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Nationalbank holt halben Goldschatz heim nach Österreich

Die Österreichische Nationalbank hat eine neue Goldstrategie: Die Hälfte des Goldschatzes soll bis 2020 in Österreich lagern.
Von Leo Himmelbauer vom WirtschaftsBlatt.

Der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, gab am Donnerstag bekannt, dass ein neues Goldlagerstellenkonzept beschlossen wurde. Die Goldreserven von 280 Tonnen sollen bis zum Jahr 2020 zur Hälfe in Österreich, zu 30 Prozent in London und zu 20 Prozent in der Schweiz gelagert werden. Derzeit befinden sich nur 17 Prozent der Goldbestände in Österreich. 80 Prozent lagern in Großbritannien, drei Prozent in der Schweiz.

"Die Anpassung an die Zielstruktur erfolgt schrittweise ab Jahresmitte 2015 basierend auf den sicherheits- und transporttechnischen Voraussetzungen", heisst es. 2019 soll es eine umfassende Evaulierung und gegebenenfalls eine Adaptierung des Lagerstellenkonzepts geben.

Was die Heimholung des halben Goldschatzes kostet, wird Nowotny möglicherweise bei seiner Bilanzpressekonferenz berichten.

Der Rechnungshof (RH) hatte im Februar die Nationalbank kritisiert, weil sie den Grossteil der Goldreserven in England bunkere. Nach Ansicht der RH-Prüfer sei die Nationalbank dadurch einem "hohen Konzentrationsrisiko ausgesetzt", weiters wurden der Goldlagerstellenvertrag und fehlende Kontrollen bekrittelt: "Die zwischen den Jahren 2009 und 2013 geltenden Vereinbarungen mit ausländischen Lagerstellen über die Verwahrung der Goldbestände der OeNB im Hinblick auf Regelungen betreffend die Sicherstellung der Werthaltigkeit und Existenz der Goldbestände waren in wesentlichen Teilen mangelhaft und unzureichend."

Der Rechnungshof wies darauf hin, dass die Goldbestände in der englischen Lagerstelle - der "Bank of England" - von 2009 bis 2013 von 75 auf 178 Tonnen Feingold gestiegen sind. Die OeNB setzte sich damit auch im Vergleich mit vier anderen europäischen Zentralbanken einem erhöhten Konzentrationsrisiko aus, heißt es in dem Bericht. Im Jänner 2014 lagerte die OeNB zwar 14,3 Tonnen bei einem Schweizer Institut ein, aber dieser neue Vertragspartner nutze die gleiche englische Lagerstelle wie die OeNB selbst, bemängeln die Prüfer, die ein längerfristiges Konzept vermissen. Laut RH führte die OeNB die 2014 begonnenen Evaluierungen zur Lagerung von Gold in Österreich nicht weiter, weil Wien kein Handelsplatz für große Goldmengen sei.

Hoher Gewinn für Nationalbank

Erfreulich: Die Nationalbank hat 2014 ihr zweitbestes Ergebnis seit 2006 erzielt. Der Gewinn stieg um 14 Prozent auf 341 Millionen Euro. Der Bund erhält davon 315 Millionen Euro nach zuletzt 256 Millionen Euro. Nowotny: "In den letzten zehn Jahren hat der Bund somit 2,6 Milliarden Euro an Gewinnanteil und Körperschaftssteuer von der OeNB erhalten".

Nationalbank-Präsident Claus Raidl sagte, dass mit 811 Millionen Euro das erwirtschaftete Ergebnis des Vorjahres um fast ein Viertel übertroffen werden konnte.

Bedingt durch das sehr niedrige Zinsniveau blieb das Nettozinsergebnis im Jahr 2014 mit rund 778 Millionen Euro um 7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Demgegenüber haben die Erträge aus Beteiligungen infolge eines Sondereffekts stark zugenommen. Im Jahresabschluss 2014 sind Dividenden für 2013 (67,7 Millionen Euro) und für 2014 (184,8 Millionen Euro) der Münze Österreich AG enthalten, da es im Geschäftsjahr 2014 aufgrund einer Änderung des Scheidemünzengesetzes 1988 erstmals zu einer phasenkongruenten Aktivierung der Dividende gekommen ist.

Inklusive der im Jahr 2014 erwähnten Dotierung der Risikorückstellung hat die OeNB seit 2006 3,2 Milliarden Euro an Risikorückstellungen aufgebaut. Die gesamten Risikovorsorgen (inklusive Mittel zur Verlustabdeckung) liegen bei 6,7 Milliarden Euro.

Der Bilanzgewinn beträgt im Jahr 2014 25,6 Millionen Euro. Laut Beschluss der Generalversammlung werden davon 1,2 Millionen Euro für die Ausschüttung einer 10-prozentigen Höchstdividende auf das Grundkapital von 12 Millionen Euro an den Alleineigentümer Bund und 10 Millionen Euro als Zuweisung von Fördermitteln an den OeNB-Jubiläumsfonds zur Förderung der Forschungs- und Lehraufgaben der Wissenschaft verwendet. Die verbleibenden 14,4 Millionen Euro werden der Gewinnglättungsrücklage zugeführt.

Kursgewinne mit Gold

Die Nettowährungsposition der OeNB erhöhte sich 2014 von 13,4 auf 18,5 Milliarden Euro. Dabei wirkten sich buchmäßige Kursgewinne bei der Bewertung von Gold mit 1,0 Milliarde Euro aus, die sich nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung niederschlagen. Von der Nettowährungsposition entfallen 8,9 Milliarden Euro auf Goldbestände.

OeNB kauft Staatsanleihen

Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft seit März öffentliche Anleihen und Wertpapiere von monatlich 60 Milliarden Euro auf, diese Käufe sollen bis September 2016 laufen. Das macht in Summe 1,14 Billionen Euro. Die  OeNB hat für ihren Teil bereits begonnen und ist mit dem Kauf von inländischen Staatsanleihen über 1,23 Milliarden Euro im Monat dabei.

Für den gesamten Verlauf des Programms werden es rund 24 Milliarden Euro sein, die die OeNB an österreichischen Staatsanleihen kaufen werde, sagte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Donnerstag. Das seien schon gewaltige Größenordnungen. Es handle sich um außergewöhnliche Maßnahmen in außergewöhnlichen Zeiten. Die EZB will mit dem Programm die Kreditvergabe durch die Banken und die Wirtschaft in Europa ankurbeln.

OeNB-Gouverneur Nowotny erteilte jeglicher Art von Bargeldbezahlungsverboten eine Absage. Ein solches Verbot komme nicht in Frage, sagte er in der Jahrespressekonferenz in Wien.

Für ein Ende des Bargelds hatte sich zuletzt vor allem der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger ausgesprochen, sein Argument: Bargeld sei veraltet und überflüssig. Viele Befürworter eines solchen Verbots sähen damit illegalen Aktivitäten und der Steuerhinterziehung einen Riegel vorgeschoben. "Ich teile diese Fantasien nicht", sagte Nowotny.

Das WirtschaftsBlatt ist eine überregionale österreichische Tageszeitung mit dem Schwerpunkt Wirtschaft.

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