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Tresorräume boomen nicht nur wegen Gold

Von Banksafes im Westen Londons bis zu Hochsicherheitsgebäuden in Frankfurt für die Einlagerung von Gold und Silber: Unternehmen, die Wertsachen verwahren, expandieren massiv.

Unternehmen, die Wertsachen in Tresorräumen verwahren, expandieren und können der Nachfrage kaum nachkommen. Der Ansturm auf Vermögensanlagen, die als sicherer Hafen gelten, begann während der Finanzkrise und erfährt angesichts von zunehmendem Populismus und beschleunigter Inflation einen neuen Aufschwung. Zwei Unternehmen wollen in Europa Tresorräume eröffnen, die Gold im Wert von über 100 Millionen Euro sicher aufbewahren können. Sie bieten ihren Kunden niedrigere Kosten als bei börsengehandelten Produkten sowie Schutz vor Inflation.

«Inflation ist die grösste Sorge von vielen unserer Kunden», sagt Ross Norman, Chef des Goldhändlers Sharps Pixley in London. Die Gesellschaft unterhält nur wenige Gehminuten vom Buckingham Palace entfernt einen Goldtresor. «Bei einer Sicherer-Hafen-Anlage geht es nicht nur um das, was man kauft, sondern auch darum, wo man es aufbewahrt.»

Negativzinsen spielen Tresorfirmen in die Hände

Politische Überraschungen, wie die Entscheidung der Briten, der Europäischen Union den Rücken zu kehren, oder die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten haben Investoren im letzten Jahr erschüttert. Zugleich gibt es weiterhin negative Zinsen in vielen Ländern Europas und die Inflation scheint sich zu beleben, was die Kuponzahlungen von festverzinslichen Anleihen aufzuzehren droht. Damit wird es attraktiver, Vermögenswerte in einem dunklen Raum mit Wänden aus gehärtetem Stahl aufzubewahren.

«Ich hatte gerade mit einem Kunden hier in Deutschland zu tun, dem auf seinem Bankkonto negative Zinsen berechnet werden», schreibt Daniel Marburger, Chef von CoinInvest aus Frankfurt. Der Kunde habe sich entschieden, mit einem Teil seines Geldes Gold und Silber zu kaufen. «Das ist definitiv ein treibender Faktor, und wird zu mehr Umsatz und zu mehr Kunden für die Aufbewahrung führen.»

CoinInvest, ein europäischer Goldhändler, verhandelt derzeit über den Bau eines 100 Quadratmeter umfassenden Tresorraums, in dem Gold für mehr als 100 Millionen Euro gelagert werden kann. Der Safe wird 82 Tonnen schwer sein, wobei allein die Tür auf 1,5 Tonnen kommt.

Gold in Zürich, London, New York

Nutzer der grössten Online-Plattform für physischen Goldhandel, BullionVault, haben ihre Goldbestände in den zwölf Monaten bis Ende Mai um 3 Tonnen aufgestockt. Damit belaufen sich ihre Gesamtbestände auf fast 38 Tonnen, was zu derzeitigen Preisen einem Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar entspricht. Die Gesellschaft hortet das Gold in Tresoren in Zürich, London, New York, Singapur und Toronto, wie Paul Tustain, einer der Firmengründer angibt.

«Unsere Kunden wollen ihr Vermögen irgendwo parken», sagt Tony Dobra, CEO von Baird & Co., der grössten britischen Goldraffinerie. «Sie verstehen die Fluktuationen beim Goldpreis, und das macht ihnen nichts aus. Sie wissen, dass der Wert von Gold niemals auf null sinken wird.»

Der Tresorraum, den Baird in Kürze eröffnen wird, hat Wände aus Stahl, die rund 30 Zentimeter dick sind. Zudem gibt es Seismografen, die Grab- oder Bohrgeräusche in der Nähe wahrnehmen. Aus Sicherheitsgründen muss mehr als eine Person anwesend sein, um die Tür zu öffnen.

In den Tresorräumen von Baird in London und vergleichbaren in Singapur und Sydney wird nur Edelmetall gelagert, das von dem Unternehmen raffiniert wurde. Die Kunden können das Gold kaufen, es dort aufbewahren und es sogar an Baird zurückverkaufen, so lange es den Tresorraum nie verlässt. Die Gebühr liegt bei 0,2 Prozent jährlich auf den Wert, ohne jegliche Transaktionskosten. BullionVault verlangt 0,12 Prozent. Zum Vergleich: Beim grössten börsengehandelten Gold-ETF betragen die Kosten 0,4 Prozent.

Kunst und Alkohol

Und nicht nur Gold wollen die Kunden einlagern. Vermögensanlagen von Kunst bis Whisky werden hinter Schloss und Riegel aufbewahrt.

Ein weiteres Unternehmen, das von dem Boom profitieren möchte, ist INTL FCStone. Die Firma bietet eine Plattform an, über die Investoren, die ihre Goldbestände in Tresorräumen lagern, miteinander handeln können. Seit dem Start Anfang Februar hat die Firma 1500 Standorte mit mehr als 100 Kunden verknüpft, die im 170 Milliarden Dollar schweren professionellen Goldmarkt aktiv sind. Mehr als 10 Tonnen Gold wechselten den Besitzer.

«Ich bin seit 30 Jahren im Goldmarkt, und plötzlich wollen Leute auf die Plattform kommen, von denen ich noch nie zuvor gehört habe», sagt Barry Canham, Leiter des Edelmetallbereichs von INTL FCStone in London. «Sie tauchen aus dem Nichts auf.»

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