Gold – Ist das die Wende?
Selten hat man so viele negative Preisprognosen der Banken für Gold gesehen wie in den letzten Wochen. Jüngstes Beispiel war die UBS, die ihre Vorhersage auf Monatssicht um 13% senkte. Da zuvor zahlreiche andere Bankanalysten ihre Prognosen reduziert hatten, kann man wohl von einem Herdentrieb sprechen. Bleibt die Frage: Ist damit der Wende- bzw. Tiefpunkt erreicht, auf den die Antizykliker sehnsüchtig warten?
Auf jeden Fall konnte sich der Goldpreis in den letzten Tage trotz der negativen Prognosen – einige Analysten sprachen von 1.050 USD pro Unze oder weniger, viel weniger – kräftig erholen und kehrte mit Schwung über die Marke von 1.100 USD je Unze zurück. Ob das eine nachhaltige Entwicklung ist, muss sich allerdings noch zeigen.
Zunächst einmal aber könnten jene, die den Goldpreis in den letzten Wochen so stark unter Druck setzten, wieder aktiv werden. Denn die Short-Positionen an der COMEX waren zuletzt massiv gestiegen, sodass nun einiges an Eindeckungen folgen dürfte, was den Goldpreis noch weiter nach oben treiben könnte.
Der gesunkene Goldpreis hat jedenfalls in letzter Zeit zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach physischem Gold geführt. Daten von www.zerohedge.com zufolge, lagen die registrierten Goldbestände an der COMEX so niedrig, dass sie von JP Morgan „gerettet“ werden mussten. Die Bank widmete einen großen Teil ihrer Goldbestände – 276.000 Unzen oder 8,6 Tonnen – von „qualifiziert“ (eligible) in „registriert“ (registered) um, so dass diese für eine Auslieferung an der COMEX zur Verfügung stehen. (Qualifizierte Bestände haben die Qualitätschecks der COMEX bestanden, können aber im Auftrag von Kunden gehalten oder sicher eingelagert werden, ohne jemals zur Auslieferung gegen COMEX Futures-Kontrakte zur Verfügung zu stehen.)
Und nun hat auch noch China den Yuan gegenüber dem US-Dollar massiv abgewertet. Nach einem kurzen Rückfall unter die Marke von 1.100 USD je Unze zeigte Gold wieder Stärke und notiert über der von einigen Experten als wichtig angesehenen Marke von 1.115 USD. Beobachter sprechen bereits von einem möglichen Währungskrieg, auch wenn die chinesische Zentralbank betonte, dass es sich um eine einmalige Maßnahme handle.
Verschiedentlich wird sogar schon spekuliert, dass der Schritt Chinas dazu führen könnte, dass die US-Notenbank die Anhebung der US-Zinsen, die viele Experten bislang für September erwarteten, verschieben könnte. Denn ein niedrigerer Yuan soll die Exporte Chinas stärken, was sich negativ auf die US-Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen auswirken könnte.
Auf jeden Fall sind die Aktienmärkte weltweit stark unter Druck geraten, während Gold seinen Anstieg hinlegte. Zumindest kurzfristig sieht es damit so aus, als hätte Gold seine Rolle als Sicherer Hafen in turbulenten Börsenzeiten doch noch nicht völlig verspielt…