Ist das der Niedergang des Westens? Noch nicht.
Wenn Sie den Medien glauben, begann die westliche Welt bereits vor dem Ersten Weltkrieg vor rund 100 Jahren, ihre Macht gegenüber Asien zu verlieren.
Dasselbe hörte man in letzter Zeit auch im Zusammenhang mit den weltweiten Goldbeständen, die im Westen weiter abfließen und von Investoren im Osten aufgeschnappt werden. Solch eine Entwicklung gibt es also auch im 21. Jahrhundert. Zumindest ist es das, was einige Menschen behaupten.
Es gibt immer gewisse Strömungen. Und Chinas Wirtschaftsaufschwung der letzten Zeit ist weltweit nicht so überragend, wie oft gesagt wird. Zumindest ist dies, was man beim Surfen im Internet findet.
„Auch wenn China weltweit ein immer wichtigerer Akteur wird, gemessen am Marktwechselkurs, so ist es immer noch deutlich kleiner als die USA oder die Euro-Zone… und erst recht als beide zusammen“, meint ein Ökonom der Weltbank.
Laut der aktuellen Prognose der Weltbank wird, kurz zusammengefasst, das Wachstum im reichen Westen immer noch die Konjunkturverlangsamung in China überwiegen. (Mehr Information hier auf Seite 31.)
Auch bei Gold „geht es nicht nur um China“, sagt der erfahrene Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Christian von der Unternehmensberatung CPM in New York.
„In den vergangenen sechs Jahren wurde von Investoren mehr in der Schweiz gelagertes Gold gekauft als solches, das in China aufbewahrt wird.“
Mehr Details erhalten Sie in dem Kommentar von CPM. Oder sehen Sie Jeff Christian im Interview mit Kitco, das am vergangenen Wochenende im Rahmen der IPMI-Konferenz im sonnigen Miami stattfand.
Bei Gold geht es – ebenso wie bei der Weltwirtschaft - um viel mehr als nur um China. Und dasselbe trifft auch auf die weltweiten Aktienmärkte zu. Erst heute nahm der internationale Finanzdienstleister und Benchmarking Group MSCI inländische chinesische Aktien von ihren wichtigsten Indizes. Als Grund wurden Pekings strenge Kontrollen über die Geldzuflüsse und –abflüsse angegeben.
Allerdings werden Chinas Devisenkontrollen allmählich etwas gelockert. Bei Gold verhält es sich aber anders. So wurde heute aus Peking verkündet, dass China – das bereits der weltweit größte Verbraucher und Produzent von Gold ist – auch die weltweit zweitgrößten Bestände von noch nicht gefördertem Gold besitzt.
In 2013 konnte die massive Goldnachfrage aus China nicht den starken Rückgang der Goldpreise aufhalten. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass mit der Zeit der weltweit größte Verbraucher und Produzent (und vielleicht bald auch Besitzer?) von Gold einen stärkeren Einfluss auf die Preise haben wird. Solche westlichen Investoren, die eine proportional schwindende Kaufkraft befürchten, sollten nicht ignorieren, welche Rolle China zukünftig in der Wirtschaft und auf dem Goldmarkt spielen wird.