Warum jeder Gold im Tresor braucht
Ein Interview mit BullionVaults Adrian Ash im Wealth Watch Newsletter...
Wir leben im Zeitalter des Zynismus, schreibt Graham Rowan für das Wealth Watch Investment Newsletter.
Wir wissen nicht, wem oder was wir glauben sollen. Als Anleger wissen wir nicht, wo wir uns hinwenden sollen, um Wertigkeit, Sicherheit, Wachstum und Einkommen zu finden.
Vor dreihundert Jahren sagte der britische Philosoph Edmund Burke: "Diejenigen, die die Geschichte nicht kennen, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen".
Sie sollten wirklich mal die Geschichte von Währungen untersuchen, die durch nichts anderes gesichert waren als "Vertrauen" in Regierungen, die sie kontrollierten. Man sollte eine Trennlinie ziehen zwischen Währungen wie z.B. Pfund, Euro oder Dollar und echtem Geld. Womit ich in erster Linie Gold meine.
Wie seltsam, dass ein gelbes Metall, das keine offensichtliche Funktion hat, seit Tausenden von Jahren als das am meisten respektierte Wertaufbewahrungsmittel überlebt hat. Es zahlt keine Zinsen. Es bringt keine Miete oder Dividende. Es ist träge. Praktisch nutzlos. Und ich liebe es.
Gold ist eines der ganz wenigen Dinge, dem ich vertraue. Vielleicht weil es fast so selten ist wie Vertrauen selbst. Stellen Sie sich einen würfelförmigen Tennisplatz vor - das wäre groß genug, um all das raffinierte Gold auf dem Planeten unterzubringen.
Ich bin der Ansicht, dass wir alle etwas physisches Gold in unserem Portfolio besitzen sollten und es ist jetzt einfacher als je zuvor seit der Gründung von BullionVault im Jahr 2005.
Ich besuchte vor kurzem die Geschäfträume von BullionVault in West-London und traf mich mit Adrian Ash, früher bei MoneyWeek und heute Head of Research bei BullionVault.
Graham Rowan: Warum wurde BullionVault geschaffen?
Adrian Ash: Um Privatanlegern den Zugang zu den Großhandelspreisen des professionellen Goldmarktes zu ermöglichen. Die Bullion-Banken sind nicht an Ihnen interessiert, es sei denn, Sie wollen mindestens 10 Mio. Dollar investieren. Über BullionVault können Sie von dem gleichen Handel und den gleichen Verwahrungsstätten profitieren, jedoch ohne Mindesteinlage. Gehen Sie in eine normale Bankfilliale auf der Strasse und sagen Sie, Sie wollen Gold kaufen! Man kann das in einigen Ländern wie Deutschland und Japan, aber nicht in Großbritannien, Frankreich oder Italien.
Graham Rowan: Welche Menschen kaufen Gold und wieviel ihres Vermögens investieren sie?
Adrian Ash: BullionVault ist eine Online-Goldbörse und wir haben weltweit über 40.000 Nutzer, wovon die Hälfte in Großbritannien lebt. Gegenwärtig verzeichnen wir die höchste Zuwachsrate in der Eurozone, da die Menschen dort nervöser sind und nach einer sicheren Wertanlage suchen. Das Durchschnittsalter unserer Anleger ist 44 und das durchschnittliche Vermögen bei £30.000. Es kommt auch eine neue Generation von jüngeren Anlegern auf, die bereits mit einer Reihe von Krisen zwischen 1997 bis 2010 aufgewachsen sind.
Graham Rowan: Wie würden Sie den globalen Goldmarkt im Moment zusammenfassen? Noch nie gab es mehr Unsicherheit und konkurriende Geldentwertung und doch geht der Goldpreis weiter runter!
Adrian Ash: Wir hatten über 12 Jahre hinweg steigende Preise, wenn auch mit einer 25%-Korrektur in 2006 und einer 35%-Korrektur in 2008. In diesem Jahr sind wir um 20% niedriger, doch in Anbetracht dessen, was überall passiert, bin ich nicht überrascht. Historisch gesehen ist Indien der Nr.1 Käufer von Gold als Sparmechanismus, denn das Land hat kein Vertrauen in seine Währung und das zu Recht! Vermutlich werden 16.000 Tonnen Gold in den Dörfern Indiens gehordet, das ist ein Zehntel des gesamten Goldes der Welt. China ist der zweitgrößte Markt. Beide waren im letzten Jahr mit Herausforderungen konfrontiert und das hat sich auf die Gold-Nachfrage ausgewirkt.
