44 Mio. USD-Geldbuße gegen Barclays verhängt – Goldfixing schuldlos
Britische Aufsichtsbehörde unterstützt Goldfixing und bestraft Barclays wegen mangelhafter Kontrollen und Interessenkonflikt…
Das Londoner Goldfixing wurde manipuliert, zumindest einmal, nämlich durch einen Händler, der auf Kosten eines Bankkunden einen größeren Bonus erzielen wollte, schreibt Adrian Ash von BullionVault.
Sie haben es bestimmt mitbekommen. Barclays wurde überführt, den Goldpreis manipuliert zu haben.
Was geschah?
Wie die britische Aufsichtsbehörde FCA am Freitag mitteilte, hat sie Barclays eine Strafe wegen mangelhaften internen Kontrollen und unzureichender Vorbeugung von Interessenkonflikten auferlegt. Diese ermöglichten es dem leitenden Händler Daniel James Plunkett - der selbst nicht am Goldfixing teilnahm - am 27. Juni 2012 eine Schwäche im Barclays-System auszunutzen und falsche Aufträge aufzugeben, um kurzzeitig den Referenzwert zu drücken.
Einer seiner Kunden hatte auf einen steigenden Goldpreis gesetzt, entgegen den eigenen Wetten Plunketts, dessen Arbeitgeber 3,9 Mio. US-Dollar verloren hätte, falls der Goldpreis beim Goldfixing am 27. Juni 2012 mehr als 1.558,96 USD notiert hätte. Kurz vor der Preisfestlegung erteilte der Händler einen Verkaufsauftrag über 1,87 Tonnen Gold, mit der Hoffnung, damit den Preis zu drücken, der daraufhin tatsächlich auf 1.558,50 USD fiel. Laut Ermittlungen des britischen Finanzmarktregulierers handelte es sich dabei um einen Einzelfall.
Dies alles geschah nur einen Tag nach der Bekanntgabe, dass Barclays eine Geldstrafe von 290 Mio GBP (450 Mio. USD) auferlegt wurde, nachdem die Bank mehrfach ihren Händlern erlaubte, den Referenzzinssatz im Interbankengeschäft (den berüchtigten Libor) zu manipulieren.
Die Folgen des schamlosen Verhaltens des Händlers?
Der Preisfindungsprozess an diesem Tag lief fehlerfrei ab, so dass der endgültige Preis die auf dem Goldmarkt erteilten Kauf- und Verkaufsaufträge wiederspiegelte, wie der umfangreiche Bericht der FCA (Financial Conduct Authority) zeigt. Aber er beinhaltete die Verkaufsaufträge des Goldhändlers von Barclays, der gegen einen seiner Kunden wettete und auf schamlose Art und Weise versuchte, einen fetten Bonus für sich selbst einzustreichen.
Jedoch kam das Ganze dem Kunden verdächtig vor, der daraufhin zugleich eine Beschwerde einreichte. Plunkett belog alle – die Beteiligten beim Goldfixing, seine Vorgesetzten, seinen Kunden und die Aufsichtsbehörde. Dem Kunden wurde der erlittene Schaden in voller Höhe zurückerstattet. Plunkett selbst erhielt niemals seinen Bonus, sondern ihm wurde stattdessen eine Geldbuße von 96.500 Pfund (GBP) aufgebrummt. Des Weiteren erhielt er ein Verbot, jemals wieder im Finanzbereich in Großbritannien zu arbeiten. Die britische Großbank erhielt eine Buße zur Zahlung von 26 Mio. GBP.
Was soll man dazu sagen – außer natürlich dass es gut ist, dass diesem Betrüger das Handwerk gelegt werden konnte? Kriminelle werden immer versuchen, sämtliche Systeme oder Prozesse zu ihrem eigenen Vorteil auszunutzen. Aber die Leiter von Banken sollten es mit den Überprüfungen und Kontrollen ernst nehmen, um zu verhindern, dass die sich eventuell unter ihren Mitarbeitern befindlichen Gauner Erfolg haben. Und Aufsichtsbehörden sollten sicherstellen, dass entsprechende Kontrollmaßnahmen ausgeführt werden und intakt sind.
