Sinkende Risikoaversion – Goldpreis bricht ein
Die Anleger sind offenbar der Ansicht, dass eine Eskalation der Krim-Krise und härtere wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland derzeit wenig wahrscheinlich sind. Das führte dazu, dass der Goldpreis bereits in den Sturzflug überging, bevor die Ergebnisse der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank bekannt wurden. Eine Entwicklung, die sich dann noch verstärkte.
Die Annektierung der Krim durch Russland hat – zumindest bislang – nicht zu einem Aufflammen der Gewalt geführt und die angedrohten harten Sanktionen der USA und der EU gegen Russland sind bislang eher milder ausgefallen als erwartet. Diese Entwicklungen haben die Märkte erst einmal beruhigt und die geopolitischen Spannungen erst einmal in den Hintergrund gedrängt. Der Goldpreis brach ein, während die Aktienmärkte zulegten, als der russische Präsident Wladimir Putin erklärte, Russland habe keine Ambitionen, weitere Regionen zu annektieren – auch wenn viele Beobachter Putins Worten nicht trauen. Doch Spannungen zwischen der Ukraine und Russland sind noch lange nicht beseitigt. Jede Eskalation der Spannungen in der Ukraine oder weiteres russisches Eindringen in die Ukraine dürfte die Risikoaversion der Anleger sofort wieder steigen lassen.
Zum weiteren Verfall des Goldpreises trugen die Äußerungen der Fed und ihrer Chefin Janet Yellen bei. Wie erwartet hatte die US-Notenbank beschlossen, ihre Anleihekäufe zur Stützung der US-Wirtschaft um weitere 10 auf nun 55 Mrd. USD pro Monat zu drosseln. Und solange der Arbeitsmarkt auch weiterhin Besserung zeige und die Inflation unter 2,0% bleibe, habe die Fed auch keinen Grund, ihren geldpolitischen Kurs zu ändern, erklärte Yellen.
Die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed seien derzeit der Ansicht, dass die US-Wirtschaft ausreichende grundlegende Stärke aufweise, um eine anhaltende Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt zu stützen, hieß es in einer Erklärung der Notenbanker. Zwar gebe es durchaus noch Aufholbedarf, so Yellen, doch habe man auch größer als erwartete Fortschritte erkennen können, so Yellen.
Allerdings, gab Yellen zu, dass die Fed im Januar wohl zu optimistisch gewesen sei. Man sei zwar weiterhin auch optimistisch, dass die Wirtschaft sich in die richtige Richtung entwickle, führte die Fed-Chefin weiter aus, doch sei die Drosselung der Anleihekäufe nicht in Stein gemeißelt. Allerdings, fügte sie hinzu, würde es einer extremen Veränderung der Datenlage bedürfen, um die Notenbanker von ihrem derzeitigen Kurs abzubringen. Zwei Faktoren, die sich dafür erheblich verschlechtern müssten, seien der Ausblick für den Arbeitsmarkt und eine Veränderung der Inflationsprognosen.
Ohne solche Veränderungen, so Yellen, könnte die Fed ihr Quantitative Easing-Programm bereits zum Herbst dieses Jahres vollständig einstellen. Allerdings, beeilte sie sich hinzuzufügen, rechne die US-Notenbank die Zinsen noch über einen beträchtlichen Zeitraum niedrig zu halten. Auf Nachfrage erklärte Yellen, dass der Zeitrahmen schwer zu bestimmen sei, aber um die sechs Monate betragen könne.
Im frühen europäischen Handel liegt der Goldpreis derzeit (09:35 Uhr) bei rund 1.331 USD pro Unze.