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Indien will den Schatz der Götter heben

Gold ist auf dem Subkontinent traditionell beliebt – rund 20.000 Tonnen lagern in indischen Tempeln und Haushalten. Jetzt will die Regierung Modi die gigantischen Bestände produktiv nutzen, schreibt Frederic Spohr vom Handelsblatt.

Gold ist auf dem Subkontinent traditionell beliebt – rund 20.000 Tonnen lagern in indischen Tempeln und Haushalten. Jetzt will die Regierung Modi die gigantischen Bestände produktiv nutzen.

Bangkok. Der Schatz ist groß, da kann schon mal was verloren gehen. Hunderte Kilogramm Gold im Wert von rund zehn Millionen Euro seien aus dem Padmanabhaswamy-Tempel hinausgetragen worden, bemerkte jüngst ein von der indischen Regierung eingesetzter Sonderkontrolleur. Wohin, konnte er nicht sagen. Eventuell wurde es bei Reinigungsarbeiten entwendet.

Das Gold der Inder weckt Begehrlichkeiten. Jetzt hat es auch der Premierminister Narendra Modi darauf abgesehen. Diese Woche hat die Regierung Pläne vorgestellt, wie die gigantischen Goldvorräte im Land monetarisiert und produktiv genutzt werden können.

Allein in den heiligen Stätten des Landes lagern schätzungsweise rund 3.000 Tonnen Gold. Hinzu kommen noch einmal gewaltige Reserven der privaten Haushalte: In Indien wird die immer noch weitverbreitete Mitgift größtenteils in Gold bezahlt, außerdem ist es ein beliebter Inflationsschutz und natürlich Statussymbol. Der World Gold Council, eine Lobby-Organisation der Goldindustrie, schätzt die Goldvorräte des Subkontinents auf mehr als 20.000 Tonnen.

Viel Kapital, das weder für Investitionen noch für den Konsum verwendet wird. Es steht im Wohnzimmer oder wird an Feiertagen aus dem Tempel geholt und im Kreis herumgetragen. Jetzt sollen Tempel und Haushalte mit steuerfreien Zinszahlungen überzeugt werden, das Gold bei Banken zu deponieren, teilte die indische Regierung mit. Die Banken sollen das Gold dann Schmieden für die Weiterverarbeitung zur Verfügung stellen oder es möglicherweise auch als Sicherheit bei der Zentralbank angeben können.

Die Regierung will so unter anderem die teuren Goldimporte des Landes verringern. Kein anderer Staat importiert so viel Gold wie Indien. Das Edelmetall treibt das indische Handelsdefizit in die Höhe, das die Regierung seit Jahren unter anderem mit Einfuhrrestriktionen bekämpft.

In diesem Haushaltsjahr soll es nun endlich auf weniger als ein Prozent der Wirtschaftsleistung sinken. Medienberichten zufolge hofft die Regierung, dass durch das Programm die Importe von derzeit bis zu 1.000 Tonnen um ein Viertel sinken könnten.

In der Goldwirtschaft stoßen die Pläne auf Zustimmung: „Warum sollte Indien diese Goldvorräte nicht produktiv nutzen?“, sagt Sribash Dasmohapatra, Direktor des Verbandes der Edelstein- und Schmuckindustrie, dem Handelsblatt. „Ich hoffe, dass auch Tempel das Angebot annehmen.“

Der Goldrausch der Inder stört die Regierung schon lange. Bisherige Programme scheiterten aber aufgrund geringer Anreize. Ärmere Haushalte waren außerdem wegen zu hoher Mindestmengen ausgeschlossen. Wie hoch das Gold nun aber verzinst werden soll, diese Entscheidung obliegt den Banken. Analysten rechnen mit bis zu drei Prozent. Frühere Programme haben nur ein Prozent eingebracht. Trotzdem hat eine Stiftung, die im Bundesstaat Kerala das Vermögen Tausender Tempel verwaltet, schon abgewinkt: Das Gold sei für die Götter bestimmt, und nicht für Banken.

Das Handelsblatt ist eine täglich erscheinende Wirtschafts- und Finanzzeitung in deutscher Sprache.

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