Sobald dies nicht der Fall, erleiden alle Beteiligten Schaden.
„Barclays verletzte Prinzip 3 [der Regeln der britischen Aufsichtsbehörde], indem sie dabei versagte, angemessene Maßnahmen zu ergreifen, ihre Geschäfte zu organisieren und diese mit angemessenen Risikomanagement-Systemen verantwortungsvoll und effektiv zu überwachen.“
„[Die Bank] verstieß außerdem gegen Prinzip 8 [und seiner Verpflichtung], ausreichend etwas gegen den Konflikt zwischen den eigenen Interessen und denen der Kunden zu tun.“ Diese Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum von 2004 bis 2013.
Nichts dabei deutet jedoch darauf hin, dass das Goldfixing selbst korrumpiert oder unbrauchbar sei. Individuelles Verhalten oder institutionelle Unzulänglichkeiten dürfen nicht den Wert und die Gültigkeit eines Prozesses untergraben, der seit über 100 Jahren erfolgreich angewandt wird. Und in dem FCA-Bericht steht, dass Barclays zwischenzeitlich Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen einführte, die vermeiden, dass so etwas noch einmal geschieht.
Auch negieren die Nachrichten von Freitag nicht die Vorteile einer hohen Liquidität, die dieser Benchmark mit sich bringt. Dennoch wird es beim Goldfixing zu Änderungen kommen. Dies beginnt bereits mit dem Ende des Silberfixings, das am 14. August dieses Jahres in Kraft tritt, falls sich bis dahin auf dem Markt keine neuen Mitglieder finden lassen sollten.
Dies würde weltweit eine Welle von „höherer Gewalt“ bei sämtlichen langfristigen Verträgen verursachen. Nachdem das Fixing – das bei Gold auch am 28. Juni 2012 fehlerfrei funktionierte – die Basis darstellt, auf der viele handelsüblichen Transaktionen durchgeführt werden. Viele Händler, die ich am Freitag bei einer von Bloomberg organisierten Edelmetall-Konferenz traf, bestätigten, dass es zu einem Chaos käme, falls innerhalb der nächsten 11 Wochen keine Lösung gefunden werden sollte.
Nachdem sich Anfang des Jahres bereits die Deutsche Bank aus dem Goldfixing zurückzog, sind neben Barclays momentan noch HSBC, Societe Generale sowie die Bank of Nova Scotia daran beteiligt.
Offensichtlich hat der betrügerische Händler ganze Arbeit geleistet, indem sein Fehlverhalten nun fälschlicherweise den Eindruck hinterlässt, dass etwas mit der Preisfindung nicht in Ordnung sei. Jedoch kam die britische Aufsichtsbehörde zu dem folgenden Schluss:
„Das Goldfixing ist ein wichtiger Preismechanismus, der den Marktteilnehmern die Möglichkeit bietet, zu einem einzigen bestimmten Preis Gold zu kaufen und zu verkaufen.“
Die britische Regulierungsbehörde scheint somit das Goldfixing zu befürworten. Nun muss auf dem Markt daran gearbeitet werden, wie weiteren Bedenken begegnet werden kann, womit bereits begonnen wurde. Und selbstverständlich müssen Banken sicherstellen, dass deren Händler die Interessen der Kunden über die eigenen stellen und nicht aufgrund eventueller Bonuszahlungen Missbrauch getrieben wird. Dies trifft auf alle Märkte und alle Vermögenswerte zu. Weder Gold noch das Goldfixing sind der Grund, warum Barclays bestraft wurde. Auch sind sie nicht dafür verantwortlich, dass gegen Plunkett ein strenges Handelsverbot verhängt wurde.
Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.