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Kleines Silber, Grosses Gold

Platin war im Vergleich zum Goldpreis noch nie so billig. Doch was bedeutet das?


Platin ist ein sehr nützliches Metall, schreibt Adrian Ash von BullionVault. So ist auch Gold.

Doch wo Gold in erster Linie einen sozialen Nutzen hat - als Wertaufbewahrungsmittel und Vermögensschutz - ist Platin (von latein Platina für "Kleines Silber") in erster Linie ein industrielles Metall. Was Platin gegenüber dem Goldpreis jetzt gerade aber kein bisschen hilft.

Kleines Silber wurde als Edelmetall erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts identifiziert. Es fehlt ihm also die lange Geschichte, die Gold als Nutzmittel bereits seit den frühesten Zivilisationen besitzt. Platinum hat jedoch schon immer in einem steilen Prämium gegenüber Gold gehandelt - eine satte Prämie von 46% pro Unze in unserem modernen Zeitalter der globalen Rohstoffmärkte, ungedecktem Papiergeld und schnell wachsendem Autobesitz.

Das Problem ist also die heutige wirtschaftliche Depression. Gold war im Vergleich noch nie zuvor so teuer. Denn "Platinum fehlt es an Status als sicherer Hafen und es hat nur begrenzte Investment-Nachfrage", erklärt das Rohstoff-Team von Morgan Stanley. 

Auf Schmuck entfielen im vergangenen Jahr fast ein Drittel der weltweiten Platin-Nachfrage. Aber nur wenig davon diente als Werteaufbewahrung, eine Nachfrage, die Gold genießt. Die Investment-Nachfrage blieb aber nur gering. Während die Nachfrage aus der Glaserei, Medizin, Chemie- und Mineralölindustrie kommt und weitere 38% der Nachfrage im Jahr 2011 aus dem Automobilsektor. Vor allem in Europa, denn frühere steuerliche Anreize bedeuten jetzt, dass eins von drei Fahrzeugen auf den Strassen des Kontinents auf Diesel läuft und folglich einen Platin-Katalysator braucht, anstatt der Platin-Rhodium oder Palladium-Mischung von Benzinmotoren. 

Die Platin-Nachfrage ist also direkt der Eurozonen-Krise ausgesetzt. So sehr ausgesetzt, in der Tat, dass die Londoner Goldpreise sich den Minenproduktionskosten von fast $1.400 pro Unze nähern. 

"Es ist schwer zu sehen, dass Erforschung oder Investitionen in neue Minen stattfinden bis die Platin-Preise deutlich nach oben treiben über $1.600 pro Unze", sagt die französische Investment und Bullion-Bank Natixis. "Einige Produzenten machen bereits Abstriche", sagt Nikos Kavalis von der RBS und fügte hinzu, dass "das aktuelle Preisniveau nicht nachhaltig ist". Auch Dan Smith von der Standard Chartered ist bullish und sagt zu Reuters, dass "kostspielige Produzenten derzeit Geld verlieren bei den Betriebskosten und dass der Druck auf die Branche bereits sichtbar ist."

Was ist also los mit Gold und seiner aktuellen, aber seltenen Prämie gegenüber dem mehr "nützlichen" Platin? Das letzte Mal als Platin besser als Gold abgeschnitten hat, gab es eine ähnliche Knappheit im Platin-Output (ca. 75% davon kommt aus Südafrika). Die erste Hälfte des Jahres 2008 sah das Kleine Silber um 34% nach oben schiessen als der staatliche Stromerzeuger Eskom die Stromzufuhr zu den südafrikanischen Minen abschnitt, in einem Versuch, die Lichter in mitten steigender Kohlepreise zu halten. Gold konnte damit nicht Schritt halten und schaffte lediglich 10% Anstieg in US-Dollar.

Die Kreditkrise war da inzwischen in vollem Gange. Aber während normale Menschen auf der Welt nicht bis September 2008 es spüren bekamen, löste der Zusammenbruch von Lehman weltweit einen Zusammenbruch in Handel, Investitionen und Kreditgeschäften aus. Und leveraged Wetten auf Platin-Futures zusammen mit einer Reihe von anderen Industrierohstoffen waren bereits deutlich gesunken. Und somit wurden "Nachrichten, die früher am Markt als bullish angesehen wurden, ignoriert", sagte die Raffinerie- und führende Platin-Datenquelle Johnson Matthey im August 2008 und zeigte auf Eskoms Teilschließung eines Kernkraftwerks - die Art von Nachrichten, die Platin zu Beginn des Jahres an einem Tag auf $100 Dollar pro Unze hochschiessen liess. 

Auch Gold, der Vermögensbewahrer, leidete daneben mit. Die "Netto-Long"-Position der spekulativen Spieler bei den COMEX-Gold-Futures sank um fast Vierfünftel in den letzten sechs Monaten von 2008. Der Preis jedoch rutschte nur 10% zwischen Juli und Weihnachten in diesem Jahr, nachdem es seinen Boden schon sehr viel früher gefunden hatte - und sehr viel schneller anstieg - als jeder andere handelsbare Vermögenswert. Platin dagegen sank über 55%.

Der Goldpreis hat seitdem Platin zu neuen Rekord-Rabatten heruntergezogen. Dies könnte entweder eine Wendung signalisieren, wie die professionellen Analysten der City denken, oder die wahre Tiefe unserer aktuellen Depression anzeigen. Aber was auch immer ein knappes Angebot für "kleines Silber" langfristig tun könnte, könnten enge Kredite in der Zwischenzeit übertrumpfen.

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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