Platin: Das Edelmetall für Rationalisten?
Anlässlich der „Platinum Week“, die in dieser Woche in London stattfindet…
Platin gilt als Edelmetall für Rationalisten. Ein Industriemetall, das keinerlei nennenswerte monetäre Vergangenheit besitzt und bislang auch keine große Rolle als Kapitalanlage spielte. Von daher gibt es Platin gegenüber auch nicht so starke Stimmungsschwankungen (ausgelöst entweder aus Sorge oder auch Profitgier), die bei anderen Anlagewerten wie Gold und Silber zu beobachten sind.
Zumindest wird von Platin-Anhängern häufig so argumentiert.
Deswegen wagen es Analysten und Vermögensverwalter auch eher, Preisprognosen für dieses grau-weiße Edelmetall abzugeben, hauptsächlich einfach durch einen Blick auf die vorhandenen Daten und das Austarieren von Angebot und Nachfrage.
Der vollständige Endverbrauch von Platin beläuft sich lediglich auf einen Gesamtwert von 11 Milliarden USD pro Jahr und stellt somit nur einen Bruchteil von Gold mit seinen 171 Milliarden USD dar. Selbst Silber liegt mit 20 Milliarden USD deutlich höher.
Gold-Fans wie ich profitieren von den Forschungsergebnissen der etablierten Londoner Analyseunternehmen Metals Focus sowie GFMS und anderen Berichten, beispielsweise von CPM Group aus New York.
Aber bei Platin kommen zu den oben genannten Forschungsinstituten auch noch der Veredler und Marktführer Johnson Matthey, SFA Oxford und der kürzlich gegründete World Platinum Investment Council (WPIC) hinzu.
„Es ist verständlich, dass sich Investoren mit den Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage, die den Platinmarkt beeinflussen, auseinandersetzen möchten“, steht im jüngsten Quartalsbericht des WPIC.
Das gilt natürlich auch für alle Anlagen, inklusive Rohstoffe und monetäre Metalle. Aber oftmals langen deren Fundamentaldaten nicht aus, da neben der Angebot-und-Nachfrage-Situation viele weitere Faktoren die Preisentwicklung mitbestimmen. Dies sieht man deutlich bei Gold.
Bei Platin sieht man jedoch häufig lediglich eine Art mechanische Darstellung der Marktbilanzen, die einfach die Nachfrage vom Angebot abziehen und je nachdem, ob ein Überschuss oder Defizit herauskommt, davon ausgehen, dass dies fallende beziehungsweise steigende Kurse mit sich bringen muss. Aber ganz so einfach ist es nicht.
Laut Johnson Matthey gab es in 2014 auf dem Platinmarkt ein Rekorddefizit, und die Nachfrage übertraf das Angebot um rund 1 Million Feinunzen. Dennoch fielen die Preise während des Jahres um 100 USD je Feinunze auf 1385 USD.
Fallende Preise trotz ungenügender Menge an Metall?
Für 2015 sagt Johnson Matthey voraus, dass sich das Defizit bei Platin auf 285.000 oder vielleicht sogar auf 190.000 Feinunzen reduzieren wird. Doch unabhängig davon muss dies den Glauben der Rationalisten an die Fundamentaldaten von Platin kräftig erschüttert haben.
Gold- und Silberanleger wissen, wie sich das anfühlt.