Erst der Euro, dann der Dollar
Vergessen Sie die Nachfrage der Zentralbanken und des Westens nach "sicheren Häfen":
Es sind die indischen und chinesischen Haushalte, die in 2010 die Gold-Nachfrage nach oben getrieben haben...
Rentensparer und Anleger, die wegen weltweit schrumpfender Einkommen ihren Lebensstandard schützen wollen, aufgepasst! empfliehlt Adrian Ash von BullionVault.
Zehn oder noch fünf Jahre zuvor, dachten Edelmetall-Analysten, dass aufgrund steigender Einkommen in Asien, Gold durch andere Finanzanlagen oder Konsumgüter ersetzt werden würde. Aber nein. Stattdessen hat sich Chinas private Nachfrage nach Gold in Proportion zu Brutto-Haushaltsersparnissen mehr als verdoppelt.
Aktuelle Analysedaten des World Gold Council, einer Organisation zur Förderung der Entwicklung und Forschung des weltweiten Goldmarktes, die heute im neuen Bericht Gold Demands Trends erschienen, zeigen, dass der private Gold-Konsum in Indien in 2010 auf ein neues Allzeit-Rekordhoch von mehr als 963 Tonnen gestiegen ist.
Dieses Volumen ist wirklich erstaunlich. Laut dem internationalen Währungsfonds (IMF) kommt dies einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2,65% gleich. Gemäss BullionVaults eigenen Analysen stellt es mehr als 11,5% der indischen brutto Haushaltsersparnisse dar.
Die Daten des Word Gold Council (WGC) sind natürlich zu überprüfen und können nur eine Einschätzung darstellen.
Für Sparer aus westlichen Ländern aber, die versuchen, Ihren Lebensstandard zu schützen, ist es einfach nur gesunder Menschenverstand, das gleiche zu tun wie die asiatischen Haushalte: Noch mehr Gold kaufen, um ihren schnellwachsenden Wohlstand zu sichern.
Es waren nicht die Zentralbanken, die in 2010 den Goldmarkt beinflussten, es war die Gruppe der Netto-Goldkäufer, die zum ersten Mal in zwei Jahrzehnten die Preise bestimmten. Auch war es nicht die westliche Nachfrage nach "sicheren Häfen". Zu erwähnen wäre hier nur, dass sowohl die neue Nachfrage nach Gold ETFs als auch der "nicht zugewiesene" Handel im Gross- und ausserbörslichen Markt gegenüber dem Rekordhoch in 2009 um 45% gesunken ist, während die Nachfrage nach Münzen und Barren weltweit stieg.
Der Grund ist die Nachrage der indischen und chinesichen Haushalte, die der Haupteinflussfaktor der Analysedaten für 2010 ist. Indien und China, die zwei am stärksten bevölkerten Länder dieser Erde, sind mit ihren führenden und schnell wachsenden Wirtschaften auf Platz 1 und 2 für Kauf von physischem Gold und setzen jetzt neue Rekorde für die private Goldnachfrage gemessen an Wert und Volumen für das volle Jahr 2010. Nach unseren Bewertungen der neuen Zahlen des World Gold Council setzte auch der Pro-Kopf-Konsum neue Rekorde in diesen zwei Top-Nachfrage-Ländern.
Wie kommt das? Genau wie zu Zeiten des Gold-Bullenmarktes der 70er Jahre in den entwickelten westlichen Ländern, bestimmen steigende Inflation und Realzinssätze unter Null das Tempo. Produktivität und reale Haushaltseinkommen steigen zwar, stehen jedoch im krassen Gegensatz zur Wirtschaftsrichtung, die der reiche Westen vier Jahrzehnte zuvor eingeschlagen hat. So weist Asiens grosse Liebe für Gold - und immer vollere Taschen - vielleicht einen anderen Weg auf als den Einbruch, den der Goldpreis nach der Blase erlitt, nachdem die westlichen Wirtschaften sich erholten hatten und während der 80er und 90er Jahre wuchsen. Denn das aufkommende Asien kauft Gold in guten Zeiten.
Das Interesse für Goldanlagen wuchs in den entwickelten Ländern zu Beginn der Finanzkrise in 2007, obwohl die weltweite Nachfrage für Schmuck sank. Das aufkommende Asien hingegen drosselte den Kauf und kehrte es sogar um. Als das globale Bruttoinlandsprodukt sank, wurden Privatkonsumenten in Indien sogar Netto-Gold-Exporteure im ersten Quartal 2009. (Indien, weltweit Nr.1 Gold-Konsument, hat keine eigene Minenproduktion und importiert seit der großen Depression jährlich Gold.)
Die wirtschaftliche Erholung, das im aufkommenden Asien viel mehr verkündet wird als im reichen Westen, hat diese Trends geändert. Denn trotz der Finanzkrise in der Eurozone, die die Nachfrage für physische Goldbarren und Münzen (insbesondere in Deutschland) nach oben trieb, sank die Netto-Nachfrage für neue Gold-ETFs um 45% im Vergleich zum Rekord von 2009. Das gleiche gilt für den nicht zugewiesenen Handel in Londons Grosshandelsmarkt.
Die starke Nachfrage nach physischem Gold in 2010 ist nicht zu unterschätzen. Der Dollarpreis stieg um 26%, doch die gesamte globale Nachfrage wuchs trotzdem um 9% nach Volumen und erreichte die höchste Tonnage seit der langen Baisse der 80er und 90er Jahre, die ihren Tiefstand in 2000 hatte.
Gold hatte damals einen durchschnittlichen Wert von $279 pro Feinunze, in 2010 waren es durchschnittlich $1224. Und troztdem war die weltweite physische Nachfrage gemessen nach Tonnage, angeführt von den Riesen des aufkommenden Asiens, wie ein Bullenmarkt, der noch nicht einmal losgelegt hatte.