Trumps Verhalten treibt Anleger zu Gold
Ein drohender Handelskrieg und die zunehmend martialisch eingestellte Trump-Regierung lassen Anleger zu Gold greifen. Das Edelmetall verteuert sich, schreibt
Matthias Streit vom Handelsblatt.Viel Bewegung auf dem Goldmarkt, und der US-Präsident ist maßgeblich dafür verantwortlich: Donald Trump schürt mit Strafzöllen die Angst vor einem Handelskrieg; sein neues Personal schürt die Angst vor einem echten Krieg.
Weltweit zeigen sich Anleger beunruhigt. Die Aktienmärkte fielen Ende der Woche genauso wie Anleiherenditen und der Dollarkurs. Gold ist hingegen einmal mehr als Vermögensversicherung gefragt. Allein von Donnerstag auf Freitag verteuerte sich das Edelmetall um mehr als ein Prozent auf knapp 1340 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Angesichts zunehmender Spannungen rechnen Experten jetzt mit einer anziehenden Nachfrage.
„Allen voran der sich anbahnende Handelsstreit zwischen den USA und China lässt die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen steigen“, erklären die Rohstoffanalysten der Commerzbank den jüngsten Preisanstieg.
Auf dem aktuellen Preisniveau ist Gold so teuer wie seit dem 20. Februar nicht mehr. Das mag ein kurzer Zeitraum sein, doch wie stark sich das Edelmetall derzeit präsentiert, wird bei näherer Betrachtung deutlich: Zuletzt wurde dieses Niveau im Juli 2016 gehalten, dann folgte ein jäher Absturz auf 1134 Dollar. Der Wiederaufstieg begann kurz nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im November desselben Jahres.
Dabei hatten Experten zunächst mit dem Gegenteil gerechnet: Trump könne mit seinen umfangreichen Wirtschaftsprogrammen die US-Konjunktur ankurbeln, hieß es. Eine stabile wirtschaftliche Entwicklung lässt Anleger in der Theorie aber eher zu Aktien greifen und stärkt den Dollar – beides Gründe, die gegen Gold sprechen. Aktien sind erstens eine rentablere Alternative als das zinslose Gold. Ein starker Dollar verteuert zweitens das in der US-Währung gehandelte Gold auf dem Weltmarkt und sollte die Nachfrage dämpfen.
Es kam anders. Der Dollar sackte gegenüber den größten Währungen der Welt deutlich ab. Mit seinen immer wiederkehrenden Klagen über die ungerechten Handelsbilanzen in der Welt schürt Trump die Angst vor einem Handelskrieg. Diese Furcht hat mit den nun angekündigten Strafzöllen auf Aluminium und Stahl noch erheblich zugenommen.
Nicht zuletzt sorgen Trumps verschärft martialische Rhetorik gegen Nordkorea und die sich zuletzt häufenden Personalrochaden in seiner Regierungsmannschaft für Wirbel bis in die Finanzmärkte hinein.
Dass er mit Ex-ExxonMobil-Chef Rex Tillerson jüngst seinen als gemäßigt geltenden Außenminister schasste und nun seinen Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster durch den als Hardliner bekannten John Bolton ersetzte, gab den Märkten nun ein weiteres, verunsicherndes Signal. „Mit dieser Personalie könnten neue Sanktionen gegen den Iran wahrscheinlicher werden, was zur Verunsicherung unter den Marktteilnehmern beitragen und Gold wiederum unterstützen dürfte“, schreiben die Commerzbank-Analysten.
Nicht einmal die Zinserhöhungen in den USA konnten den Goldpreis stoppen. Eigentlich gelten steigende Zinsen als schlecht für Gold, da das Edelmetall bis auf mögliche Kursgewinne keine Wertsteigerung wie etwa durch Zinsen besitzt. Sechs Mal hat die Federal Reserve ihren Leitzins seit Dezember 2015 bereits erhöht, bis auf eine Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent. Die Theorie, dass steigende Zinsen schlecht für den Goldpreis sind, scheint ausgehebelt: Seit dem Beginn des amerikanischen Zinserhöhungszyklus hat sich Gold um 26 Prozent verteuert.
Die Analystin Joni Teves von der UBS in London behält insgesamt zwar einen relativ neutralen Blick auf den Goldpreis, denn im derzeitigen Makroumfeld mit guten Weltwachstum – der Internationale Währungsfonds geht 2018 von 3,9 Prozent aus – und steigenden Zinsen spreche an und für sich wenig für einen nach oben ausbrechenden Goldpreis. Dennoch hat auch sie ihre Prognose angepasst: War sie im Schnitt dieses Jahres zunächst von 1285 Dollar je Feinunze ausgegangen, hob sie diese Prognose nun auf 1315 Dollar an.
„Die Makro-Risiken sind im Moment niedrig, aber sie könnten künftig zunehmen und ein breiteres strategisches Interesse an Gold auslösen, was den Preis treiben würde“, schreibt Teves in einem Marktkommentar. In Zahlen heißt das: Sie schließt eine Annäherung an 1400 Dollar je Feinunze nicht aus, das wäre gegenüber dem aktuellen Niveau noch einmal ein Aufschlag um 4,5 Prozent.