Die „Eiserne Lady“ und Gold
Margaret Thatcher hielt viel von Gold, nicht von eingefleischten Goldanlegern…
„Mögen wir Harmonie schaffen, wo Zwietracht herrscht.“
Mit diesem Zitat von Franz von Assisi betrat Margaret Thatcher in 1979 No. 10 Downing Street. Die damals gegensätzlichen Meinungen von „Rot“ und „Blau“ wurden von ihren politischen Nachfolgern zu einem trüben Lila vermischt, zuerst von der ausgabefreudigen Labour Party von Tony Blair und nun von der weitaus weniger meritokratischen Koalition unter David Cameron.
Die von ihr verfochtenen freien Marktwirtschaft – und damit ihr „Sieg“ über die Gewerkschaften, welche die fest verwurzelten Interessen der 1970er vertraten – brachte aber auch eine ironische Folge mit sich. Aufgrund des „Big Bangs“ und der Deregulierung sind wir stattdessen nun von den Banken abhängig, die mindestens ebenso aufgeblasen und moralisch fragwürdig sind und die Wirtschaft wohl in den unvermeidlichen und langwierigen Ruin führen.
Auch heute noch sind die Meinungen über Margaret Thatcher so zwiegespalten wie damals. Aber was Sie auch immer von Thatcher und ihrem politischen und wirtschaftlichen Erbe halten mögen, zumindest lässt sich nicht bestreiten, dass sie ein wahrer Freund des Goldes war.
Noch lange bevor sie in 1979 die Devisenkontrollen abschaffte, lehnte sie sich bereits gegen die sogenannte Gold Coins Order von 1966 auf, welche die Prägung und den Erwerb von Goldmünzen durch Privatanleger untersagte. Sie bezeichnete diese als „Demütigung“ und Misswirtschaft der damaligen Labour-Regierung.
„Goldkauf zur Straftat zu erklären, sofern man nicht schon vor dem 27. April 1966 welches besaß, ist eine irrwitzige Verordnung“, sagte sie in einer Debatte im Unterhaus. „Was für ein Armutszeugnis für die Regierung!“
Doch auch wenn sie sich für den freien Golderwerb stark machte, so bedeutete dies nicht automatisch, dass sie auch ein Freund der eingefleischten Goldanleger war. Diejenigen, die Anfang der 1980er zu ertragreicheren Investitionen wechselten, genossen die höchsten realen Rendite von britischen Aktien seit mindestens 200 Jahren. Selbst für Geld auf dem Konto erhielt man während der 80er Jahre meist 4-5% mehr im Vergleich zur Inflationsrate.
Gemessen an einem 10-Jahres-Durchschnitt waren die realen Rendite bei britischen Aktien (mit Ausnahme von Dividenden) zu dieser Zeit höher als in jeder anderen Dekade seit mindestens 1800. Die Zinsraten für Bargeld stiegen in den 1970ern unterdessen von
-3,05% auf +4,95% im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten.
In 1990 stiegen sie auf 8% pro Jahr, dem höchsten Stand seit Großbritannien sich einem halben Jahrhundert zuvor vom Goldstandard verabschiedete. Und in der Tat trugen die Realzinsen zum Wert des Sterlings bei. Sie halfen dort, wo Devisenkontrollen und Verbote von Goldmünzen zuvor während des Untergangs des britischen Empires und der „finanziellen Repression“ nach dem Zweiten Weltkrieg scheiterten. Als Privatanleger schließlich Gold kaufen konnten, bestand hierfür nicht mehr so sehr die Notwendigkeit wie zuvor.
Die Thatcher-Regierung hatte damals also nicht nur die Kapitalverkehrskontrollen abgeschafft, sondern außerdem auch die Notwendigkeit, warum Anleger nach einer Alternative suchen sollten. Gegenwärtig befinden wir uns auch bereits seit drei Jahren wieder in einer Art „finanziellen Repression“, und so manch einer wünscht sich sicherlich, dass jemand kommt, der die Haushaltslage so meistert wie damals Margaret Thatcher.
Stattdessen begann im vergangenen Monat die Kehrtwende der Kapitalverkehrskontrolle durch Zypern, ein Mitglied des einheitlichen Währungsgebiets. Die wirtschaftliche Freiheit scheint nun auf dem Rückzug zu sein. Und die Möglichkeit jedes einzelnen, das zu retten wofür er hart arbeitete, könnte als nächstes schwinden.
Dies entbehrt nicht einer gewissen Ironie, bedenkt man das eigentliche Vermächtnis der „Eisernen Lady“.
Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.