Präsidentschaftswahl als Gold-Boost?
Es ist eine bemerkenswerte Entwicklung, die der Goldpreis in den vergangenen Wochen seit Ende September hingelegt hat: Nach monatelanger Pendelei im Bereich zwischen 1.300 und gut 1.350 US-Dollar je Feinunze riss die Erfolgsserie des Edelmetalls jäh ab, schreibt
Felix Reinecke vom Investor Verlag.Anfang Oktober stürzte der Goldpreis auf 1.250 Dollar und fiel kurzzeitig sogar dahinter zurück. Sollte es das schon gewesen sein mit der fulminanten Rally, die Gold seit Jahresbeginn hingelegt hatte?
Nach Jahren der Flaute schien das Edelmetall 2016 ein regelrechtes Comeback zu feiern, es war begehrt wie schon lange nicht mehr und legte innerhalb weniger Monate um satte 20 Prozent zu. Profitieren konnte der Goldpreis vor allem von einem schwächelnden Aktienmarkt, niedrigen Zinsen und geopolitischen Unwägbarkeiten wie etwa dem anhaltenden Krieg in Syrien.
Brexit-Schock vorerst verdaut
Auch kurzfristige politische Ereignisse wie das Brexit-Votum im Juni zeichnen sich klar im Gold-Chart ab: War der Goldpreis vor der Abstimmung zunächst gefallen, weil Beobachter mehrheitlich auf einen Verbleib der Briten in der EU gesetzt hatten, schoss der Goldpreis nach der überraschenden Entscheidung pro Brexit sprunghaft in die Höhe.
Zwar hat sich die Lage mit Blick auf den Brexit inzwischen wieder etwas beruhigt, der erste Schock ist verdaut und die zähen Verhandlungen stehen noch bevor. Doch schon in dieser Woche könnte eine erneute Schockwelle die Aktienmärkte und den Goldpreis durchrütteln: Am 8. November steht die US-Präsidentschaftswahl an.
Lange sah es nach den drei TV-Duellen danach aus, als hätte die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton ihren Vorsprung ausbauen können, als wäre ihr der Sieg kaum noch zu nehmen. Doch nun, wenige Tage vor der historischen Entscheidung, holen alte und neue Skandale sie wieder ein, Stichwort E-Mail-Affäre.
Skandale treffen Clinton härter als Trump
Die vergangenen Monate haben bereits deutlich gezeigt, dass Verfehlungen Clinton weitaus heftiger schaden als Donald Trump. Der republikanische Kandidat hat sich Fehltritte auf allen erdenklichen Ebenen geleistet, hat gegen Minderheiten gehetzt und vielfach Frauen herabgewürdigt. Geschadet hat ihm das kaum, seine Anhängerschaft steht hinter ihm, trotz allem. Bei Clinton sieht die Lage anders aus.
Im Gegensatz zum Noch-Präsidenten Obama schafft sie es nicht, die Massen hinter sich zu vereinen. Auch im eigenen Lager gibt es viele Skeptiker, die sie nicht unterstützen wollen. Vielen Amerikanern erscheint die Präsidentschaftswahl in diesem Jahr als die Wahl des kleineren Übels. Die Entscheidung fußt oftmals weniger darauf, dass man den eigenen Kandidaten aus Überzeugung unterstützt, sondern geht eher daraus hervor, dass man den Gegenkandidaten verhindern will.
Clinton hat das verhasste Image der kühlen Elite-Politikerin, kann aber mit langjährigen Erfahrungswerten punkten. Immerhin hat sie die USA bereits als First Lady und später als Außenministerin repräsentiert. Trump hingegen gilt als die personifizierte Verunsicherung, weil niemand abschätzen kann, welche Pläne er verfolgt. Sein Wahlkampf beruht auf Problembeschreibungen, von Lösungsansätzen fehlt dagegen jede Spur.
Am Parkett ist man sich einig: Gewinnt Trump, gehen die Aktienkurse auf Talfahrt – während der Goldpreis in die Höhe schießen dürfte. Nicht wenige Beobachter rechnen mit einem sprunghaften Anstieg auf 1.400 Dollar, sollte Clinton ihrem Rivalen unterliegen.
Wenige Tage vor der Wahl lagen beide Kandidaten in Umfragen nahezu gleichauf. Es bleibt spannend.