Gold ist KEIN sicherer Hafen
Nehmen wir einmal an, Ihr Haus brennt. Rufen Sie dann zuerst Ihre Versicherung an, bevor Sie flüchten?
ÜBERRASCHUNG! Gold ist kein "sicherer Hafen" - eine geniale Einsicht, die viele Experten heutzutage promoten, als ob sie gerade das Atom gespalten hätten, schreibt Adrian Ash von BullionVault.
Niemand, der das Auf und Ab von Gold und seine fünffachen Gewinne in den letzten Jahrzehnten verfolgt hat, würde etwas anderes behaupten. Aber man muss fair sein. Der Preis ist diesen Monat um 11% abgesackt, und das, obwohl die Aktienmärkte und die Wirtschaftdaten im Keller sind und somit September 2011 zum schlimmsten Monat seit dem Konkurs der Lehmann Brothers im October 2008 machen.
Wie kommt das? Ist eine Bankenkrise plus die Gefahr eines Staatsausfalls nicht gut für Gold? Nun, wie auch schon vor drei Jahren, ist das Problem einer Bankenkrise - und der damit einhergehende Einbruch des Aktienmarktes - der, das es Geld dazu zwingt, von der Terminbörse zu fliehen. Dort können spekulative Händler die Preise für Gold-Termingeschäfte nach oben oder nach unten drücken, indem sie geliehenes Geld nutzen.
So wie der Konkurs von Lehman bedeutete, dass es kein Geld mehr zum Ausleihen gab (Sie erinnern sich, eine der grössten Investment-Banken verschwand), so hat auch die aktuelle Kreditkrise die Nachfrage nach Gold-Termingeschäften zerstört. Das beeinflusst natürlich den heutigen Goldpreis. Und trotzdem ist die Nachfrage für physisches Gold wieder angestiegen. Weshalb bevorzugt diese wachsende Handvoll Menschen, physisches Gold zu kaufen? Weil es eine langfristige Absicherung ist und nicht nur ein kurzfristig sicherer Hafen.
Der Preisrückgang im September hat sicherlich viele Käufer, die im August gekauft haben, getroffen. Doch man erwartet ja auch nicht, dass die Versicherung genau in dem Moment zahlt, wenn das Haus Feuer fängt. Um den Flammen zu entkommen nehmen Sie die Feuerleiter und rufen nicht Ihre Versicherung an. Genau wie eine gute Versicherung, zahlt sich der Absicherungswert von Gold über die Zeit aus und nicht Tag für Tag. Vorausgesetzt, Sie zahlen rechtzeitig Ihre Prämien.
Ja, Gold hat September 2011 einen Schlag abgekriegt, doch durch den ganzen Sommer hindurch hat es jede andere Anlageklasse zweifelsohne geschlagen.
Der einzige andere Gewinner waren Staatsschulden - der klassische vermeintliche sichere Hafen, der jetzt seit drei Jahren durchgehend weniger als die Inflationsrate abwirft und als einziges politisches Instrument übrigbleibt, um die Schuldenkrise zu bewältigen: Ausfall oder Abwertung.
Die aktuelle Phase der Krise garantiert jedoch Volatilität in allen Märkten und jeder, der heute Gold kaufen will, muss verstehen, dass es physisch sicher, finanziell aber sehr scharfen Preisschwankungen ausgesetzt ist. Das ist nichts Neues. Für Goldeigentümer in Grossbritannien zum Beispiel, war der Preisfall im September nur der schlimmste seit Januar und es ist mehr als 5% in elf der letzten 120 Monate gefallen seit dieser Bullenmarkt begann. Der aktuelle Preisrückgang ist natürlich ein bisheriger Nennwert.
Niemand kann (oder sollte) neuen Käufern Versprechungen machen, dass Gold jetzt seine 120%igen Gewinne der letzten drei Jahre wiederholen wird. Doch langfristig spricht alles für Goldeigentum, je schlimmer die Krise sich entwickelt. Und wenn Sie in der Zwischenzeit versucht sind, Staatspapiere zu kaufen, vergessen Sie nicht, von der Feuerleiter zu springen, bevor diese Flammen fangen.