Gold News

Rekord-Goldkäufe der Zentralbanken außer der Bank of England

Die Goldreserven der Bank of England schrumpfen...

Einer neuen Schätzung zufolge haben die Zentralbanken in diesem Sommer eine Rekordmenge an Gold gekauft. Die öffentlichen Daten zeichnen jedoch ein gedämpfteres Bild: Die Bestände der Bank of England in London - dem Herzstück des globalen Goldmarktes - sind stattdessen sogar geschrumpft.

Die vierteljährlichen Goldkäufe des Zentralbanksektors erreichten im Zeitraum Juli bis September nach der heutigen Schätzung des World Gold Council der Bergbauindustrie mit knapp über 399 Tonnen einen Rekordwert.

Diese Zahl entspricht mehr als 2/5 der weltweiten Goldproduktion in diesem Zeitraum und übersteigt bei weitem die 120 Tonnen, die die Zentralbanken selbst offiziell für das dritte Quartal 2022 gemeldet haben.

Die höhere Zahl enthält "eine beträchtliche Schätzung nicht gemeldeter Käufe", so der World Gold Council, "was nicht ungewöhnlich ist, da nicht alle offiziellen Institutionen ihre Goldbestände öffentlich melden oder dies mit Verzögerung tun.

Nicky Shiels, Leiter der Metallstrategie bei der Schweizer Goldraffinerie- und Finanzgruppe MKS Pamp, weist darauf hin, dass der Goldpreis im dritten Quartal 2022 von 1800 Dollar pro Feinunze auf 1625 Dollar gefallen ist. "Es gibt keine Anzeichen für diese umfangreichen Käufe in der Preisentwicklung."

Es handelt sich also nicht um Käufe auf dem freien Markt, sondern "wahrscheinlich nur um Russland oder China, die ihre eigene [Bergbau-]Produktion aufnehmen, oder um eines der nicht-westlichen Länder, die angesichts der Sanktionen gerne Gold aus Russland (mit einem Abschlag) aufnimmt.

"So oder so setzt sich das Thema Entdollarisierung (also des zunehmenden Rückgands der Dominanz des US-Dollar auf dem internationalen Goldmarkt) im Osten fort!"

Separate Daten der Bank of England - nach der New Yorker Federal Reserve der zweitgrößte Verwahrer von ausländischem Zentralbankgold - besagen, dass die Goldmenge in ihren Londoner Tresoren im dritten Quartal weiter schrumpfte und um 189 Tonnen zurückging.

Für das am 30. September endende Jahr stieg der Gesamtbestand an Gold der Zentralbanken nach den neuen Daten des World Gold Council um 711 Tonnen, während die Menge bei der Bank of England um 451 Tonnen sank und die für ausländische Zentralbanken bestimmten Bestände der New Yorker Fed unverändert blieben.

China, das seit 15 Jahren die Nummer 1 unter den Goldförderländern ist, hat seit einer kurzen Periode der monatlichen Einhaltung der Meldepflichten des Internationalen Währungsfonds im Jahr 2019 keine Zentralbankkäufe mehr bestätigt.

Der weltweit zweitgrößte Goldförderer Russland hat dem IWF seit Januar dieses Jahres keine Veränderungen seiner Goldreserven in der Zentralbank gemeldet, und seine gemeldeten Bestände haben sich seit der Coronakrise im März 2020 nicht mehr verändert, als die CBR die inländischen Goldkäufe aussetzte und die Devisenreserven dazu nutzte, den Wechselkurs des Rubels angesichts des Zusammenbruchs der Ölpreise zu verteidigen - eine Quelle, die zusammen mit den Erdgasverkäufen 1/5 der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht.

Die Verhängung westlicher Sanktionen gegen Russland wegen des Einmarsches in der Ukraine in diesem Jahr würde die CBR dazu veranlassen, wieder Gold zu akkumulieren, so Metals Focus - das spezialisierte Beratungsunternehmen, das die heutigen Zahlen für den World Gold Council erstellt - in einer Prognose vom Mai.

Damit würde sich die Strategie Moskaus wiederholen, die während der westlichen Sanktionen von 2014-2018 wegen der illegalen Annexion der Krim durch Russland nämlich darin bestand, die heimische Minenproduktion aufzukaufen. Um sowohl die Devisenreserven der CBR als auch eine russische Schlüsselindustrie zu stützen, indem sie Rubel für Goldbarren ausgab, kaufte die Zentralbank in diesem Zeitraum mehr als 85 % der gesamten Goldminenproduktion des Landes.

Aber "das ist im Moment nicht angebracht", sagte der stellvertretende Gouverneur der CBR, Alexej Zabotkin, Mitte Oktober, als er einen Antrag des russischen Verbandes der Goldproduzenten auf staatliche Unterstützung ablehnte und davor warnte, dass die Ausgabe von Rubel für im Inland gefördertes Gold "einen zusätzlichen Impuls für das Wachstum der Geldmenge des Landes" schaffen und damit die Inflation der Lebenshaltungskosten anheizen würde.

Zabotkin erklärte, dass "eine gezielte Unterstützung einzelner Wirtschaftssektoren nicht zum Mandat der Bank von Russland gehört", sagte jedoch, dass die CBR zu Beginn der jüngsten Ukraine-Sanktionskrise im März und April Gold gekauft habe, um "die Situation zu stabilisieren", ohne diese Käufe offiziell zu melden.

Auf Russland entfielen in den letzten zehn Jahren 29,3 % der weltweiten Goldakkumulation der Zentralbanken, vor der Türkei (18,9 %), China (18,5 %), Kasachstan (6,2 %) und Indien (4,7 %).

Der größte Verkäufer, der seit Anfang 2012 rund 204 Tonnen abgab, ist Venezuela, das sich weiterhin mit der Bank of England im Streit um Goldbarren im Wert von rund 2 Mrd. USD befindet, die in London gelagert werden, aber durch internationale Sanktionen wegen des korrupten und mörderischen Regimes des gewählten Präsidenten Nicola Maduro blockiert sind.

Letzten Monat erteilte das Handelsgericht in London der Banco Central de Venezuela die Erlaubnis, gegen eine Entscheidung des High Court von Anfang des Jahres (die von demselben Richter getroffen wurde) Berufung einzulegen, und unterstützte damit erneut die These der Bank of England, dass sie im Einklang mit der Politik der britischen Regierung die Möchtegern-Regierung von Oppositionsführer Juan Guaid anerkennen müsse.

 

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

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