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US-Shutdown: Amiland ist abgebrannt

Es ist so weit, die USA haben nun dicht gemacht, schreibt Miriam Kraus.

Der Government Shutdown schickt 800.000 Menschen in den Zwangsurlaub und die Touris stehen vor einer verschlossenen Freiheitsstatue. Doch der Schein trügt. Was so lustig klingt und auch an den Märkten nur geringen Widerhall findet, könnte böse enden. Könnte...muss es aber nicht, so lange die FED Gewehr bei Fuß steht.

Shutdown in den USA: wir haben geschlossen

Die halbe Welt, inklusive der US-amerikanischen Bevölkerung wundert sich. Von der Nasa, über Angestellte von Handels-, Finanz,- und Verkehrsministerium bis hin zu den Köchen der Obamas haben die US-Volksvertreter mal eben 800.000 Staatsangestellte nach Hause geschickt - unbezahlt. Touristen stehen vor verschlossenen Nationalparks und im Weißen Haus muss wieder selber gekocht werden. So arbeiten nun sämtliche US-Regierungsstellen nur noch im Notstrom-Modus, leider sind die Abgeordneten, die die Suppe eingebrockt haben, nicht davon betroffen.

Es geht hier nämlich nicht um notwendige Sparmaßnahmen oder dergleichen, sondern schlichtweg um einen Haufen verbohrter und sturer Parlamentsstühle-Plattsitzer, denen ein schlichter politischer Sieg wichtiger ist, als das Wohl ihrer Nation, geschweige denn jenes des Restes der Welt. Nur weil ihnen Obamas Gesundheitsreform nicht schmeckt, verabschieden sie aus purer Gehässigkeit keinen Haushalt und verdammen so die Regierung der (noch) größten Volkswirtschaft der Welt zum Shutdown, also zur Handlungsunfähigkeit. In einem Rechtssystem würde man eine derartige Vorgehensweise wohl Erpressung nennen. Verstehen Sie mich nicht falsch: natürlich sollen in einer Demokratie Abgeordnete das Recht ausüben eine Gesetzesvorlage auch abzulehnen. Doch wenn das auf dem üblichen Wege offenbar nicht gelungen ist (sogar der Supreme Court, also der Oberste Ami-Gerichtshof hatte die Reform gebilligt) dann muss man es eben mal gut sein lassen.

[Das besonders lustige an der ganzen Sache ist allerdings, dass Obamas Gesundheitsreform sogar nach dem Vorbild einer Gesundheitsreform im US-Bundesstaat Massachusetts gestrickt ist. Und diese Reform verdankte der Bundesstaat seinem ehemaligen Gouverneur Mitt Romney - und von dem haben Sie vielleicht schon gehört, denn der trat für die Republikaner, die jetzt die haargleiche Obama-Reform torpedieren, als Präsidentschaftskandidat an.]

Na ja, peinlich sollte es den Amerikanern, nein vor allem den Parlamentsstühle-Plattsitzern allemal sein, wenn sogar China Daily lachend schreibt: „...die Regierung der...einzigen Supermacht...ist lahmgelegt."

Klingt lustig, nicht wahr? Na gut das ist es auch...aber dennoch wäre es ziemlich gefährlich den Ernst der Lage vollkommen zu unterschätzen, wie es die Märkte derzeit noch tun. Man hat fast den Eindruck, dass der Shutdown in den USA derzeit vor allem für einen guten Lacher sorgt, vielleicht noch Kopfschütteln bei etwas ernsthafteren Zeitgenossen. Nichts gegen einen guten Lacher, aber wir dürfen auf keinen Fall vergessen, was am 17.Oktober ebenfalls noch droht:

Die Erreichung der Schuldenobergrenze

Die liegt derzeit bei 16,7 Billionen US-Dollar und muss bis zum 17.10. angehoben werden, damit die USA sich weiter refinanzieren dürfen. Wird die Schuldenobergrenze durch die Parlamentsstühle-Plattsitzer nicht angehoben, dann kann die US-Regierung ihren Schuldendienst nicht mehr bedienen, ist damit pleite und kann sich hinter Griechenland einordnen (ach, ich vergaß, Griechenland ist ja gar nicht pleite, das sieht nur so aus ;-)).

Eigentlich ist diese Schuldenobergrenze eine Farce. Denn seit ihrem Bestehen wird sie laufend und immer weiter angehoben. Und das ist noch nicht einmal alles, denn eigentlich sind auch diese 16,7 Billionen US-Dollar nur Augenwischerei. Denn in dieser Zahl fehlen ja die ungedeckten Verbindlichkeiten der USA völlig, wie zum Beispiel die Kosten der Sozialversicherung oder der öffentlichen Krankenversicherung Medicare, oder auch solcher ausgebuchter Kostenherde wie die Pleite-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac. Wenn wirklich jemand wissen wollte, wie hoch die tatsächlichen Schulden der Supermacht sind, dann käme er vielleicht sogar in den 100 Billionen US-Dollar-Bereich.

Aber wer will das schon wissen?! Die Marktteilnehmer jedenfalls nicht. Und warum wollen sie das nicht wissen? Weil ihnen der liebe Ben von der US-Notenbank FED das zitternde Händchen hält. Ähnlich ist es im Übrigen auch in Europa - auch hier wären die Auswirkungen der italienischen Regierungskrise größer, wenn nicht die EZB mit ihrer Alles-wird-wieder-gut-mit niedrigen Zinsen-und viel Geld-Politik die Märkte in eine dämpfende Trance schicken würde.

So lange die FED ihre Politik nicht beendet, bleiben die Märkte im Drogenrausch. Und so lange werden die Märkte sich der Realität auch nicht stellen.
 

Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Wirtschaft arbeitete Miriam Kraus als Analystin in einer Zürcher Vermögensverwaltung. Seit 2007 ist sie freiberufliche Finanzanalystin und arbeitet mit dem Investor Verlag zusammen.  Ihre besonderen Kennzeichen sind die hartnäckige Recherche und ein Gespür für wesentliche Aspekte.

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