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Was passiert, wenn Politiker Geschäftsideen verwirklichen

In Indien sorgen Goldsparkonten einmal wieder für Schlagzeilen…

Falls es wirklich zu diesen Goldsparkonten bei indischen Banken kommt, könnte dies auch einen Einfluss auf den weltweiten Goldmarkt haben. Aber neben BitGold ist dies vermutlich nur eine weitere schlechte Geschäftsidee für Goldanlagen.

Indien verfügt über keinerlei inländische Minenproduktion. Auf der anderen Seite ist es nach China der zweitgrößte Goldverbraucher weltweit. Die daraus resultierende hohe Einfuhrmenge belastet das ohnehin schon enorme Leistungsbilanzdefizit des Landes. 

Zwar sind Indiens Goldkäufer extrem preisbewusst, doch da über Jahrhunderte hinweg die größte Nachfrage nach Gold aus Indien kam, wird davon ausgegangen, dass sich mittlerweile rund 20.000 Tonnen Gold im Besitz indischer Privathaushalte befinden. Dies entspricht rund jeder achten Feinunze, die jemals weltweit gefördert wurde.

Von daher sucht die Regierung in Neu-Delhi nach Möglichkeiten, dieses Edelmetall zu mobilisieren, um damit die neue Nachfrage mit altem Gold zu bedienen und gleichzeitig die immensen Importrechnungen zu reduzieren.

Schon lange hat der indische Staat sowohl seine Haushalte als auch die Tempel, in denen sich riesige Goldschätze befinden, im Auge.

Die Goldpreise, gemessen in Rupien, stiegen in den vergangenen 41 Jahren 30 Mal. Nur in außerordentlich schweren Zeiten und wenn gleichzeitig die Rupie steigt, wird auf dem Subkontinent mehr Gold verkauft als importiert. Doch dies geschah in den letzten 100 Jahren lediglich zweimal, nämlich während der Weltwirtschaftskrise Mitte der 1930er Jahre und zu Zeiten des globalen Finanzcrashs in 2009.

Kleinkredite werden wesentlich günstiger, wenn der Kreditnehmer seine Schulden mit Gold besichert. Anderseits bedeutet eine Goldeinlage bei einer Bank, dass man sein Edelmetall sozusagen in einen Schmelztiegel wirft. Und im Gegenzug erhält man nur etwas Zinsen und ein Kreditrisiko, dem man eigentlich nicht ausgesetzt sein möchte.  Es gab bereits früher wiederholt Pläne von Goldeinlagen bei Banken. Aber diese zeigten nie den erwünschten Erfolg.

Bereits als die hindu-nationalistische Regierungspartei BJP ihr neues Budget vorstellte, skizzierte sie einen Plan, einen Teil der immensen indischen Goldreserven zum Zahlungsmittel zu machen. Nun wurden letztendlich mehr Einzelheiten bekannt gegeben. Aber mir ist immer noch nicht verständlich, warum ein indischer Privatanleger sein Edelmetall für einen kleinen, in Rupien ausgezahlten Zinssatz abgeben sollte.

Für die Regierung in Neu-Delhi ist die Situation dringlich. Laut der jüngsten Daten haben die Goldimporte im April wieder zugenommen. Und die Rückkehr zu strengeren Einfuhrkontrollen würde lediglich die inländische Korruption und den Goldschmuggel, an denen das Land ohnehin schon leidet, noch weiter verschlimmern.

Meiner Meinung nach würde es allerhöchstens ein wesentlich höherer Zinssatz für indische Goldbesitzer rechtfertigen, ihre jahrhundertalte Tradition aufzugeben und sich von ihrem geliebten Schmuck zu trennen. Aber dadurch würden sich auch die Preise für Juweliere erhöhen, denen die Bank das Gold „ausleihen“ würde, um damit neuen Schmuck für die Nachfrage herzustellen. Immerhin möchten die Banken ja auch daran verdienen.

Doch indische Privatpersonen werden nicht davon beeindruckt sein, ein paar Zinsen für ihr Edelmetall zu bekommen. Und Schmuckhersteller wollen nicht mehr zahlen, als sie es ohnehin schon tun. Die treibende Kraft hinter dieser Entscheidung hat also weniger mit dem Markt zu tun, sondern ist vielmehr politisch motiviert.

Und auch hierbei zeigt sich wieder einmal, dass solche Geschäftsideen, die von Politikern ausgearbeitet werden, meistens nicht die besten sind.

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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