Ein guter Jahresauftakt für Gold
Seit dem Jahreswechsel verteuert sich Gold um rund 3 Prozent. Im Vorjahr waren die Preise nach der Wahl in Amerika drastisch gefallen. Ändert sich die Bewertung der „Trumponomics“, fragt Christian Siedenbiedel von der FAZ.
Nach einer schwachen zweiten Jahreshälfte 2016 schlägt sich Gold im neuen Jahr wieder deutlich besser. Am Mittwoch, dem Tag der ersten Pressekonferenz von Donald Trump nach der Wahl, erreichte der Goldpreis mit 1191 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise den höchsten Stand seit sechs Wochen. Später, rund um die Trump-Rede, schwankte der Preis stark. Seit dem Jahreswechsel ist Gold, in Dollar gerechnet, rund 3 Prozent teurer geworden, in Euro etwa 2,4 Prozent. Nach einem halben Jahr mit fallenden Preisen ist das eine bemerkenswerte Veränderung.
Was steckt hinter dem Sinneswandel? Warum haben Investoren sich Ende vorigen Jahres von Gold und Wertpapieren auf Gold getrennt – und warum ist das jetzt auf einmal wieder anders?
Gold verlor wegen Trump-Szenarien an Wert
Heinrich Peters, Rohstoffanalyst der Landesbank Hessen-Thüringen, meint, es habe Ende vorigen Jahres Übertreibungen gegeben. In kurzer Zeit verlor der Goldpreis 250 Dollar, fast seine ganzen Gewinne aus der ersten Jahreshälfte 2016. Die Märkte hätten das Szenario „Trumponomics“ gespielt, sagt Peters: Die Welt, wie man sie sich unter dem neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump vorstellte, sei durch schlagartig anziehende Zinserwartungen in Amerika und Dollarphantasie bestimmt gewesen.
Beides wurde im Gegenzug als ungünstig für Gold gedeutet. Die „spekulativen Short-Positionen“ seien in die Höhe geschnellt – das heißt, Investoren wetteten auf einen fallenden Goldpreis. Inzwischen verliere dieses Szenario an Überzeugungskraft: „Entscheidend bleiben die anhaltend niedrigen Realzinsen und die politische Unsicherheit.“
Dem Gold steht ein gutes Jahr bevor
Auch Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, meint, viele Anleger hätten auf fallende Preise gesetzt und seien auf dem falschen Fuß erwischt worden. Mit dem Zinsanstieg sei die Unsicherheit über die Zinsentwicklung aus den Märkten genommen – sie sei nun kein Risiko mehr. „Die Realzinsen bleiben weiterhin niedrig“, meint Weinberg, „auch in Amerika gleicht der Inflationsanstieg den Zinsanstieg aus.“ Zudem sei zu erwarten, dass die Nachfrage nach Gold als „sicherer Hafen“ wieder steige: „Es gibt viele Risikofaktoren, die absehbar sind, wie die Präsidentschaft Trumps, die Brexit-Folgen oder eine Abschwächung der Wirtschaft in China.“
Was den Dollar als Einflussfaktor aufs Gold betreffe, so sei die jüngste Schwäche vom Markt nicht erwartet worden, sagt Weinberg: „Man ging bei der Aufwertung des Dollars offensichtlich von einer Einbahnstraße aus.“ Eugen Keller vom Bankhaus Metzler formuliert es so: Es habe „zu viel Vorschusslorbeer“ für das Trump-Programm gegeben. Darunter habe im Gegenzug das Gold gelitten. Das werde jetzt korrigiert. „Glänzende Momente“ für Gold stünden bevor. Zur Jahresmitte könnte der Preis bei 1250 Dollar, zum Jahresende bei 1375 Dollar stehen.
„Run“ von Privatanlegern hält an
Unterdessen deuten Zahlen der Nachrichtenagentur Bloomberg auf Unterschiede zwischen privaten und institutionellen Anlegern hin. Der größte mit Gold hinterlegte Indexfonds (ETF) der Welt, namens SPDR Gold Shares, der vor allem von institutionellen Anlegern genutzt wird, habe seit dem 11. November Woche für Woche Abflüsse verzeichnet. Dagegen habe ein anderer Indexfonds, der iShares Gold Trust, der vor allem von Privatanlegern genutzt wird, Zuflüsse verbuchen können. Das wird so gedeutet: Die Institutionellen sähen eher Chancen durch Trump am Aktienmarkt, Privatanleger hingegen machten sich seinetwegen eher Sorgen.