Neue Verwendungen von Silber sollen bis 2018 um 275% ansteigen
Die Verwendung von Silber bei flexiblen Touchscreens, LED-Chips und der Halbleiter-Stapelung wird sprunghaft ansteigen…
Laut neuester Forschungsergebnisse könnte die Verwendung von Silber in drei schnell wachsenden Technologiebereichen innerhalb der nächsten vier Jahre um rund 275% zunehmen.
Diese neuesten Verwendungsgebiete von Silber „sehen möglicherweise auf den ersten Blick bescheiden aus“, steht in dem 22-seitigen Bericht, der für das in Washington ansässige Silver Institute angefertigt wurde, das aus internationalen Minenbetreibern, Veredlern, Produzenten und Großhändlern besteht.
Wenn man allerdings flexible Bildschirme mit Berührungseingabe, LEDs (Leuchtdioden) und sogenannte Interposer für die Stapelung von Halbleiter-Chips in der Elektronik betrachtet, so soll deren Silberverwendung bis zum Jahr 2018 von derzeit 125 Tonnen auf rund 450 Tonnen steigen, wie das Beratungsunternehmen Metals Focus aus London berichtet. Im Vergleich dazu beträgt die gesamte Silbernachfrage aus der Industrie momentan rund 15.000 Tonnen pro Jahr.
„Auch wenn diese Technologien an sich nicht wirklich neu sind, erleben sie erst jetzt eine breitere kommerzielle Verwendung“, erklärt Metals Focus. Die Silberpreise stiegen zwischen 2009 und 2012 auf das 4,5-fache an, was durch die Finanzkrise ausgelöst wurde und dazu führte, dass viele Hersteller von Handys und E-Book-Readern auf andere Materialien für leitfähige Tinte auswichen. So wird einem Bericht des Marktforschungs-Unternehmens IDTechEx zufolge von zahlreichen Herstellern Indium-Zinn-Oxid (ITO) als Alternative verwendet.
Bei den sich ausbreitenden flexiblen Displays erweist sich ITO jedoch als nachteilig, wie im Silber-Technologiebericht von Metals Focus festgestellt wird, da es sich um ein „sprödes und zerbrechliches Material“ handelt. Indem man dieses durch Nano-Drähte aus Silber ersetzt, wird der Bildschirm so biegsam wie das verwendete Material. Was die visuelle Darstellung betrifft, wurden „von einigen Unternehmen der Branche bereits eine 95%ige Transparenz erreicht“.
Die Kosten für diese Tinte-und-Paste-Komponente für leitfähige Bildschirme belaufen sich für die Industrie in 2014 auf schätzungsweise 1,6 Mrd. US-Dollar. IDTechEx rechnet damit, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre dieser Markt um jährlich 4,5% wachsen wird. Touchscreens, deren leitfähige Tinte Silber enthält, benötigen 18-20 Gramm pro Quadratmeter. Indium wird vorranging in China abgebaut, wohingegen Silber in mehreren Ländern weltweit gefördert wird.
Experten des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts IHS sind der Meinung, dass der Verkauf von Touchscreens ohne ITO allein in 2014 um 300% steigen könnte. Laut David Jollie, Edelmetall-Analyst des japanischen Konglomerats Mitsui, „bedeutet die Zunahme an Tablets, Smartphones und vor allem Touchscreen-Monitoren, dass sich die Silbernachfrage in diesem Bereich im nächsten Jahrzehnt verdoppeln könnte, was die schwache Nachfrage aus dem Photovoltaik-Sektor (Solarmodule) mehr als kompensieren würde“.
Unterdessen wird damit gerechnet, dass die weltweite Nachfrage nach LED-Chips in diesem Jahr auf 61 Milliarden Einheiten ansteigen wird. Dies sei eine Zunahme von mehr als 250% gegenüber dem Stand vor zwei Jahren, berichtet NPD Display Search. Und die abnehmende Nachfrage nach LED-Chips in dem Bereich der Fernseher und anderer Kleingeräte wird durch die Verwendung im Außenbereich und bei allgemeinen Leuchtmitteln ausgeglichen. Unter dem Vorsatz, die Energieeffizienz weiter zu verbessern, wird in dieser Branche verstärkt auf Silber zurückgegriffen, sowohl wegen der Lichtreflexion der Module als auch für die Kontaktdrähte und Klebstoffschichten.
Bei der dritten von Metals Focus erwähnten Technologie handelt es sich um die sogenannten Interposer, eine Verbindungstechnik, die zwischen integrierten Schaltkreisen und der Leiterplattentechnik angesiedelt ist. Diese ermöglichen es Elektronik-Herstellern, Mikrochips zu „stapeln“ und dadurch Platz zu sparen und die Funktionalität zu steigern. Zur Verbindung der verschiedenen Chips „wurden traditionell Interposer verwendet, die aus Silizium hergestellt wurden“, wird im Bericht des Silver Institute erklärt. Doch die verstärkte Nachfrage in letzter Zeit hat zur Folge, dass das Material schnell an seine Grenzen hinsichtlich der Leistung und Kosteneffizienz stoßen wird.
Die Verwendung von Silber hierbei befindet sich immer noch in einem frühen Stadium, betont Metals Focus. Außerdem konkurriert das Edelmetall dabei mit anderen möglichen Materialien, allen voran Kupfer. Wenn man allerdings von dem aktuellen Jahresverbrauch von schätzungsweise 15 Tonnen ausgeht, würde eine kommerzielle Einführung bedeuten, dass in 2018 rund 10-20 Mal so viel Silber für diese Technologie verwendet wird, falls diese „mit einer starken Endverbrauchernachfrage einhergeht“.