohl die Stimmung als auch die Preise eine weitaus höhere Stabilität, da Investoren offensichtlich zwischenzeitlich damit begonnen haben, die hohen Aktienbewertungen sowie die rekordtiefen Rendite für Staatsanleihen kritisch zu beäugen.
Noch auffälliger ist allerdings, dass Edelmetallbesitzer mittlerweile stärker an ihren Beständen festhalten und selbst während der letzten Preisanstiege nicht mehr so stark ihr Gold verkauften, um dadurch schnelle Gewinne mitzunehmen. Offensichtlich ziehen sie in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit den Besitz von nahezu unzerstörbaren und schnell handelbaren Tresorgold vor.
Diese Trendwende bei der Anlegerstimmung hat kaum etwas mit Griechenland zu tun, da die Kundenbestände bereits seit Jahresbeginn steigen. Schon Monate vor der aktuellen Zuspitzung der Krise begannen Privatanleger, die Kompetenz der politischen Entscheidungsträger und den gesamtwirtschaftlichen Ausblick zu hinterfragen.
Bislang spiegelt sich die aktuelle griechische Schuldenkrise auch noch nicht in den Goldpreisen wider. Gold war nicht von einer Verkaufswelle betroffen wie Industrierohstoffe oder Aktien zuvor, allerdings stieg es auch schon vor fünf Jahren nicht sprunghaft an, als die griechischen Schulden zum ersten Mal die Schlagzeilen eroberten.
Der Grund ist wohl, dass sich die Krise momentan noch auf Griechenland beschränkt. Internationale Vermögensverwalter geraten bislang noch nicht in Panik. Solange sich noch kein Stress unter Anlegern breit macht, tritt auch die Funktion von Gold als finanzielle Versicherung noch nicht in Kraft.
Allerdings scheint diese Versicherung wieder einen größeren Anreiz auf Investoren auszuüben. Bei BullionVault stieg im ersten Halbjahr dieses Jahres die Goldnachfrage am stärksten an seit Ende 2012. Seit Jahresbeginn stockten Privatanleger ihre Bestände um mehr als 1,4 Tonnen auf – dreimal so viel wie im gleichen Zeitraum des vorangegangenen Jahres. Dadurch stiegen die Goldbestände der BullionVault-Benutzer nun auf ein neues Rekordhoch von über 34 Tonnen an.