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Gold-Investment weit entfernt von Blase

Seit 2009 häufen sich die Anfragen von Journalisten, die wissen wollen, ob wir uns in einer Gold-Blase befinden, schreibt Adrian Ash von BullionVault.


Tatsächlich ist Gold seitdem kontinuierlich um weitere 56% gestiegen und die letzten zwei Jahre und länger zeigen, dass man kaum von einer Blase sprechen kann.


Gold-Investment wurde schon immer als konträr angesehen, als Ablehnung des letzten grossen Bullenmarktes des späten 20. Jahrhunderts als wir eine Blase der Technologie-Aktien hatten. Abgesehen von Preisbewegungen, wie ist die allgemeine Haltung zu Gold als Anlage? Kauft der normale Privatanleger, wenn die Massenmedien ihn zum Kauf drängen? Haben wir eine Blase oder nicht? 



1. Die falsche Form
Im Gegensatz zu unumstrittenen Blasen ist die aktuelle Form des Anstiegs von Gold nicht steil genug, um von einer Blase sprechen zu können. Für englische Anleger ist der Goldpreis in den letzten drei Jahren um 85% gestiegen, doch in den 1920ern stiegen US-Aktien in der gleichen Zeitspanne um 60%, und in Deutschland wuchs der Neue Markt ab 1997 über 1600%. Die Südsee-Blase in 1720 wuchs sogar um das Neunfache in fünf Monaten. Was Gold heute so bemerkenswert macht ist die lange Kontinuität seiner Hausse, nicht die Schnelligkeit, das Anlegern überall auf der Welt seit dem Jahr 2000 Jahr um Jahr Inflationsschutz und positive Renditen eingebracht hat.


2. Keine Investment-Manie
Die Finanzseiten der Medien mögen mit Nachrichten und Kommentaren über Gold gefüllt sein, doch das tatsächliche Investmentvolumen seitens professioneller und privater Anleger ist weiterhin niedrig. In den frühen 1980ern empfiehl man Privatbank-Kunden, 3% Ihres Vermögens in Gold anzulegen, heute hingegen sieht der Finanzsektor nur 0,5% davon. Und selbst Dreiviertel der mehr als 500 Analysten und Händler des professionellen Goldbarrenmarktes, die letztes Jahr an der LBMA Konferenz in Berlin teilnahmen, sagen, dass sie nur einen sehr kleinen Teil ihrer Ersparnisse (0-10%) in Edelmetallen halten. Das ist weit entfernt von einer Sättigung.


3. Keine echte Blasen-Psychologie
Bei einer spekulativen Blase, nach Definition, ignorieren Anleger und Analysten die Risiken, bis es zu spät ist. So spät wie zum Beispiel im Sommer 2007, als die US-Immobilienpreise bereits stark abfielen, aber nur 29% der professionellen Volkswirte es eine "ernsthafte nationale Blase" nannten und nur 14% zwei Jahre zuvor. Im Januar 2011 dagegen waren mehr als die Hälfte der 1000 Bloomberg-Benutzer, die an der vierteljährlichen Umfrage des Nachrichtendienstes teilnahmen, der Meinung, dass Gold in einer Blase sei. Gerade in dieser Woche meldet die aktuelle institutionelle Umfrage von Barclays Capital, dass nicht eine einzige Person erwartet, dass Gold in 2011 der Rohstoff mit der besten Performanz sein wird. Und mit Preisen, die parallel dazu neue Allzeithochs gegenüber dem US-Dollar erreichen, klingt das alles nicht wie das allgemeine Verhalten, dass man während einer Blase sieht.


4. Gold immer noch unterbewertet
Das gesamte Gold ausserhalb der Tresore von Zentralbanken (Schmuck, Barren und Münzen) hat derzeit einen Wert von rund £3,7 Billionen Pfund Sterling. Das sind kaum mehr als 3% des gesamten Privatvermögens auf der Welt und weit unter den geschätzten 15-30% während der letzten zwei globalen Finanzkrisen in den 1930ern und frühen 1980ern. Und es ist gerade erst auf Einfünftel des Wertes der Schulden der G7-Regierungen angestiegen, ein Niveau, dass zuletzt in 1990 gesehen wurde und immer noch weit unter der Fast-Parität von 1980 liegt. Auf einer risikoangepassten Basis als Versicherung kalkuliert könnte der echte Wert von Gold jetzt bei fast $3800 pro Feinunze liegen anstatt der $1440, die der Markt derzeit bezahlt. Das liegt daran, dass der Markt das Risiko einer ernsthaften Inflation, sogar einer Hyperinflation, wie der reiche Westen es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen hat, immer noch als Null einschätzt. Dies könnte sich zweifelsohne als die richtige Sichtweise erweisen, wenn es nur nicht so selbstgefällig wäre.


5. Versicherung gegen Währungskrise weiterhin nötig
Man kann Goldanlegern nicht vorwerfen, zu "überoptimistisch" zu sein (Charles Kindlebergers Definition einer Blasen-Mentalität), doch dieser Markt wird nur dann zu einer "irrationalen Überschwänglichkeit" umschlagen, wenn sein Hauptantriebsfaktor - die schwache Geldpolitik - nicht mehr funktioniert. Genau das ist passiert, als die Zinssätze am Ende der 1970er anfingen, stark anzusteigen. In den frühen 1980er Jahren brachte Bargeld auf der Bank zweistellige Renditen über der Inflation und mehr, so dass ein Schutz gegen Inflation gar nicht nötig war. Im Gegensatz dazu sind heute die Realzinssätze in Grossbritannien schlimmer als jemals zuvor seit 1978 und das Rekord-Defizit zu Friedenszeiten plus die schwache Geldpolitik machen jegliche Hoffnung von Privatanlegern zunichte, eine einigermassen ordentliche Rendite für ihr Erspartes zu bekommen.



Um es noch einmal zu widerholen und vermutlich nicht zum letzten Mal: Nichts hat sich fundamental geändert. Die ultraschwache Geldpolitik nagt Stück für Stück am Wert von offiziellen Währungen und das Rekord-Defizit zu Friedenszeiten lähmt die Zentralbanken, um auf steigende Preise reagieren zu können. Daneben wächst die Gold-Nachfrage der aufkommenden Märkte weiterhin stark, doch das Interesse im reichen Westen ist noch weit davon entfernt.


Mit anderen Worten, das Comeback von Gold hat gerade erst begonnen, von einer Gold-Blase kann aber noch lange nicht die Rede sein. 

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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