QE: Britische Staatsanleihen
40% der britischen Schuldentilgung in 2015 geht an die Bank of England…
Bei der Quantitativen Lockerung ging es nie darum, dass die Zentralbanken den Regierungen bei ihren Ausgaben helfen.
Nein. Denn das wäre dann wie in Simbabwe Anfang des 21. Jahrhunderts oder wie vor rund 90 Jahren in Deutschland während der Weimarer Republik. Beide Versuche führten zu einer Hyperinflation.
Das ist der Grund, warum laut des Vertrags, auf dessen Grundlage die Eurozone entstand, es den Banken in der Eurozone nicht erlaubt ist, ihre nationalen Staatsschulden zu finanzieren, auch wenn die europäische Zentralbank selbst gerade die Bereitstellung an Geldmitteln vorbereitet.
Vielmehr geht es bei der quantitativen Lockerung darum, die Aktivitäten der Privatwirtschaft zu fördern. Und das sogar dann, wenn… naja… der gesamte Betrag, den die jeweilige Zentralbank generiert, in Staatsanleihen fließt… und auch dort bleibt.
So werden beispielsweise im nächsten Finanzjahr rund 70 Milliarden Pfund (89 Mrd. Euro) der britischen Staatsschulden auf dem Anleihemarkt fällig. Das wird dann 40 Pence von jedem Pfund entsprechen – ein Betrag, der dann wieder vom Markt geliehen werden muss, um die sich vergrößernde Kluft zwischen den Einnahmen und den Ausgaben in 2015 zu füllen (siehe Tabelle auf Seite 94).
Glücklicherweise hat aber Großbritannien bereits einen interessierten Käufer: Die Bank of England. Bei der Abstimmung von letzter Woche bestätigte die britische Zentralbank, auch weiterhin ihr Kaufprogramm für Wertpapiere „beizubehalten“.
Das durch die QE generierte Geld, das im Juli 2012 auf 375 Milliarden Pfund (477 Mrd. Euro) festgesetzt wurde, wird vollständig in Staatsanleihen der britischen Regierung gehalten, welche die Bank von Investoren kaufte, seitdem das Kaufprogramm in 2009 ins Leben gerufen wurde.
Den Stand von 375 Mrd. GBP beizubehalten bedeutet, dass das Geld, das von der Regierung bei Fälligkeit zurückgezahlt wird, wieder neu investiert werden muss. Es steht bereits die Fälligkeit bis zum Jahr 2060 fest. Aber im nächsten Finanzjahr von April 2015 bis März 2016 gehen 40% der fälligen Rückzahlungen an die Bank of England.
Das bedeutet weiterhin, dass die Bank of England nach Erhalt des Geldes gleich wieder zum Anleihemarkt geht, um weitere mittel- oder längerfristigen Schuldverschreibungen zu kaufen, um ihr Gesamtmenge von 375 Milliarden GBP aufrechtzuerhalten.
Natürlich könnte die Bank einfach die Rückzahlung der im nächsten Jahr fälligen Staatsanleihen verweigern. Doch würde dies bedeuten, dass „The Old Lady“ (als welche die Bank of England zuweilen scherzhaft bezeichnet wird) letztendlich Geld drucken und dieses direkt an das Finanzministerium weitergeben würde.
Aber natürlich wäre dies niemals möglich. Denn das würde so einen finanziellen Wahnsinn wie in Simbabwe oder der Weimarer Republik heraufbeschwören. Von daher wird der derzeitige Zyklus einfach wie bisher fortgesetzt und eine riesige Menge Geld auch weiterhin „recycelt“ – und das bis mindestens 2060.