Goldpreis sinkt, weil „Fiscal Hawk“ Bessent Amerikas Schulden in Angriff nimmt

Der GOLDPREIS sank am Montag und fiel um 3,5% gegenüber den neuen Allzeitrekorden der letzten Woche in Euro und britischen Pfund, da der US-Dollar zusammen mit den Renditen von US-Anleihen fiel und die globalen Aktien nach der Ernennung des Hedgefonds-Managers Scott Bessent zum US-Finanzminister durch den designierten Präsidenten Donald Trump stiegen, der die ständig wachsende Verschuldung Washingtons in Angriff nehmen soll, schreibt Atsuko Whitehouse bei BullionVault.

 
Israel deutete inzwischen an, dass es nur noch wenige Tage von einem Waffenstillstandsabkommen mit den vom Iran unterstützten Hisbollah-Kämpfern im Libanon entfernt ist.
 
Der in Dollar notierte Spot-Goldpreis fiel zu Beginn des Montagshandels in Asien um 2,2%, bevor er weiter auf $ 2638 pro Feinunze fiel und damit die Hälfte des Anstiegs der letzten Woche um 4,8% - der größte wöchentliche Zuwachs des Goldpreises seit Anfang März - wieder zunichte machte, der durch Warnungen ausgelöst wurde, dass Russlands 1000-Tage-Krieg in der Ukraine zu einem globalen Konflikt eskalieren könnte.
 
Der handelsgewichtete US-Dollar-Index fiel unterdessen um 0,6 % gegenüber dem Zwei-Jahres-Hoch der vorangegangenen Sitzung, und die Renditen 10-jähriger US-Schatzpapiere - ein Maßstab für die Kreditzinsen von Staaten und Unternehmen - fielen auf den niedrigsten Stand seit zwei Wochen, nachdem Trump den ehemaligen George-Soros-Mitarbeiter und jetzigen Red-Square-Hedgefonds-Besitzer Bessent zum Finanzminister ernannt hatte.
 
Der New Yorker S&P500-Index legte vor der Eröffnung um 0,5 % zu, und der paneuropäische Stoxx 600-Index stieg um 0,2 %, obwohl sich die Konjunkturaussichten in Deutschland im November verschlechtert hatten.
 
„Der Markt ist der Ansicht, dass Bessent ein Kandidat ist, der in sicheren Händen ist“, sagt Stephen Spratt, Stratege bei der französischen Bank Societe Generale.
 
„Scott ist ein fiskalischer Falke“, fügt der Anleihenhändler Glen Capelo, jetzt bei der Investmentbank und dem Broker-Dealer Mischler Financial Group, in einem vielzitierten Kommentar hinzu.
 
„Er will die Ausgaben [der Regierung] eindämmen. Er wird auf jeden Fall insgesamt positiv für die Wirtschaft und die Märkte sein.“
 

 
Die US-Staatsverschuldung wird von Finanzfachleuten, Investmentmanagern und Wissenschaftlern, die von der Federal Reserve in diesem Monat befragt wurden, inzwischen als größtes Risiko für die Finanzstabilität angesehen.
 
Die fiskalische Nachhaltigkeit übertrifft die Bedenken über die anhaltende Inflation und liegt noch vor den eskalierenden Spannungen im Nahen Osten, der politischen Unsicherheit in den USA und dem Risiko einer Rezession in den USA.
 
Die Bruttostaatsverschuldung der Vereinigten Staaten erreichte am vergangenen Donnerstag offiziell 36 Billionen Dollar, etwas mehr als drei Monate nachdem sie nach Angaben des US-Finanzministeriums 35 Billionen Dollar erreicht hatte.
 
Die Zinszahlungen für die US-Staatsverschuldung werden die Regierung in dem im Oktober endenden Haushaltsjahr voraussichtlich 1,2 Billionen Dollar kosten und damit die drittgrößte Haushaltsausgabe nach den Sozialversicherungs- und Medicare-Leistungen sein.
 
Das überparteiliche Committee for a Responsible Federal Budget (CRFB) schätzt, dass Trumps Politik die Staatsverschuldung zwischen 2026 und 2035 um 7,5 Billionen Dollar erhöhen könnte, wenn sie in Kraft tritt.
 
Aber „wenn die Trump'schen Steuersenkungen verlängert oder dauerhaft gemacht werden, denke ich, dass es Gegenleistungen geben muss“, sagte Bessent im Juni und versprach, dass eine republikanische Regierung sich auf die Verringerung der langfristigen Schulden und der kurzfristigen Defizite konzentrieren würde, indem sie sicherstellt, dass eine Verlängerung der 2017 von Trump unterzeichneten Steuersenkungen - die nächstes Jahr auslaufen - durch höhere Steuern und/oder niedrigere Ausgaben an anderer Stelle ausgeglichen würde.
 
Bessent hat auch Trumps versprochene Handelszölle heruntergespielt und bezeichnete die Pläne des zurückkehrenden Präsidenten für einen universellen Importzoll von 10 % auf alle im Ausland hergestellten Waren sowie 60 % Handelszölle auf chinesische Importe und 100 % Zölle auf alle importierten Autos lediglich als „eine maximalistische“ Position, die lediglich als Verhandlungstaktik eingesetzt wird.
 
Wie der Goldpreis sank auch der Ölpreis am Montag, nachdem er in der vergangenen Woche um 5,8 % auf ein 2-Wochen-Hoch gestiegen war. Die Erdgaspreise hielten sich jedoch in der Nähe der bisherigen Jahreshöchststände, nachdem sie in der letzten Sitzung um 12,7 % gestiegen waren und damit den höchsten Stand seit Oktober 2023 erreicht hatten.  
 
Dieser Anstieg folgte auf die unerwartete Aussetzung der Gaslieferungen von Gazprom nach Österreich am 16. November, die mit den US-Sanktionen gegen die Gazprombank zusammenfiel, dem letzten großen russischen Finanzinstitut, das zuvor von den Sanktionen ausgenommen war. Darüber hinaus haben die für die Jahreszeit ungewöhnlich kalten Temperaturen in der gesamten nördlichen Hemisphäre die Heizungsnachfrage in die Höhe getrieben.
 
Silber, in erster Linie ein Industriemetall, folgte heute der Entwicklung des Goldpreises, fiel jedoch nur um 1,8 % auf $ 30,78 pro Unze und halbierte damit fast die Gewinne der letzten Woche.
 
Der Goldpreis in Euro fiel am Montag auf €2511 und lag damit fast €100 unter seinem 45. neuen Höchststand in diesem Jahr, während der britische Goldpreis in Pfund pro Unze auf £2100 fiel, nachdem er in der letzten Sitzung sein 41. neues Rekordhoch von 2024 erreicht hatte.