Wieder Hoffnung für Gold
Gold befindet sich aktuell auf dem Preis-Niveau vom Jahr 2009. Im vergangenen Jahr verbilligte sich das Edelmetall so stark wie zuletzt 1981. Wie konnte es so weit kommen?
Selten dürften Goldanleger so erleichtert zu Silvester auf das neue Jahr angestoßen haben wie dieses Jahr. Denn 2013 war selbst für hartgesottene Goldfans eine echte Bewährungsprobe. Der Preis sank so stark wie zuletzt 1981. Während zum Jahresanfang eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) etwa 1.690 Dollar kostete, sind es aktuell nur noch knapp 1.200 Dollar – ein Drittel weniger. Damit befindet sich das Edelmetall wieder auf dem Niveau vom Jahr 2009. Wie konnte es so weit kommen?
Zuerst hatte Gold im Jahr 2013 Pech, dann kam auch noch Unglück hinzu. Denn was dieses Jahr für Goldanleger schiefgehen konnte, ging auch schief. Fast pünktlich zum Jahreswechsel von 2012 zu 2013 begannen die großen institutionellen Goldfonds, ihre Bestände des Edelmetalls abzustoßen. Insgesamt warfen sie 870 Tonnen auf den Markt – größtenteils nach China. Das allein schon entsprach einem Drittel der weltweiten Bestände.
Heftiger Gegenwind von anderer Seite
Da Goldfonds sonst teilweise ein Fünftel der weltweiten Nachfrage abbildeten, ist es eine einfache volkswirtschaftliche Gleichung: Eine sinkende Nachfrage trifft auf ein steigendes Angebot – die Preise fallen. Doch wäre die sinkende Nachfrage der Goldfonds das einzige Problem gewesen, hätte dieser Preisdruck vielleicht noch durch andere Faktoren ausgeglichen werden können. Aber auch von anderer Seite gab es heftigen Gegenwind.
So haben die Zentralbanken dieses Jahr wohl deutlich weniger Gold gekauft, um ihre Währungsreserven zu diversifizieren, als sie es noch in den Jahren zuvor getan haben. Zwar sind die Zahlen noch nicht veröffentlicht, die Fachleute sind sich aber einig in ihrer Erwartung: Die Rekordkäufe des Jahres 2012 sind im gerade abgelaufenen Jahr nicht erreicht worden.
Es gab noch mehr Ungemach für das Edelmetall. Selbst aus Indien, lange die große Stütze im Preisaufschwung, kamen schlechte Nachrichten. Auf dem Subkontinent werden die Frauen traditionell zu ihrer Hochzeit buchstäblich mit Gold behangen. Somit war das Land für Jahrzehnte der größte Goldkäufer, ein Viertel der Nachfrage kam aus Indien.
Allerdings führten die Goldimporte zu einem gigantischen Leistungsbilanzdefizit. Um das zu bekämpfen, hat Indien mittlerweile die Goldsteuer auf 15 Prozent erhöht – zum Jahresanfang 2013 lag sie noch bei 4 Prozent. Die Nachfrage aus Indien brach regelrecht ein. Die Finanzagentur Bloomberg etwa schätzte, dass Indiens Goldimporte um 75 Prozent gestürzt sind.
Die Währung der Pessimisten
Schließlich besserten sich 2013 auch noch deutlich die Wirtschaftsdaten. Solche guten Nachrichten sind für den Goldpreis schlecht. Schließlich ist das Edelmetall die Währung der Pessimisten. Gold gilt klassischerweise als Inflationsschutz – Goldanleger setzen also darauf, dass sich Papierwährungen entwerten und die Bürger Sicherheit in Gold suchen. Durch die Geldschwemme der Notenbanken erschien das als durchaus berechtigte Hoffnung. Allerdings setzte die Entwertung der Währungen nicht ein. Die Inflationsraten in den Industrienationen sind sogar gesunken.
Mittlerweile werden die Anleihekaufprogramme der Notenbanken wieder leicht zurückgefahren. Die Wahrscheinlichkeit für eine höhere Inflation sinkt damit dramatisch. Woraus können Goldanleger Hoffnung schöpfen? Der Preis scheint sich auf niedrigem Niveau wenigstens stabilisiert zu haben. Die Verkäufe der Goldfonds halten zwar an, aber sind nicht mehr so stark wie zu Jahresanfang. Bis sich die Lage am Goldmarkt wieder entspannt, ist es allerdings noch ein weiter Weg.