Gold News

Was ist los mit dem Goldpreis?

Der Euro ist eine sehr seltsame, sehr giftige Anlage geworden...

Was ist los mit dem Goldpreis? fragt Adrian Ash von BullionVault. Nicht viel neben Facebook. Gold ist in der Tat unten. So ist auch alles andere abgesehen vom US-Dollar und "sicheren" Staatsanleihen.

"Ich denke, wir können eine Zinssenkung von der Europäischen Zentralbank erwarten", sagte Joachim Fels, Chefvolkswirt bei Morgan Stanley, gegenüber Bloomberg TV am Mittwoch morgen. "Ich denke, die Senkung kommt bald, bereits in der Juni-Sitzung..."

"Aber leider ist es mit einer Zinssenkung allein nicht getan."

Der Trick ist natürlich, die Eurozone zusammenzuhalten, in dem man den Euro zerstört oder zumindest seinen Wert dezimiert. Man könnte das erwarten, um den Goldpreis und alles andere hochzutreiben. Doch sehr weniges macht momentan Sinn in der Finanzwelt.

"Der am wenigsten holprige Weg, den Europa nehmen könnte, ist, den Wert des Euros stark zu senken", sagt Finanz-Akademiker Jeremy Siegel in der Financial Times. "Wenn Abwertung ein Code-Wort ist für die Anhebung des Inflationsziels, fein", sagt Princeton-Professor Paul Krugman. Die Standard Bank hat gerade ihre Jahresendprognose 2012 für die Einheitswährung von $1,20 auf bis nur $1,15 gesenkt.

Wie kommt das? Jetzt weniger als 7% unter seinem Februar-Hoch, wird der Euro zu einem sehr seltsamen und sehr giftigen Vermögenswert, das alles verdirbt ausser sich selbst. Denn als sie deutsche Zinssätze und einen globalen Markt für ihre Staatsverschuldung hatten, hat die Hälfte der souveränen EU-Mitglieder wie verrückt ausgegeben und geliehen. Doch Deutschland selbst machte weiter mit langweiliger harter Arbeit, Lohnkürzungen und seiner Weltherrschaft in high-spec Maschinen- und Anlagenbau. Das interne Ungleichgewicht scheint einen Finanzausgleich zu fordern - deutsche Ersparnisse, um die Hotelrechnungen der anderen zu begleichen.

Beim heutigen "informellen" Gipfel, wird die Bundeskanzlerin Merkel, wie bei jedem bisherigen Gipfel, wieder einmal "Nein!" sagen. Warum sollte sich Deutschland an den Problemen von Euro-Bonds beteiligen? Es hat bereits seine Bonität für die mediterranen Schulden hergegeben und schauen Sie, wohin uns das gebracht hat. Außerdem kann Frau Merkel schließlich Geld zu 0% Raten leihen oder fast. Warum versteht blos der Rest von Europa dieses Modell nicht?

Die neue Sackgasse diese Woche würde den Euro sicherlich wieder nach unten schicken, wenn nur Deutschland nicht die größte Volkswirtschaft der Eurozone wäre. Deshalb ist alles andere betroffen, ausser dem Dollar (oder "sicheren" Staatsschulden). Seltsamerweise trifft es aber auch den ultimativen Standard-Schutz gegen Ausfall oder Abwertung, physisches Gold.

Portfolio-Manager in westlichen Ländern halten jetzt mehr Geld als jemals zuvor seit dem 8-Jahresrekord vom Januar, sagt Reuters. New Yorks $64Mrd.-Riese SPDR Gold ETF hat am Dienstag 17,5 Tonnen abgestossen, das ist die größte Einlösung an einem Tag seit August. Die indische Rupie schlägt ein neues Rekordtief gegenüber dem Dollar, was die Aussichten für den weltweiten Nr.1 Schmuckkäufer verschlechtert. Die Prämien in Hongkong sind mit $1 bis $1,50 pro Unze beständig über den Londoner Spotpreisen, doch das Handelsvolumen in Shanghai ist am Rutschen.

Bei einer Kreditdeflation, wie wir es haben, und angetrieben von dem Anstieg der globalen Liquidität der letzten zehn Jahre, kann man schon erwarten, dass Gold und Silber wenigsten von einigen Turbulenzen betroffen werden, sogar noch vor dem wiederauflebenden US-Dollar, wenn man es so nennen kann. 

Auf seinem handelsgewichtetem Index ist der Dollar nur auf sein 18-Monats-Hoch zurückgestiegen und hat seinen 35%igen Rückgang im vergangenen Jahrzehnt (auf der Grafik) kaum eingebeult. Nicht auszudenken, was für ein Ärger uns alle noch erwarten könnte - US-Exporteure und Verbraucher, sowie Investoren und Schuldner weltweit -, wenn es wirklich anfängt, nach oben zu drängen. 

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

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