Indische Goldpreise „straucheln“ aufgrund lockerer Einfuhrbestimmungen
Erste Schritte in Richtung einer Lockerung von Indiens Importregelungen lassen Goldpreise fallen…
Die Goldpreise in Indien gerieten laut Händlern vor Ort am Donnerstag „ins Straucheln“, nachdem deren Zentralbank ankündigte, die strengen Einfuhrbegrenzungen lockern zu wollen. Diese hatten zur Folge, dass Schätzungen nach bis zu 25% des dortigen Goldflusses über den Schwarzmarkt liefen.
Mit der Unterdrückung der nachvollziehbaren (und besteuerbaren) Importe sollte Indiens Leistungsbilanzdefizits reduziert werde, das daraufhin tatsächlich von den zuvor erreichten Rekordwerten um zwei Drittel nach unten gedrückt werden konnte, wodurch auf den Devisenmärkten im Sommer 2013 der Wert der Rupie auf ein Allzeittief fiel.
Durch den Wahlsieg des nun designierten Premierministers Narendra Modi erlitt die noch regierende Kongresspartei in den Parlamentswahlen, die in diesem Monat stattfanden, eine Schlappe. Kurz darauf verkündete in dieser Woche die Reserve Bank of India (RBI), dass private Schmuckunternehmen nun anfangen könnten, zum ersten Mal seit 2013 wieder physisches Gold für die Weiterverarbeitung zu importieren.
Einige Unternehmen können nun zudem damit anfangen, sich Geld zu borgen, um die Goldimporte zu finanzieren.
Modi ist ein Befürworter von Indiens Schmuck- und Goldgeschäften, der sich dafür aussprach, dass die Einfuhrbeschränkungen – die faktisch ein Verbot darstellen – den Goldschmuggel förderten sowie das sogenannte „Hawala“-System, in dessen Schattenwirtschaft Korruption und Bestechung gedeihen.
„RBIs Lockerung der 20:80-Regelung bei Goldimporten ist gut für die Edelstein- und Schmuckindustrie“, sagte Mohit Khamboj, Präsident des indischen Edelmetall- und Schmuckverbands IBJA, gegenüber der Economic Times.
Am Donnerstag fielen die indischen Goldpreise mit 28.550 Rupien je 10 Gramm auf den tiefsten Stand seit 9 Monaten. Dies entspricht 1525 USD je Feinunze. Kamboj erklärte gegenüber der Economic Times, dass er bis zum Diwali-Fest, dem hinduistischen Lichterfest, das zugleich das Ende der jährlichen indischen Hauptsaison für den Goldkauf darstellt, mit einem weiteren 20%igen Preisrückgang rechne.
Auf dem weltweiten Goldmarkt hat die Zunahme des legalen Zufluss nach Indien, dem ehemals größten nationalen Goldverbraucher, „dazu beigetragen, die Preise zu unterstützen“, kommentiert David Govett, Broker bei Marex in London. „Aber es bedarf um einiges mehr, bis die indischen Importe wieder die schwindelerregenden Höhen von 2012 und 2013 erreichen.“
Im Gegensatz zu den indischen Goldpreisen stiegen am Donnerstag die Aktien des großen Schmuckherstellers Titan Co. Ltd (BOM:500114) in Mumbai um 11% und erreichten somit fast den höchsten Stand seit dem Aktiensplit im Juni 2011.
Anteile an Indiens größter Einzelhandelskette Gitanjali Jems (BOM:532715) stiegen ebenfalls um 12% an einem Tag, wodurch deren Aktien das Zweifache des Wertes erreichten, den sie Ende 2013 hatten.