In Memoriam, Dr. Kurt Richebächer
Ist es möglich, die umlaufenden Euro-Banknoten durch
Gold zu decken, und dadurch den Euro zu einer echten Goldwährung zu
machen?
DURCHAUS. Es wurde sogar schon einmal erwogen, nämlich von
einer Arbeitsgruppe des Europäischen Währungsinstituts in den neunziger Jahren. (Das EWI war der Vorläufer der Europäischen Zentralbank.)
Einfache Rechnung: Mit Stichtag 28. September besaß das Eurosystem Gold und Goldforderungen im Gegenwert von 186,233 Milliarden Euro, und zwar bewertet zu € 520,312 je Unze zum Quartalsende. Gleichzeitig wurde der Banknotenumlauf
in der Eurozone mit 637,292 Milliarden ausgewiesen. Unter einem
Goldstandard haben die Bürger bekanntlich das Recht, ihre Geldscheine
jederzeit in Gold einzulösen. Da dies aus praktischen Gründen nie alle
tun, genügt normalerweise eine Drittel-Deckung. Das war auch unter dem
Goldstandard vor 1914 nicht anders.
Zwar
reicht ein Goldpreis von 520 Euro je Unze für eine vernünftige Deckung
nicht aus. Aber die EZB könnte den Preis höher, etwa bei 800 oder 850
Euro fixieren. Sie würde dann jederzeit Gold zu dem neuen, festen Preis ankaufen
– und dafür Banknoten ausgeben. Das ist gegenwärtig nur Theorie, könnte
aber im Zuge einer großen Währungskrise durchaus auf die Tagesordnung
kommen.