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Goldpreis von Großbanken manipuliert? Auch Deutsche Bank im Visier

Es ist nicht das erste Mal, dass sich jemand fragt, ob der Goldpreis noch natürlichen Schwankungen oder schon manipulativen Interessen unterliegt. Viele überzeugte Goldbullen stellen sich diese Frage täglich. Ich halte eigentlich wenig davon hinter jeder Ecke eine Verschwörung zu wittern, doch im aktuellen Fall dürfen sich die Herren und Damen der betreffenden Bullion-Banken durchaus die Frage gefallen lassen. Es geht um das Londoner Preis-Fixing.

Zu Beginn gibt der Vorsitzende einen Preis nahe am aktuellen Spotpreis an. Dann erklären die Teilnehmer, wie viele Goldbarren sie zum festgelegten Preis (sowohl für sich selbst, als auch für Kunden) kaufen wollen. Gibt es mehr Käufer als Verkäufer, wird der Preis erhöht usw...Der Handel dauert in der Regel so lange an, bis die Kaufs- und Verkaufsorder bei um die 620 Kilogramm liegen.

Am Ende wird dann der London Gold FIX Preis veröffentlicht - einmal morgens und einmal abends.

So weit, so gut...doch können Sie sich vorstellen, dass dieser Mechanismus auch Raum für Manipulationen bietet? Ich wette das können Sie...:-)

Ein Schelm wer Böses dabei denkt, wenn 5 Großbanken ohne Aufsicht und Kontrolle einen wichtigen Preis aushandeln sollen. Immerhin haben die Banken in der jüngsten Vergangenheit bereits zur Genüge bewiesen, dass Vertrauen gegenüber Banken nicht gut, Kontrolle aber super ist. Oder besser wäre noch: Transparenz.

Ich erinnere nur an das LIBOR-Desaster (LIBOR = London Interbank Offered Rate, täglich festgelegter Referenzzinssatz im Interbankengeschäft). Da hatte man auch großes Vertrauen in die Großbanken gesetzt. Anders kann ich mir nämlich nicht erklären, weshalb die Bildung des für die halbe Welt wichtigen und gültigen Referenzzinssatzes einfach so und ohne dass irgendjemand darin Einblick gehabt hatte, einer Handvoll Großbanken überlassen worden ist. Doch bekanntlich wurde dieses Vertrauen bitter enttäuscht. Über Jahre hinweg hatten die Banken die Zinssätze manipuliert - und vermutlich nicht nur in London.

Ich sage es einmal so: einer Bank zu vertrauen ist in etwa so, als würde man einem hungrigen Schwarm Piranhas vertrauen, dass sie den soeben ins Wasser geplumpsten Hamster schon nicht fressen werden.

Ein Generalverdacht gegenüber Banken und so eben auch bei der Bildung des London Gold Fix Preises besteht also so oder so.

Wetten auf den Goldpreis

Doch wie ein Bloomberg-Artikel von heute aufwirft, bestehen mittlerweile schon ernsthafte Verdachtsmomente. Wie vier Händler Bloomberg gegenüber aussagten, nutzen offenbar beteiligte Händler, deren Kunden (und vermutlich auch deren Kumpels) die Informationen aus den Gold Fix-Sitzungen um kurzfristig mittels Derivaten auf den Goldpreis zu spekulieren. Das erklärt auch, weshalb regelmäßig kurz nach Beginn der Sitzungen der Handel mit Goldderivaten „explodiert".

Wie das funktioniert? Nun ja, wenn man weiß, dass es gerade mehr Käufer als Verkäufer gibt, der Preis als weiter oben fixiert wird, kann man natürlich schnell noch vor der offiziellen Verkündung des London Gold Fix Preises auf einen steigenden Goldpreis spekulieren - und umgekehrt natürlich. Mit entsprechend hohen Sümmchen, wird aus der Wette dann schnell ein ordentlicher Gewinn...

...Oder auch nicht natürlich und das ist die Crux an der Sache. Die Frage ob es sich hierbei tatsächlich um eine bewusste Manipulation handelt oder einfach um einen normalen Markt, bei dem doch eben jeder Teilnehmer versucht schneller, besser und schlauer zu sein, als die anderen.

Ich plädiere für einen transparenten Goldpreis

Tja, wenn Sie meine Meinung hören wollen: ich plädiere nur für eines, nämlich absolute Transparenz. Den Banken die alleinige Kontrolle unter dem Teppich zu lassen, halte ich für grundverkehrt. Allerdings möchte ich auch nicht sehen, dass staatliche Stellen eben jene Kontrolle übernehmen, denn in der Regel artet leider gerade das in noch weiteren undurchsichtigen und nicht durchdachten Blödsinn aus (vor allem, wenn es sich um EU-Behörden handelt).

Für das Problem eines undurchsichtigen Marktes gibt es daher nur eine Lösung: absolute und unabänderliche Transparenz.

Im vorliegenden Fall also: lasst die Öffentlichkeit doch einfach live übers Internet an den Fixings teilnehmen und niemand wird je wieder glauben, der Londoner Goldpreis könnte manipuliert worden sein!

So long liebe Leser....falls Sie sich übrigens fragen sollten, ob der Londoner Goldmarkt und seine LBMA (und die Frage nach möglichen Preismanipulationen) tatsächlich wichtig genug für diesen Artikel sind, dann lassen Sie sich folgende Fakten auf der Zunge zergehen: in London werden pro Tag rund 33 Milliarden USD beim Handel mit Gold umgesetzt...das ist sogar mehr als in New York an der COMEX (29 Mrd. USD) mit Gold umgesetzt wird....ja, obwohl China und Asien generell die größten Abnehmer sind, tanzt der größte Goldmarkt der Welt noch immer in London...da muss man sich doch ab und zu die Frage stellen, ob ein Goldpreis bei 1.241 USD pro Feinunze wirklich gerechtfertigt ist.

Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Wirtschaft arbeitete Miriam Kraus als Analystin in einer Zürcher Vermögensverwaltung. Seit 2007 ist sie freiberufliche Finanzanalystin und arbeitet mit dem Investor Verlag zusammen.  Ihre besonderen Kennzeichen sind die hartnäckige Recherche und ein Gespür für wesentliche Aspekte.

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