Es gibt keine inländische Gold-Produktion in Indien. Alles wird importiert und die Regierung hat die Einfuhrzölle und Umsatzsteuern in 2011 erhöht mit der bewussten Absicht, die Gold-Nachfrage einzudämmen. Fügen Sie den Rupie-Crash und das sich verschlechternde Handelsdefizit hinzu und Sie können verstehen, warum die indische Nachfrage verdampft ist. Die Verlangsamung des Wachstums in China hat sich ebenfalls auf die Nachfrage ausgewirkt. Mit den beiden wichtigsten Goldmärkten in Schwierigkeiten, haben sich, meiner Meinung nach, die Goldpreise erstaunlich gut gehalten.
Graham Rowan: Wie steht es mit Grossbritanniens Gold-Nachfrage?
Adrian Ash: Im Moment scheint es in Grossbritannien kein spürbares Gefühl einer Krise zu geben. Im vergangenen Sommer war die Nachfrage viel größer, denn Londons Straßen standen in Flammen und die englische Nachfrage für Goldanlagen schnellte in dieser Zeit der Unruhe und Unsicherheit nach oben. Wir sind jetzt im 40. Monat von 0,5% Zinsen und Goldeigentum birgt kein Risiko. Die alte Leier, dass Gold keine Dividende bringt, ist mittlerweile schwer ernst zu nehmen, wenn Banken selbst negative Zinsen bieten. Unter solchen Umständen verlieren man garantiert Geld, also wenden sich Menschen zu greifbaren Vermögenswerten.
Graham Rowan: Was ist Ihre Meinung zur Makroökonomie des Weltmarktes und wie könnte sich dies zukünftig auf Gold auswirken?
Adrian Ash: Das unmittelbare Gefühl des Terrors in der Eurozone scheint sich zu zerstreuen, aber wir haben zum Beispiel immer noch 50% Jugendarbeitslosigkeit in Spanien. Es gibt Trends in den letzten zehn Jahren wie das Fehlen von individueller Verantwortung, die die Schuldenkrise angetrieben haben. Die Überheblichkeit und Arroganz des Euro-Projekts verdient eine Ohrfeige von der Geschichte. Im Grunde stecken wir in einem Misthaufen!
BullionVault-Gründer Paul Tustain glaubt, dass wir wahrscheinlich eine Hyperinflation erleben werden, wenn die europäischen Volkswirtschaften zusammenbrechen und das kann für die Goldpreise nur gut sein. Hören Sie sich die wiederholten Erklärungen von Mervyn King, Gouverneur der Bank of England an, er sagt ständig "Wir werden den Pfund abwerten. Wir werden den Pfund abwerten..." Sogar einer der jüngsten Top-Performer, Brasilien, hat angefangen, Hindernisse aufzustellen, wenn man Geld aus dem Land bringen will. Wir könnten also auch eine Krise der aufkommenden Märkte haben.
Graham Rowan: Was ist die Haltung der Zentralbanken gegenüber Gold?
Adrian Ash: Na ja, sie haben aufgehört, es zu verkaufen! Man verkauft nur, wenn man es nicht braucht. Das sagt uns also etwas. Vor Kurzem wies die niederländische Zentralbank die niederländische Glasbläser Gewerkschaft an, ihre Goldbestände zu reduzieren. Daraufhin forderte die Gewerkschaft von der Bank, sie gegen jegliche Verluste zu entschädigen, wenn sie das Gold mit Staatsanleihen ersetzt.
Graham Rowan: Wieviel von Ihrem eigenen Vermögen haben Sie in Gold angelegt?
Adrian Ash: Alles, ausser das Kapital für mein Haus.
Graham Rowan: Zum Schluss, wenn Leser mehr über Goldanlagen erfahren möchten, gibt es Bücher oder Publikationen, die Sie zum Start empfehlen würden?
Adrian Ash: Ja, das wirklich guter Anfang ist Peter Bernsteins Buch "Die Macht von Gold: Die Geschichte einer Obsession". Ein anderes ist "Gold - Das alte und zukünftige Geld" von Addison Wiggin und Nathan Lewis. Ausserdem gibt es noch die Quartalsberichte des World Gold Council, die man kostenlos auf www.gold.org herunterladen kann.