Warum Menschen Gold kaufen
Im Juni stieg die Inflationsrate schneller als die Zinsen. Sie sollten sich besser wieder daran gewöhnen…
Also warum kaufen Menschen Gold und Silber? Mit dieser Frage beschäftigt sich Adrian Ash von BullionVault.
Die Antworten, die letzte Woche im Rahmen einer kleinen, von BullionVault durchgeführten Umfrage herauskamen, könnten nicht eindeutiger sein:
Inflation. Oder genauer gesagt, der zunehmende Kaufkraftverlust von Geld.
Ja, Diversifikation ist auch ein guter Grund, um Gold zu kaufen. Aber als derzeitige Investoren nach dem Grund gefragt wurden, erzielte Gold „als Alternative zu Bargeld“ über 50% mehr Stimmen als die „Diversifikation des Guthabens“. Und die meisten der 300 Personen, die an dieser Umfrage teilnahmen, gaben an, dass der Hauptgrund der Wunsch sei, Bargeld auf der Bank zu vermeiden.
Die meisten der Teilnehmer stammten aus Großbritannien. Die derzeitigen Inflationszahlen in Großbritannien zeigen, dass die Notwendigkeit, Bargeld zu vermeiden, zugenommen hat, sei dies durch den Kauf von Gold oder von anderen Vermögenswerten. Die von der Regierung bevorzugte Messgröße, der Verbraucherpreisindex, stieg im letzten Monat um 2,9% gegenüber Juni 2012. Das war zwar unter der dem Wert, den Analysten vorab prognostizierten, jedoch höher als die 2,7% vom Mai.
Im Gegensatz dazu verharren die Zinsen in Großbritannien bei 0,5%. Damit zahlen Sparer auch weiterhin für die Exzesse der Kreditblase. Indem Bargeld buchstäblich verloren wird, subventionieren sie damit sowohl den Bankensektor als auch die jeweilige Regierung.
Ein Blick in die Vergangenheit verrät, dass Sparer voraussichtlich noch länger hierfür zahlen werden. Beispielsweise blieben die Zinsen nach der Weltwirtschaftskrise nahezu zwei Jahrzehnte lang bei 2,0%.
Im September 2013 jährt sich zum fünften Mal, dass die Inflation die Zinsen überstieg, wodurch Sparer von Bargeld seitdem jeden Monat einen Nettoverlust erleiden. Wie lautet soweit das Fazit für britische Sparer? Jede 1000 GBP, die vor dem Finanz-Crash vor 5 Jahren auf der Bank eingezahlt wurden, sind nun real noch 903 GBP wert. Aber zumindest sind sie (mehr oder weniger) sicher. Sollten Sie auf der anderen Seite aber damals den gleichen Betrag in Gold investiert haben – entweder, um es sicher in einem professionellen Tresor oder auch unter ihrem Kopfkissen aufzubewahren – so besitzen Sie nun 1.494 GBP an Kaufkraft.
Selbstverständlich fällt der Gewinn nun deutlich geringer aus als zum Hoch im Sommer 2011. Ende August waren ihre 1000 Pfund, die Sie in Gold investiert hatten, noch 2.223 GBP wert, in realen Werten ein Anstieg von 122% innerhalb von drei Jahren. Ein alter Witz besagt, dass eine langfristige Investition eigentlich eine kurzfristige Investition sei, die schiefgegangen ist. Anleger, die kurz vor dem diesjährigen Preissturz Gold kauften, werden unter Umständen befürchten, dass dieser Witz auf ihre Kosten geht.
Wenn also die zukünftigen Verluste für Sparer bei Banken so deutlich auf der Hand liegen, was könnte langfristig eine schlechtere Wahl als die „Sicherheit“ von Bareinlagen darstellen? Manch amerikanische Sparer werden sich dieselbe Frage stellen. Mit den ganzen Diskussion darüber, ob beziehungsweise wann die Fed ihr Programm zur quantitativen Lockerung auslaufen lassen könnte, fielen die US-Realzinsen im Juni tatsächlich, wenn auch nur ein wenig, weil die Inflation in den USA schneller anstieg als die Zinsen.
Sie sollten sich vielleicht besser wieder daran gewöhnen.
Aber wie bereits erwähnt, sind die amerikanischen Realzinsen kein Maßstab, anhand derer man gewinnbringend Gold kaufen oder verkaufen kann. Auch wenn dies noch so schön wäre. Zum Beispiel können Sie sehen, dass das Hoch von Sommer 2011 mit sehr niedrigen Realzinsen zusammenfiel.
Aber die Richtung, in die sich die Realzinsen bewegen, spielt eine Rolle für Gold. Weil der Kauf von Gold an Bedeutung verliert, wenn das Bargeld selbst die Inflation übersteigt. In den Monaten, nachdem in 1971 die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen monatlich stiegen, stieg Gold auf Basis realer, inflationsbereinigter Werte um 0,1%. Aber in den Monaten, in denen die Staatsanleihen fielen, stieg Gold durchschnittlich um 1,6%.
Anders ausgedrückt, würde man versuchen, immer gegen den Trend zu handeln, würde man die besten Monate verpassen. Und für langfristige Sparer würde beim Versuch, reale Kaufkraft mit Bargeld oder fest-verzinslichen Anleihen zu steigern, der Gewinn sehr bescheiden ausfallen, falls die Zinsen nicht höher als die Inflationsrate sind.
Das ist wohl der Grund, warum Menschen Gold kaufen.
Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.