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Chinesen greifen zu Gold

Die Preise für die Feinunze Gold sind zuletzt wieder gestiegen, während andere Edelmetalle verloren haben - vor allem Palladium. Von Tim Kanning von der F.A.Z.

Seinen Ruf als sicherer Hafen in unruhigen Börsenzeiten schien das Gold in den vergangenen zwei Jahren verloren zu haben. Über all die Sorgen von Russland bis Griechenland hinweg ging der Preis immer weiter nach unten. Zumindest die Chinesen haben den Charme der goldenen Reservewährung nun aber offenbar wiederentdeckt. So wurde im Juli deutlich mehr Gold über Hongkong nach China importiert, nach Angaben der Finanznachrichtenagentur Bloomberg 40,7 Tonnen. Im Juni waren es noch 22,1 Tonnen gewesen, im Juli des Vorjahres 21,1. In Festland-China gingen die Käufe innerhalb eines Monats von 47,9 auf 63,8 Tonnen nach oben.

„Die Tumulte an den Aktienmärkten haben einige Investoren an die systemischen Risiken erinnert und daran, dass sie in Gold diversifizieren sollten“, sagt Long Ling, Analyst bei der Industrial Futures Co. in Schanghai. Auch Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank, hält die Diversifizierung mit Gold nach wie vor für sinnvoll – die Menge sollte dabei aber überschaubar bleiben. „Gold ist wie eine Brandschutzversicherung für das Depot“, sagt er. „Fünf Prozent Gold können in Krisenzeiten einen wertvollen Puffer bilden.“

Mit der Verschärfung der Turbulenzen an den Börsen in China und anderswo haben die Goldpreise in den vergangenen zwei Wochen wieder leicht angezogen. Der Preis für eine Feinunze (30 Gramm) ist in der vergangenen Woche innerhalb von drei Tagen von 1111 auf 1161 Dollar gestiegen, also fast um 5 Prozent. Am Dienstag lag der Preis nach der Erholung an der deutschen Börse und an mehreren anderen Märkten bei 1136 Dollar, was einem Minus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vortag entsprach. Vergleichbar mit früheren Krisen sind die Preisanstiege zwar nicht mehr. Aber angesichts der heftigen Verluste an vielen Aktienmärkten hat das Gold immerhin seine Funktion als Absicherung erfüllt.

Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxobank, verweist darauf, dass die Goldpreise zwar in Dollar gerechnet nicht so sehr gestiegen seien, in chinesischen Yuan oder auch in indischen Rupien gerechnet sind die Preise wegen der Abwertungen dieser beiden Währungen aber jeweils um mehr als 11 Prozent gestiegen – was die Anleger dort sicher freuen dürfte.

Auch die Commerzbank kommt in einem Marktkommentar zu dem Schluss, dass sich Gold gerade als Fels in der Brandung bewährt. Vor allem im Vergleich zu anderen Edelmetallen erweise es sich als stabil. Silber und Platin haben ihre Gewinne der vergangenen Tage dagegen zuletzt wieder abgegeben und fielen am Montag unter die Marken von 15 Dollar beziehungsweise 1000 Dollar je Unze. Am Dienstag lag Silber bei 14,81 Dollar, Platin bei 996 Dollar.

Noch deutlicher fällt die Preisschwäche bei Palladium aus, was die Commerzbank-Analysten darauf zurückführen, dass dieses weiße Metall stark in der Automobilindustrie zum Einsatz kommt. Demnach entfallen mehr als drei Viertel der Nachfrage auf die Herstellung von Autokatalysatoren, während die Nachfrage für Schmuck und als Investment weniger als zehn Prozent ausmache. Mit knapp 530 Dollar je Unze war Palladium am Montag auf den tiefsten Stand seit September 2010 gefallen und erholte sich am Dienstag nur leicht. Insgesamt ist der Palladiumpreis damit seit dem Hoch im September 2014 um mehr als 40 Prozent gefallen. Die Commerzbank-Analysten halten diesen Rückgang allerdings für übertrieben. Denn trotz einer Verlangsamung der Autokonjunktur werde die Nachfrage in diesem Jahr steigen.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ist eine überregionale deutsche Tageszeitung.

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