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Warum der Gold-Kaufrausch der Russen nicht die Talfahrt des Rubels aufhalten wird

Russland befand sich in diesem Jahr im Gold-Kaufrausch. Aber dies hat nicht zur Unterstützung der unter Druck stehenden russischen Währung geführt. Doch entgegen einigen Spekulationen kann davon ausgegangen werden, dass Russland wohl auch in 2015 weiterhin viel Gold kaufen wird.

Russland ist hungrig nach Gold

In 2014 war Russland das Land, das am meisten Gold kaufte. Mit dem Zukauf von rund 150 Tonnen Gold hat sich Russland in die Top 5 der Länder mit den größten Goldbeständen hochkatapultiert. Die Goldreserven des Landes von knapp 1.170 Tonnen sind zum aktuellen Marktpreis rund 45 Milliarden Dollar wert. Russland hatte nur einmal zuvor größere Bestände, nämlich als es unter dem letzten Zaren der Romanow-Dynastie kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1.200 Tonnen besaß.  

In letzter Zeit ist der Rubel stark abgestürzt – eine unbequeme Tatsache für all diejenigen Anhänger von Hartgeld im Westen, die denken, dass der Goldkauf durch Zentralbanken auf eine starke Geldpolitik schließen lässt. In dieser Woche betrug der Umrechnungskurs von US-Dollar zu Rubel fast 1:70. Für gewöhnlich steht er bei etwa 1 zu 32.

Russland kauft bereits seit mehreren Jahren viel Gold. Ende 2005 bewilligte Wladimir Putin einen Plan der russischen Zentralbank, die nationalen Goldreserven zu verdoppeln. Als Ziel sollten zukünftig 10% aller Aktiven in Gold gehalten werden, eine Größe, die es seit der Rubelkrise in 1998 nicht mehr gab. Diese Maßnahme ist Teil der wirtschaftlichen und politischen Strategie Putins. Im Inland wird die Menge des Goldbesitzes als Indikator für Russlands Macht betrachtet. Seit 2005 gehört das Land zu den eifrigsten Goldkäufern. Allein im Mai 2010 kaufte die Zentralbank 34 Tonnen Gold in einem Monat.  

Warum Russland weiterhin Gold kaufen und dies trotzdem nicht dem Goldpreis helfen wird

Putins Gold-Politik ist aber nur ein Teil der Geschichte. Auch wenn Russland nun über mehr Gold als China verfügt, wird es auch in 2015 Gold kaufen. Im Land gibt es riesige Goldvorkommen, die abgebaut werden müssen. Russlands Fördermenge an Gold ist derzeit größer als die der USA und liegt nun weltweit auf Platz Drei. Aber internationale Sanktionen aufgrund der Aggressionspolitik in der Ukraine hindern das Land daran, dieses Edelmetall auf dem freien Markt zu verkaufen. Folglich ist der größte Abnehmer des russischen Goldes deren eigene Zentralbank. Diese kaufte 114 der insgesamt 175 Tonnen, die in den ersten neun Monaten dieses Jahres abgebaut wurden.

Was können Investoren daraus lernen?

Westliche Anleger können an diesem Beispiel sehen, dass große Goldreserven einer Regierung nicht automatisch auch ein Garant für eine starke Währung oder eine stabile Wirtschaft fungieren. Die in Russland gelagerten Staatsreserven haben keinerlei Schutz für westliche Investoren geboten, ganz zu schweigen von den russischen Sparern, deren Ersparnisse in Rubel in den vergangenen Wochen wie Schnee dahinschmolzen.

Sollte sich die Währungsschwäche noch weiter verschlimmern, könnte Russland in Versuchung geraten, Gold gegen Rubel zu verkaufen. Doch wie der ehemalige Präsident der US-Notenbank Alan Greenspan einst sagte, ist Gold das ultimative Zahlungsmittel in Krisenzeiten. Und „Krise“ ist das große Reizwort für Putin.

Aufgrund des Symbolcharakters von Gold für die Russen sind Moskaus Goldreserven für deren Regierung vermutlich mehr wert als ihr Barwert. Falls in Moskau beschlossen werden sollte, das Gold zu verkaufen, würde das signalisieren, dass der Kreml aufgrund des Verfalls des Rubels tatsächlich in einer ernsthaften Krise stecken würde. Und dies wiederum würde Putins Image schaden, der gerne den starken Mann markiert und sich vorgenommen hat, Russland von der „Diktatur des Dollars“ zu befreien, und dadurch auch seiner Zustimmungsrate im eigenen Land.

Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

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